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SPLIT HEAVEN: Death Rider
von rls

SPLIT HEAVEN: Death Rider   (Pure Steel Records)

Personell kommen Split Heaven nicht zur Ruhe. Auf ihrem Album-Viertling "Death Rider" haben sie keinen Bassisten, so daß der nach Pedro Zelbohrs Ausstieg zur Gitarre gewechselte vormalige Bassist Carlo Hernández diesen Job im Studio mit erledigen mußte, und außerdem ist schon wieder ein neuer Sänger an Bord, so daß Giancarlo Farjats "Amtszeit" nur ein Album lang währte. Der Neue heißt Jason Conde-Houston, könnte Undergroundfans schon von Skelator ein Begriff sein und führt sich gleich im Opener und Titeltrack mit einem ganz knapp neben der Spur liegenden hohen Schrei ein, den er erst ganz am Ende auf den harmonisch wohl angestrebten Ton führt. Ansonsten findet sich auch auf diesem Album das bereits auf den Vorgängern gelegentlich festgestellte Problem, daß die Gesangslinie irgendwie zusammenhanglos über dem instrumentalen Unterbau zu schweben scheint - man höre sich beispielsweise mal den Refrain von "Awaken The Tyrant" an, auf dessen ersten Teil das Geschriebene zweifellos zutrifft, bevor sich doch noch ein Zusammengehörigkeitsgefühl einzustellen beginnt. Und das ist auch gut so, denn Conde-Houston gehört zwar (noch?) nicht zu den ganz großen Könnern der Metalwelt, beweist aber durchaus Potential, und auch die Instrumentalisten verstehen nicht nur ihr Handwerk, sondern sind auch im Erzeugen von Stimmungen versiert. Dafür nehmen sie sich übrigens immer mehr Zeit. Hatten auf dem Zweitling "Street Law" die 10 Songs noch 37 Minuten gedauert, waren es auf dem Drittling "The Devil's Bandit" schon 41 Minuten (und ein kurzes Intro "versaute" dort den Schnitt) - "Death Rider" enthält nun abermals 10 Songs und bringt es mit denen schon auf knappe 49 Minuten. Das Schöne ist, daß dadurch keineswegs die Knackigkeit verlorengeht, auch wenn sich die Mexikaner durchaus mehr Zeit nehmen, um ihre Ideen zu entwickeln, "To The Fallen" etwa ein Akustikintro voranschicken und auch innerhalb der Songs den einen oder anderen Schlenker mehr gönnen. Das bedeutet auch, daß die Tempowechseldichte wieder etwas höher geworden ist als auf dem Vorgänger und etwa "To The Fallen" ziemlich verschachtelt daherkommt, aber, wenn man darüber hinwegsieht, daß nicht alle neuen Elemente behutsam eingeführt werden, trotzdem der songwriterischen Logik nicht verlustig geht. Man hat am Ende nur das Gefühl, daß das Potential dieser Komposition noch lange nicht ausgereizt ist und durchaus noch Stoff für mehrere Zusatzminuten vorhanden gewesen wäre. Vielleicht trauen sich Split Heaven ein größeres Epos schlicht und einfach noch nicht zu, aber andererseits sind die Mannen um Drummer Tomás Roitman eigentlich auch schon alte Hasen, die keine Angst vor der eigenen Courage haben müssen. Freilich beherrschen sie auch die Kunst, eine (in Zahlen: 1) Songidee zu haben und diese dann auch konsequent in einem (in Zahlen: 1) Song umzusetzen, wie "Speed Of The Hawk" unter Beweis stellt, zu dem es als Bonus auf der CD auch noch ein Video zu sehen gibt (ein Mix aus Proberaumsession und einigen anderen Bandaufnahmen, die das Quartett u.a. beim Kartenspielen und Würfeln zeigt - interessanterweise ist im Proberaum aber noch ein Fünfter anwesend, ein Bassist nämlich ...). Apropos Speed: "The Devil's Bandit" war deutlich langsamer ausgefallen als "Street Law" - "Death Rider" läßt mit dem sehr flotten Opener und Titeltrack zunächst vermuten, daß diese Entwicklung gestoppt oder vielleicht sogar umgekehrt wurde, aber nach Durchhören des Gesamtwerkes stellt sich diese Theorie als Trugschluß heraus, wenngleich an Position 7 mit "Sacrifice" nochmal ein speedigerer Song kommt, der trotz des Midtempobreaks arrangementseitig so basisch ausgefallen ist, daß man sich in die Frühachtziger zurückversetzt fühlt, als die große Speedexplosion gerade erst am Horizont sichtbar wurde. Daß die doppelläufigen Gitarrenparts einen Iron-Maiden-Touch aufweisen, verwundert in diesem Kontext natürlich nicht, obwohl Split Heaven bereits am Ende des Solos von "Battle Axe" bewiesen haben, daß sie auch in nicht doppelläufigen Gitarrenparts ein wenig nach Iron Maiden klingen können. In bester traditioneller Manier ist im Booklet übrigens auch wieder aufgeschlüsselt, welche Soloparts Carlo Hernández und welche Armand Ramos spielt. Ein Novum gibt es in den letzten beiden Songs zu vermelden: Hatten sich Split Heaven bisher stets der englischen Sprache bedient, so kommt mit "Descarga Letal" an vorletzter Stelle eine Nummer im heimischen Spanisch, und das Abschlußstück "Destructor" läßt vom Titel her beide Optionen zu, ist, wie man im Booklet oder beim Reinhören feststellt, aber auch in Spanisch gehalten. Freilich hilft auch die Sprachwahl nicht bei der besseren Abstimmung der Gesangslinien auf den instrumentalen Unterbau - hier tut sich für die Band aus Querétaro (alle Dänen wissen, wo das liegt ...) noch ein Arbeitsfeld auf, falls sie es schaffen, ihren Mikrofoninhaber mal über längere Zeit zu halten. Wem die Vorgängeralben schon gefallen haben, der macht mit dem Erwerb von "Death Rider" aber auch nichts falsch. Bemerkung am Rande: Tomás Roitman hat an einem bestimmten karibischen Drumsound für seine Fills so viel Gefallen gefunden, daß er diesen in etlichen Songs einsetzt - den gleichen Sound pflegten die Flippers für den gleichen Zweck einzusetzen. Aber das dürfte Zufall sein ...
Kontakt: www.splitheaven.net, www.puresteel-records.com

Tracklist:
Death Rider
Awaken The Tyrant
Battle Axe
To The Fallen
Speed Of The Hawk
Ghost Of Desire
Sacrifice
Talking With The Devil
Descarga Letal
Destructor
 




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