www.Crossover-agm.de STIMULANS: See The Light
von rls

STIMULANS: See The Light   (Miner Records)

Ost- und südosteuropäische Bands haben bekanntlich öfter mit instabilen Besetzungen zu kämpfen, einfach weil die Lebensumstände in den betreffenden Ländern größeren Schwankungen unterliegen als in Mittel- oder Westeuropa, so daß es für Musiker nicht einfach ist, Profi- oder zumindest Halbprofitum zu realisieren, während reine Hobbymusiker vor den üblichen pekuniären Problemen stehen. Aber selbstverständlich läßt sich das nicht generalisieren, und zu den Ausnahmen zählen beispielsweise Stimulans aus Zagreb. Von der Gründungsbesetzung anno 2001 sind mit Bassist Ivan Dabro und Gitarrist/Sänger/Bandkopf Mario Culjak immerhin noch zwei Musiker an Bord, der zweite Gitarrist Darko Grubisic gehört auch schon seit 2004 zur Band, und auch der Drumsessel war dreizehn Jahre stabil besetzt, nämlich mit Alen Durasimovic, der die Band dann aber verlassen hat - offensichtlich im Guten, denn ihm ist eine enthusiastische Danksagung gewidmet. Sein Nachfolger, im Booklet bereits angeführt, heißt Ivica Bilic, und die Szene in und um Zagreb scheint so vital zu sein, daß er nicht etwa der automatische Hauptkandidat war, sondern etliche Drummer zu einer Audition geladen wurden, unter denen sich Bilic dann durchsetzte. Da Mario Culjak ja nach wie vor das kreative Zepter in der Hand hält, dürfte mit grundlegenden Änderungen nicht zu rechnen sein - aber die bisherigen längeren Zeitspannen zwischen den Werken lassen gewisse veränderte Ausjustierungen trotzdem möglich erscheinen, wie es sie auch in den fünf Jahren zwischen dem Debütalbum "Dust" (dem vor abermals fünf Jahren eine EP vorangegangen war) und dem neuen Werk "See The Light" gegeben hat. Auf dem Vorgänger hatten Stimulans zwischen knackig-kompakten Power-Metal-Nummern um die vier Minuten auch etliche epischere Tracks eingeflochten: Vier der zehn Songs lagen über der Sechs-Minuten-Marke, an der Spitze das über neunminütige Instrumental "War". Die Dichte solcher epischer Nummern ist auf dem neuen Werk nun deutlich gesunken, auch wenn es sie durchaus immer noch gibt, wie das erst kurz vor der Sechsminutengrenze endende schleppende "End Of Your World" an Songposition 3 unter Beweis stellt. Aber ansonsten zeigen sich Stimulans diesmal eher als Anhänger einer etwas kompakteren Herangehensweise, was natürlich technische Kabinettstückchen wie das rhythmisch verschrobene Strophenarrangement von "Slave Of The Veil" wiederum nicht ausschließt, mit dem der neue Drummer gleich mal eine harte Nuß knacken darf, wobei der Song von der Kombination dieser schrägen mit sehr geradlinigen Parts lebt und seine Spannung gewinnt. Stimulans haben sicherlich die schwarze Metallica-Scheibe in ihren Tonträgerschränken, aber ansonsten kommen die musikalischen Vorbilder scheinbar eher aus Schweden. Einige Riffs erinnern ein wenig an Morgana Lefay, aber die Ortsnachbarn Tad Morose in ihrer späteren, keyboardfreien Version passen als Vergleich noch besser, und Culjaks Gesang erinnert den Rezensenten phasenweise an irgendjemanden, aber ihm ist noch nicht eingefallen, an wen. Culjak hält sich durchgehend in angenehmen, nur manchmal leicht angerauhten und sonst sehr klaren mittleren Lagen auf, und der besagte Vergleich ist an den höheren Elementen seines Gesangs festzumachen und liegt, soviel hat das Gehirnskastel des Rezensenten bisher hergegeben, irgendwo im Progbereich. In Tateinheit mit seinem Kompagnon Grubisic zeichnet Culjak zudem für einige doppelstimmige Gitarrenmelodien verantwortlich, die sich dadurch auszeichnen, eben gerade nicht an Iron Maiden zu erinnern. Tempotechnisch verläßt das Quartett die mittleren Lagen nur selten, setzt die Untergrenze etwa beim schleppenden, aber noch nicht ganz Doom darstellenden "End Of Your World" und rückt erst an Position 6 mit "Sailing On" einen fröhlich galoppierenden Speedsong heraus, der zugleich das Händchen der Kroaten für eingängige, aber nicht platte Refrains demonstriert, das man auch in einigen anderen Songs bereits diagnostizieren. Fit an ihren Instrumenten sind sie sowieso, und sie folgen in sehr angenehmer Weise der alten Songwritingschule, eine oder zwei Ideen konsequent als Song auszuarbeiten, anstatt den Hörer mit neuen Ideen in Sekundentakt zu bombardieren. Der zweite Speedsong der Scheibe, "Hopeless (Warrior)", schließt eine für Anhänger traditionellen melodischen (und keyboardfreien) Power Metals definitiv interessante Veröffentlichung ab, die nur hoffen läßt, daß die Kroaten vielleicht nicht wieder fünf Jahre bis zum nächsten Werk (das dann sinnvollerweise außer dem Bandlogo auch den Albumtitel auf den Trayseiten zeigen sollte, um die Ordnungshaltung in der Sammlung zu erleichtern) brauchen.
Kontakt: www.miner.rs, www.facebook.com/metalstimulans

Tracklist:
Before Your Eyes
Dance Of The Headless Swan
End Of Your World
Slave Of The Veil
See The Light
Sailing On
Reach For The Freedom
Heavy Heart
Hopeless (Warrior)
 




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