www.Crossover-agm.de SKINFLINT: Dipoko
von rls

SKINFLINT: Dipoko   (Pure Steel Records)

Das noch in Eigenregie aufgenommene dritte Full-Length-Album "Dipoko" war dasjenige, mit dem die Botswaner die Aufmerksamkeit von Pure Steel Records erregten, so daß eine Allianz Schwarzenberg/Gaborone geschmiedet wurde, die zunächst die reguläre Veröffentlichung einer von Rocco Stellmacher remasterten Fassung von "Dipoko" nach sich zog, welche wiederum auf so viel Interesse stieß, daß auch noch der Zweitling "Iklwa" in ebenfalls remasterter Fassung wiederveröffentlicht wurde. Ließ selbiger zwar das Talent der Band und auch ihre Zielstellung, europäisch geprägten Metal mit afrikanischen Elementen zu verknüpfen, erkennen, so wirkte er doch noch etwas unausgegoren und auch soundlich noch recht polterig. "Dipoko" markiert nun in fast allen Komponenten einen Schritt nach vorn. Zwar ist die Einspielungsstruktur die gleiche wie die des Vorgängeralbums, aber entweder haben die afrikanischen Beteiligten mittlerweile deutlich mehr Erfahrung im Aufnehmen von Metal, oder sie haben technisch aufrüsten können - oder es kommen beide Faktoren zusammen. Ergebnis: "Dipoko" hat logischerweise immer noch keine westeuropäische Hochglanzproduktion, steht aber im Epic-Metal-Wettbewerb durchaus gut da und besticht durch einen interessanten Mix aus Wärme und leichter Staubigkeit, womit ein paradoxer Gleichklang zu den klimatischen Verhältnissen im Heimatland der Band, Botswana, hergestellt ist. Und natürlich hat selbiges Heimatland auch wieder in der Musik und den Texten seine Spuren hinterlassen, wobei sich letztere in ihrer finalen Bedeutung nur dem Kenner der Landesgeschichte erschließen werden, der weiß, in welchem Kontext beispielsweise der Njele-Hügel, der in der Halbballade "Dreams Of Eternity" die Rolle eines Erlösungsberges spielt, zu sehen ist oder was konkret sich hinter einem "Blood Ox Ritual" verbirgt. Zwar enthält das Booklet auch diesmal alle Texte und weitergehende Liner Notes, aber eine Erklärung zum Albumtitel, die "Iklwa" noch bot, findet sich diesmal nicht. Aber so bekommt der an der afrikanischen Kultur Interessierte gleich einen Anreiz, sich weiter in diese Materie hineinzuarbeiten. In instrumentaler Hinsicht wiederum fällt zunächst auf, daß Drummer Mothusi Mahuri nicht mehr dabei ist und durch Sandra Sbrana ersetzt worden ist. Da sie im Gegensatz zu Bandkopf Giuseppe Sbrana nicht hell-, sondern dunkelhäutig ist, wird es sich um seine Gattin oder eine sonstige Angeheiratete handeln, und sie ist musikalisch offenbar mit ähnlichen Traditionen aufgewachsen wie ihr Vorgänger, wie schon der eröffnende Titeltrack klarstellt, in dem sie diverse Figuren spielt, die dem europäischen Ohr zunächst etwas fremdartig vorkommen werden. Daß sie aber natürlich auch geradtaktig und straight spielen kann, ist klar, und "The Warrior Dance" enthält diverse Beweise dafür, wenngleich auch hier so manches Break den Kriegstanz ins Stocken bringen könnte, sofern man sich das Material nicht vorher en detail erschlossen hat. Das größte europäische Metalvorbild hört nach wie vor auf den Namen Iron Maiden und tritt diesmal noch deutlich dominanter zutage - man höre sich mal genau den atmosphärischen Part in "Olitiau" nach Minute 1 an und ebenso genau den Mittelteil von "Mask Of The Dead" beginnend kurz vor Minute 2! Schon "Dreams Of Eternity" hat gelegentlich Erinnerungen an "Remember Tomorrow" hervorgerufen, und generell sind viele der eingestreuten Gitarrenlicks so stark an der Maiden-Schule orientiert, daß man sich wundert, wie Giuseppe Sbrana als einziger Gitarrist diese live umsetzen will. Offensichtlich funktioniert das aber doch, denn Skinflint gelten als starke Liveband, die trotz der riesigen Entfernungen zwischen den Konzertorten regelmäßig in ihrer Heimat und auch in anderen afrikanischen Ländern zu hören ist. Uns soll hier freilich die Tonkonserve primär interessieren, und da freut man sich, das offensichtliche Vorbild in einen so originellen Kontext gestellt zu sehen. Zudem hat das Trio den Hang zu endlosen Wiederholungen, der auf "Iklwa" manchen Song recht anstrengend durchzuhören machte, auf "Dipoko" etwas reduziert, wenngleich hier und da in puncto Vielfalt und/oder Stringenz doch noch ein paar Reserven zu schlummern scheinen. Und apropos Reserven: Spätestens jetzt beginnt man den Verdacht zu hegen, daß Giuseppes rauher, angestrengt wirkender und wenig variabler Gesang die niedrigste Daube im Skinflint-Faß darstellt - alle anderen Schwachpunkte von "Iklwa" haben auf "Dipoko" Verbesserungen erfahren, nur eben der Gesang nicht. Hier tut sich für die Folgewerke also noch ein Arbeitsfeld auf, während andere Felder schon recht kompetent beackert werden. Skinflint bleiben auch auf diesem Album übrigens weitgehend schleppenden Tempi verhaftet, das treibende Midtempo von "Iron Mamba" stellt die Obergrenze dar - aber reine Doompassagen bleiben diesmal auch eher selten, statt dessen verfallen die Sbranas und ihr Bassist Kebonye Nkoloso diesmal eher in atmosphärische Halbakustikparts, die sie geschickt mit Keyboards anreichern. So entsteht eine sehr eigenständige Form des Epic Metals, die vielen Menschen, die vom gängigen metallischen Einerlei eher gelangweilt sind, eine interessante neue Herausforderung bieten könnte, allerdings fürs weitere Schaffen der Band durchaus noch Luft nach oben offenläßt (was übrigens auch fürs abermals eher mäßig gezeichnete Coverartwork zutrifft).
Kontakt: www.skinflintmetal.com, www.puresteel-records.com

Tracklist:
Dipoko
Lord Of The Night
Blood Ox Ritual
Dreams Of Eternity
The Warrior Dance
Olitiau
Iron Mamba
Mask Of The Dead
Gboyo



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