www.Crossover-agm.de SPLIT HEAVEN: The Devil's Bandit
von rls

SPLIT HEAVEN: The Devil's Bandit   (Pure Legend Records)

Einigen Veränderungen unterliegen Split Heaven auf ihrem Drittling "The Devil's Bandit". Der erste fällt dem Betrachter sogleich ins Auge: Das abstrus-komische Comiccover des Vorgängers "Street Law" ist einem deutlich düstereren Comicmotiv gewichen, welches das Wild-West-Thema des Albums untermalt; auch die Bandfotos zeigen die Mitglieder als Outlaws in entsprechendem Look. Ob es sich um ein komplettes Konzeptalbum handelt, kann der Rezensent nicht abschließend beurteilen, aber gewisse Verdachtsmomente lassen sich nicht von der Hand weisen. Zumindest partiell dafür verantwortlich zeichnet auch der neue Sänger Giancarlo Farjat, denn der hat in Kooperation mit Drummer/Chefdenker Tomás Roitman die Lyrics zu den neuen Stücken verfaßt. An der Komposition war er allerdings nicht beteiligt - hier kooperierte Roitman fast ausschließlich mit Gitarrist Pedro Zelbohr, und genau der hat zwar das Album noch mit eingespielt, ist mittlerweile aber nicht mehr in der Band, so daß die Frage, wie das nächste Album Split Heavens klingen wird, durchaus eine gewisse Spannung beinhaltet. Schon "The Devil's Bandit" nämlich unterscheidet sich durchaus markant von "Street Law", auch wenn die Mexikaner ihrer generellen Linie, verschiedene metallische Substilistika aus der traditionellen Ecke zu mischen, durchaus treu geblieben sind. Aber zum einen inszenieren sie ihre Songs lange nicht mehr so kompakt: Brachte es "Street Law" mit 10 Songs auf 37 Minuten Spielzeit, so verbleiben für die neun regulären Songs von "The Devil's Bandit" nach Subtraktion des instrumentalen, ein wenig holprig ins Gesamtgeschehen eingebundenen Intros "The Arrival Of The Gunslinger" noch 40 Minuten - also eine Erhöhung der Durchschnittslänge um fast eine Minute. Es bleibt hier allerdings nicht bei statistisch-mathematischen Erörterungen: "The Devil's Bandit" ist viel midtempolastiger, epischer und hymnischer ausgefallen als der Vorgänger; die Hochgeschwindigkeit, die zumindest die Rahmensongs von "Street Law" prägte, ist weitgehend verschwunden ("Runaway" an Position 7 ist der erste zumindest am Speedtempo kratzende Song, und erst "Sinner" an Position 9 fährt die Speedschiene dann im Hauptteil des Songs vollständig), und noch etwas anderes gibt es auch nicht mehr ganz in dem Maße wie früher: die Tempowechsel innerhalb der Songs. Wenn sich Split Heaven einmal für eine Grundidee im Tempo entschieden haben, dann ziehen sie die häufiger auch durch, wenngleich natürlich nicht sklavisch: Wenn sie eine gute Idee haben, Songs durch abweichende Tempogestaltungen zu beleben, dann realisieren sie die auch, wodurch beispielsweise das schöne Akustiksolo in "March Of The Dead" zustandekommt, und da ihnen diese Idee so gut gefallen hat, wenden sie sie in "Waiting For The Angel Of Death" zumindest im Break, das zum Hauptsolo hinführt, gleich noch einmal an. Überhaupt verdienen die Gitarrensoli eine gesonderte Erwähnung (das Booklet weist auch genau aus, welcher der Gitarristen welchen Soloteil spielt), denn sie tragen durchaus ihr Scherflein zum Gelingen mancher Songidee bei und fügen zudem storykompatible Elemente hinzu: Die Akustikgitarrenparts atmen durchaus nicht selten einen typischen lateinamerikanischen, auf spanischen Quellen fußenden Spirit. Im Quasi-Opener "Danger Zone" wiederum finden sich an dieser Stelle doppelläufige Passagen in bester Iron-Maiden-Tradition, während ansonsten insgesamt hauptsächlich zwei Bands als Vergleiche im Hinterkopf zum Vorschein kommen: Judas Priest und Steel Prophet. Nun gleichen die sich nicht unbedingt, aber Split Heaven positionieren sich tatsächlich auf einem imaginären Punkt irgendwo in der Mitte dieser beiden Acts, wobei die NWoBHM-Einflüsse deutlich weniger ausgeprägt sind als auf "Street Law" und auch die skandinavisch geprägten Elemente tendenziell im Abnehmen begriffen sind. Passend zum Judas-Priest-Vergleich trägt Neuzugang Farjat in manchen Lagen ein paar stimmliche Ähnlichkeiten zu Rob Halford mit sich herum und hinterläßt einen überwiegend sicheren Eindruck; lediglich die ganz hohen Passagen muß er offenbar noch ein bißchen trainieren, wie der knapp danebengegangene Sprung am Ende von "Runaway" verdeutlicht. Dafür enthält etwa "Diamond Gaze" extrem hohe Backings im Stil eines frühen Michael Kiske oder eben auch Rick Mythiasin, die man in dieser Form auch erstmal hinbekommen muß und die zumindest als punktuelle Zutat auch an anderen Stellen des Albums auftauchen. Was den fünf Mexikanern auch auf "The Devil's Bandit" noch ein wenig fehlt, sind die alles überstrahlenden Songs, die aus einem guten ein exzellentes Album machen. Dafür dürften gerade die Midtempotracks, die die Scheibe dominieren, live eine enorme Wirkung entfalten, und am Stück gehört machen sich die 41 Minuten durchaus auch gut, zumal ein ausgewogenes Soundgewand für angenehme Hörerfahrung sorgt. Wer "angenehm" und "Heavy Metal" als Antithese begreift, der wird hier freilich nicht glücklich, aber alle, die das als Qualitätsmerkmal ansehen, können sich "The Devil's Bandit" mit offenen Ohren nähern.
Kontakt: www.splitheaven.net, www.puresteel-records.com

Tracklist:
The Arrival Of The Gunslinger (Intro)
Danger Zone
False Martyr
March Of The Dead
The Devil's Bandit
Waiting For The Angel Of Death
Runaway
Diamond Gaze
Sinner
Right To Rule
 




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