www.Crossover-agm.de SKI-KING: Sketchbook III - New Horizons
von rls

SKI-KING: Sketchbook III - New Horizons   (Rodeostar/SPV)

Nein, dieser Mann macht keine Aprés-Ski-Hüttentanzmusik, obwohl man sich durchaus vorstellen könnte, daß eine gutgelaunte und leicht alkoholisierte Meute Wintersportler zu dieser Art von Musik steil gehen könnte. Aber es ist halt etwas völlig anderes als das, was auf solchen Veranstaltungen üblicherweise gespielt wird, weil man meint, daß die gutgelaunten und leicht alkoholisierten Wintersportler das mögen könnten und irgendwann so vernebelt sind, daß sie eh alles mögen. In letztgenannter Situation fiele es dem Publikum natürlich schwer, über den puren Unterhaltungswert hinaus auch die Finessen im Schaffen des "Americano-Franken" (so das Infoblatt) wahrzunehmen. Und davon gibt es in der reichlichen Stunde, die sich das dritte Skizzenbuch im Player dreht, durchaus eine ganze Menge. Kurz gesagt handelt es sich um Coverversionen aller möglichen und unmöglichen Stile und Songs, die Ski-King in seiner ganz individuellen Machart umsetzt. Das klingt noch nicht sonderlich spannend? Wird es aber, wenn man den Infoblatt-Terminus mit einbezieht: Ski-King macht Americana-Versionen aus dem originalen Liedgut, mal etwas im Surf-Stil, mal countrylastiger, mal unterkühlte Nordstaaten-Kontrolle, mal sumpfige Südstaatenanmutung - aber immer so, daß es ein großes Ganzes ergibt, zusammengehalten von der markanten Stimme des schwerst tätowierten Sängers, die das Infoblatt mit Elvis Presley und Johnny Cash vergleicht, die aber besonders in den tiefen Lagen auch noch Erinnerungen an Ladislav Vodicka weckt, der vor vielen Jahren die auch in der DDR sehr beliebte LP "The Best Of Country Beat" von Jiri Brabec eingesungen hatte (die "Ring Of Fire"-Fassung auf dieser Scheibe ist noch heute unübertroffen). Und wenn wir gleich bei tschechischen Vergleichen bleiben wollen: Dylans "Death Is Not The End" sieht eine gewisse Caro als Gastsängerin, und dieses Duett sollten sich alle Fans von Lucie Bíla mal genau anhören. Besagte Caro soll auch schon auf den ersten beiden "Sketchbook"-Scheiben gastiert haben. Welche Songs dort genau enthalten sind, entzieht sich bisher der Kenntnis des Rezensenten, aber wenn die Trefferquote ähnlich hoch ausgefallen sein sollte wie auf dem dritten und dem Vernehmen nach leider auch letzten Teil, wird ein intensiveres Ausschauhalten im Tonträgerhandel zur reizvollen Aufgabe. Daß in Ski-King ein Metalherz schlägt, wird dem Kenner schon im Intro offenbar - das bleibt unbetitelt, aber daß es Slayer nachempfunden ist, das hört man auch so. Auch in den 16 regulären Stücken bleibt der Metal nicht außen vor, denn da finden wir den Maiden-Klassiker "The Number Of The Beast" inmitten von Klassikern aus anderen Genres. Das geht gleich mit "Have You Ever Seen The Rain" (CCR) los und endet mit "Wish You Were Here" von Pink Floyd, auch wenn letzteres ein wenig unentschlossen wirkt und nicht zu den großen Highlights zu zählen ist. Dafür punktet beispielsweise Leonard Cohens "Hallelujah" als angezähte, leicht bombastische Hymne, und alle, die in den Achtzigern fernsehsozialisiert worden sind, werden "Unknown Stuntman" mit großer Begeisterung mitsingen - es handelt sich bekanntlich um den Titelsong der Serie "Ein Colt für alle Fälle". Zufall, daß dieser Song einer derjenigen ist, die mittels eines Facebook-Votings auf die Scheibe gekommen sind? Sicher nicht. Gleiches trifft auch auf "Have You Ever Seen The Rain" und einen der jüngsten, wenn nicht den jüngsten Originalsong überhaupt zu, nämlich "Still Counting" von Volbeat. Überhaupt: Wer sich eine Version von Volbeat mit stark reduziertem Metalanteil vorstellen kann, der liegt gar nicht so falsch, wenn er Ski-King stilistisch beschreiben soll (und nach dem noch eher zurückhaltenden Einstieg ist "Still Counting" hinter dem Slayer-Intro dann auch der mit Abstand zupackendste Song hier). Daß Ski-King durchaus seinen Blick nicht nur nach ganz weit hinten gerichtet hat, wie man anhand von Songs wie "Stand By Me" (das nach abermals zurückhaltendem Einstieg in locker-flockige Tanzmusik hoher Geschwindigkeit mündet, so daß die alkoholisierten Wintersportler alle übereinander purzeln würden) oder "Summer Wine" mutmaßen könnte, zeigt das Vorhandensein von "Creep", original aus der Feder von Radiohead. Zwar mag mancher Hörer, vor allem wenn er der härteren Schiene zugeneigt ist, ein wenig enttäuscht sein, daß der wirklich dramatische und deutlich Extremeres verheißende Start mit dem besagten Slayer-Intro dann der deutlich entspannteren Grundhaltung und großen Klangvielfalt weicht, also ein scheinbares Versprechen nicht eingelöst wird, aber viele andere Hörer werden ebenjene Vielfalt als Trumpf begreifen. Eine limitierte 3-CD-Fassung soll noch drei Extratracks enthalten, u.a. "Some Velvet Morning" aus der Feder von Lee Hazelwood (mit einer weiteren Gastsängerin, nämlich Teresa Winter) oder Motörheads "Christine". Aber auch schon die Normaledition macht jede Menge Hörspaß, und man hätte sich im Booklet oder auf dem Digipack vielleicht allenfalls noch ein paar Hintergrundinformation zur Stückauswahl oder über die Stücke selbst gewünscht.
Kontakt: www.ski-king-entertainment.com, www.rodeostar.de

Tracklist:
Intro
Have You Ever Seen The Rain
Unknown Stuntman
Little Girl
The Number Of The Beast
Death Is Not The End
Red Light
Hallelujah
Still Counting
Tears In Heaven
Stand By Me
Stone In My Hand
Summer Wine
Creep
Thunder Rolls
51st State Of America
Wish You Were Here



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