www.Crossover-agm.de
SPACE EATER: Passing Through The Fire To Molech
von rls

SPACE EATER: Passing Through The Fire To Molech   (Pure Steel Records)

"Space Eater" war ein Song vom exzellenten Gamma-Ray-Debüt "Heading For Tomorrow", aber zumindest im heutigen Schaffen der nach ihm benannten serbischen Band haben Kai Hansen und seine Mannen wenig bis gar keine Spuren hinterlassen, wie bereits die ersten Sekunden von "Unjagged", dem Opener des mittlerweile dritten regulären Albums "Passing Through The Fire To Molech", klarmachen. Statt dessen bekommen wir hier klassischen Thrash Metal mit geringfügigen Ausflügen in angrenzende Genres zu hören, was man beim Betrachten der Bandfotos auch schon hatte vermuten können. Drei der vier Mitglieder tragen dort nämlich Bandshirts, wobei Sodom (Gitarrist Dorde Lukovic) eher wenig Spuren im Bandsound hinterlassen haben. Drummer Marko Danilovic führt ein Morbid-Angel-Shirt spazieren, und so werden die gelegentlich eingeflochtenen Blastspeedattacken wohl auf seinen Ideenfundus zurückgehen. Bleibt Sänger/Gitarrist/Produzent Luka Markovic, und der trifft mit einem Shirt von Anthrax, nämlich dem "Among The Living"-Motiv, ziemlich ins Schwarze, wobei er auch "Spreading The Disease" hätte wählen können. Anthrax trugen damals noch einige traditionsmetallische Züge mit sich herum und verknüpften diese mit dem seinerzeit neuartigen Thrash, was auch Space Eater vom Grundprinzip her tun, wobei sich beide Bands aber allein schon aufgrund der Tempowahl eindeutig unterscheiden lassen. Das von Anthrax mitentwickelte Moshtempo bleibt in der hier vorliegenden knappen Dreiviertelstunde völlig abwesend, von einem kurzen Part in "Exhibition Of Humanity", dem Intro von "Medea" und einigen Momenten von "In Hospital" abgesehen - statt dessen flitzen Space Eater deutlich flotter um die Ecken und bleiben selbst mit den "langsamsten" Tracks "Daisy Cutter" und "A Thousand Plagues" noch deutlich im Speedbereich ("Ninja Assassin" schlägt nach einer einminütigen, teils fast schleppenden Einleitung doch wieder in Hochgeschwindigkeit um, auch wenn später nochmals ein Midtempobreak folgt). Zudem addieren sie einige Bay-Area-Einflüsse zu ihrem Sound, wobei die deutlichste Vorbildband auch dort eine ist, die vergleichsweise deutliche Traditionsmetal-Einflüsse verarbeitet: Heathen. Im Direktvergleich mit selbigen sind Space Eater nun aber doch wieder thrashiger und schneller unterwegs, und zudem spielen die Heathen-Gitarristen noch in einer anderen Liga, obwohl Markovic und Lukovic gleichfalls sehr fit an ihren Instrumenten sind, sich ab und zu (aber etwas seltener als Heathen) flitzefingerige Soli gönnen und beispielsweise in "P.O.W." auch mit einem kurzen Akustikbreak Aufmerksamkeit beim Hörer zu erzeugen wissen. Selbige ist auch ausgesprochen nötig, denn aufgrund der gewählten hohen Grundgeschwindigkeit ähneln sich viele der 10 Songs vom Prinzip her ziemlich, und somit kommt es auf die Details umso stärker an. Merkfähige Refrains sind dabei nicht das Hauptziel des Quartetts - statt dessen gestalten sie den schon kompliziert umzusetzenden, da ellenlangen des Titeltracks auch noch mit Blastspeed-Drums und einer eher ungewöhnlichen Betonungsweise. Besagter Titeltrack hat seinen Widerhall auch im Coverartwork gefunden, einer prinzipiell alttestamentarischen Szene, in die sich allerdings auch einige Protagonisten der Jetztzeit eingeschlichen haben, damit die Textaussage verdeutlichend, daß bestimmte Probleme aus der damaligen Zeit auch heute noch in ähnlichem oder sogar verstärktem Maße auftreten. Alleintexter Markovic, dessen Gesang durchaus ein paar Parallelen zu Heathens David Godfrey White erkennen läßt, erweist sich auch in den meisten anderen Texten als heller und problembewußter Kopf; "P.O.W." etwa lohnt eine nähere Beschäftigung auf jeden Fall, zumal Markovic als Bewohner Belgrads noch vor gar nicht so langer Zeit einen Krieg praktisch vor seiner Haustür hatte. "Medea" zeigt sein Interesse auch an anderen historischen Kulturen, und selbst "In Hospital", das wie eine simple Blood-and-Gore-Geschichte beginnt, steckt einiges an tiefsinnigeren Gedanken. Daß "Medea" zugleich eine nicht mal so sehr versteckte Hommage an Anthrax darstellt (remember "Medusa"?), dürfte dabei ebensowenig zu bestreiten sein wie die Verbeugung vor sowohl Death Angel als auch Annihilator mit "Ultra-Violence", auch wenn es sich abermals um eine Eigenkomposition handelt. So zeigen sich Space Eater einerseits gut vernetzt in der Thrash-Szene, ziehen aber konsequent ihr eigenes Ding durch. Das druckvoll, aber klar produzierte "Passing Through The Fire To Molech" verlangt aufmerksames Zuhören und ist zur Nebenbeikonsumtion eher ungeeignet, lohnt die Mühe aber durchaus.
Kontakt: www.facebook.com/SpaceEater, www.puresteel-records.com

Tracklist:
Unjagged
Passing Through The Fire To Molech
Daisy Cutter
P.O.W.
Ninja Assassin
A Thousand Plagues
Exhibition Of Humanity
Ultra-Violence
Medea
In Hospital



www.Crossover-agm.de
© by CrossOver