www.Crossover-agm.de SKINFLINT: Nyemba
von rls

SKINFLINT: Nyemba   (Pure Steel Records)

Bisher hatte jeder Release von Skinflint einen Quantensprung in bestimmten Faktoren bzw. Elementen gebracht. Das ist auf "Nyemba", dem vierten Album, nicht anders, allerdings fällt der Sprung etwas kleiner aus als in der Vergangenheit. "Nyemba" ist das erste Album, bei dem von vornherein klar war, daß es nicht nur in gebrannter Form in Botswana, dem Heimatland der Band, verbreitet werden würde, sondern ein internationaler Release über Pure Steel Records erfolgen wird. Trotzdem wurde es wieder im heimischen Botswana aufgenommen, und obwohl sich die Band der Authentizität halber entschied, das Album ungemastert zu veröffentlichen, hört man doch deutlich die weiteren Fortschritte der Studiotechnik heraus, die "Nyemba" zwar natürlich keinen "modernen" Sound verpassen, aber doch zum Wohle des Klangbildes eingesetzt wurden. Zudem bemerkt man eine weiter zunehmende Sicherheit bei der Wahl der musikalischen Mittel, auch wenn die afrikanischen Elemente dadurch weiter in den Hintergrund gedrängt wurden und Puristen die etwas krudere, aber auch originellere Mischung der früheren Alben möglicherweise etwas vermissen werden. Trotzdem sorgt allein schon das gängigen europäischen Hörgewohnheiten oftmals recht fremde Drumming von Alessandra Sbrana dafür, daß "Nyemba" alles andere als glattgebügelt und auf nichtafrikanische Hörgewohnheiten zugeschnitten erscheint. Dafür bekommt der mitteleuropäische Hörer in "Abiku" ein Stilmittel vorgesetzt, das er bisher aus dem Skinflint-Kosmos noch nicht kannte: Giuseppe Sbrana wendet hier klassische Bluesschemata an, verknüpft diese allerdings mit einem typischen epicmetallischen Hauptteil zu einem interessanten Ganzen. Das Ganze hat dem Trio dann offenbar so gut gefallen, daß es im folgenden "The Wizard And His Hound" gar noch stärker in die Bluesrichtung tendiert und fast reinrassigen Bluesrock spielt. Aber seinen metallischen Wurzeln bleibt der Hauptsongwriter natürlich auch treu: Nicht nur daß er auf dem Promofoto ein Iron-Maiden-Shirt trägt - die Passage um Minute 2 von "The Pits Of Wydah" weist einflußtechnisch eindeutig in Richtung der Eisernen Jungfrauen, ist allerdings, wie man das von Skinflint gewohnt ist, so originell mit anderen Elementen, seien diese nun originär afrikanischen Urspungs oder nicht, verknüpft worden, daß man der Band nicht nur keinen Kopismus vorwerfen, sondern im Gegenteil ihre eklektizistische Herangehensweise zu würdigen wissen sollte. Temposeitig hat sich wenig verändert: Trotz des für Skinflint-Verhältnisse relativ flotten Openers "Veya" setzt das Trio weiter auf mittlere Lagen, die es aber enorm vielschichtig einzusetzen weiß, und das lange Intro von "Sinkinda" täuscht gar eine Ballade an, bevor sich dann doch das gewohnte Midtempo durchzusetzen weiß. Auffällig ist dagegen eine Neigung zum kompakten Komponieren: Urlange Kompositionen mit zahllosen Wiederholungen gehören scheinbar der Vergangenheit an - ein Trend, der sich bereits auf dem Vorgängeralbum "Dipoko" angedeutet hatte und mit den nur auf 33 Minuten kommenden acht Kompositionen von "Nyemba" eine weitere Steigerung erfährt. Mit Wiederholungen arbeiten die Sbranas und ihr Bassist Kebonye Nkoloso zwar immer noch, aber sie setzen sie so ein, daß sie der Verinnerlichung des Parts förderlich sind, ohne eine Übersättigung herbeizuführen. Und hier und da würde man sich gar wünschen, ein Song wäre noch weiter ausgedehnt worden, weil man das Gefühl hat, seine Entwicklung sei noch nicht ganz konsequent zu Ende gedacht worden - "Sinkinda" mag hier als eines von mehreren Beispielen eher abrupt endender Songs angeführt werden. "Okove" und "Muti" untermalt Giuseppe Sbrana noch mit dezenten Synthieflächen, weiß diese an den betreffenden Stellen aber sehr stimmungsbildend einzusetzen, so daß kein Purist ob dieses Teils der Instrumentierung Sorgenfalten bekommen muß (übrigens gibt es diesmal gefühlt deutlich weiter Halbakustikparts als auf den Vorgängeralben). "Muti" geht darüber hinaus als bestes Beispiel der Integration Iron-Maiden-geprägter Elemente in die Klangwelt der eigenen Band durch und darf daher als Anspieltip von "Nyemba" für den europäischen Metaller herhalten. Wen die Kürze der Platte nicht stört und wer "Dipoko" für stärker hielt als "Iklwa", der kann "Nyemba" quasi blind erwerben und wird beim Betrachten feststellen, daß Alessandra auch im Coverzeichnen Fortschritte gemacht hat, wohingegen das Booklet wieder alle Texte enthält, aber ohne nähere Erklärungen zu diesen, so daß man sich wieder in Eigenregie in die Kultur- und Mythenwelt des südlichen Afrikas hineinarbeiten muß, wenn man hier Genaueres wissen möchte, z.B. was das Heptagramm mit den beiden Schlangen und dem allsehenden Auge auf der CD und dem Backcover zu bedeuten hat.
Kontakt: www.skinflintmetal.com, www.puresteel-records.com

Tracklist:
Veya
The Pits Of Wydah
Okove
Abiku
The Wizard And His Hound
Sinkinda
Muti
The Withces Dance



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