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TANKARD: B-Day
von rls

TANKARD: B-Day   (AFM Records)

"In heaven there is no beer, that's why we drink it down here." Ein Satz, den jedermann sofort als einem der Alkoholvernichtungshits aus Mainhattan entsprungen charakterisieren würde - und doch stammt er nicht von Tankard, sondern von den Spudmonsters aus den USA. Interessanterweise agieren einige von deren Ex-Mitgliedern, darunter der Sänger, heute in religiös ausgerichteten Hardcorebands (religiös bedeutet hier so viel wie Krishna-Anhänger) - das dienstjüngste Tankard-Mitglied Andi Gutjahr (Gitarre) hat eine entgegengesetzte Entwicklung hinter sich, spielt allerdings parallel immer noch (und hoffentlich noch lange) bei den in christlichen Kreisen absoluten Kultstatus genießenden Lightmare. Tankard selbst, ein Blick aufs Cover (mal wieder Sebastian Krüger) macht es unmißverständlich deutlich, feiern mit "B-Day" ihr 20jähriges Gründungsjubiläum und sind (ob nun aus diesem Grunde oder nicht, sei dahingestellt) nach der schrittweisen Rückbesinnung auf den punkangehauchten Thrash der Frühzeit, die der Kenner auf den letzten Platten bemerkte, einen weiteren Kilometer auf diesem Weg gegangen. Den Gitarristenwechsel registriert man dabei fast gar nicht mehr - hatte Andi Gutjahr auf "Kings Of Beer" noch den einen oder anderen Lauf "eingeschmuggelt", den der Experte als Lightmare-verdächtig identifizieren konnte, so sind diese Momente auf "B-Day" auf ein Minimum geschrumpft (das Solo von "Underground (Atmosphere Hostile)" beinhaltet z.B. noch ein paar davon). Tankards Geburtstagslied heißt "Ugly, Fat And Still Alive", nicht nur aufgrund des Verschens "Twenty years of thrash 'til death", das Destruction irgendwie bekannt vorkommen dürfte, sondern aufgrund der kompletten Lyrics, in denen sich jede Menge Songtitel der Tankard-Geschichte wiederfinden. Mit "Alcoholic Nightmares" oder "Need Money For Beer" frönen die Frankfurter (in 20 Jahren Bandgeschichte spielten ausschließlich Bürger dieser Stadt in der Band, insgesamt neun an der Zahl) noch mehrmals ihrem Imagehobby, aber auch der eine oder andere ernstzunehmendere Text läßt sich finden. Der allererste Tankard-Titel überhaupt, geschrieben in der 10. Klasse des Goethe-Gymnasiums und eingeprobt im Heizungskeller der Matthäuskirche, soll acht Minuten gedauert, "Ray Death" geheißen und sich mit den Gefahren des Atomkrieges auseinandergesetzt haben; er blieb der Nachwelt akustisch offenbar nicht erhalten, denn er tauchte nicht auf den beiden Demos "Heavy Metal Vanguard" und "Alcoholic Metal" auf. Deren Material gibt's auf der limitierten Erstauflage als Bonus-CD beigelegt, insgesamt 17 Tracks, davon einige, die schon in den 80ern professionelle Zweitverwertung auf regulären Veröffentlichungen fanden, andere wiederum, die bisher dem Lichte der breiten Öffentlichkeit verborgen blieben, und eine dritte Gruppe, die bei der Wiederaufnahme der Neueinspielungspraxis seit dem 1998er Album "Disco Destroyer" berücksichtigt wurde. "Rundown Quarter" steht dabei in der heutigen Version auf dem regulären Silberling von "B-Day", was ein Querhören zur Originalversion möglich macht - nur dem Rezensenten nicht, denn der hat die Bonus-CD leider nicht vorliegen und besitzt auch die originalen Demos nicht. Dafür kann er konstatieren, daß sich Tankard das Riff von "Zero Dude" bei The Sweet ausgeborgt, in "New Liver Please!" fast progressive Baßleads eingebaut und im Vergleich zum letzten Silberling "Kings Of Beer" wieder leicht an Tempo zugelegt haben. Eine Hymne wie der seinerzeitige Titeltrack ist diesmal allerdings weit und breit nicht auszumachen. Trotzdem: Herzlichen Glückwunsch zum Durchhaltevermögen, und nun will ich die Band bei passender Gelegenheit auch endlich mal live sehen.
Kontakt: www.afm-records.de, www.tankard.org



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