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SERPENTINE FIRE: Out To The Light
von rls

SERPENTINE FIRE: Out To The Light   (Self Release Records)

Mazedonien als Metal-Mekka zu bezeichnen wäre stark übertrieben: Im Riermaierschen Osteuropa-Metal-Lexikon findet sich im Jugoslawien-Kapitel keine einzige Kapelle aus diesem Areal, aber ein aktueller Blick in die Encyclopedia Metallum fördert dann doch immerhin 84 Einträge zutage. Eine dieser Bands hört auf den Namen Serpentine Fire und hat nach einem Zwei-Track-Demo die vorliegende Neun-Track-CD herausgebracht, wobei sich die beiden Demotracks "The Madman's Dream" und "The Angel With Regrets" auch auf dem Album befinden. Da dieses keinerlei Angaben zu Ort und Zeit der Aufnahmen preisgibt, können nur Besitzer sowohl des Demos als auch der CD nachprüfen, ob die beiden Tracks in der historischen Form übernommen oder aber neu eingespielt worden sind. Der Nichtsammelfanatiker wird aber wahrscheinlich sowieso nur zur CD greifen, und mit dieser macht er einen durchaus guten Fang, wenn er auf Klänge an der Grenze zwischen Power und Thrash Metal steht, wobei das einzige stärker in Richtung Thrash weisende Kennzeichen neben diversen Anflügen im Riffing der angerauhte Gesang von Igor ist. Dagegen ist das Material doch relativ weitreichend von Melodien durchwirkt (wenngleich diese wenig vordergründig positioniert wurden), und auch von Hochgeschwindigkeit halten sich Serpentine Fire konsequent fern. Einigen wir uns im Zweifel also auf harten Power Metal, und der klingt im vorliegenden Falle eher amerikanisch als europäisch, auch wenn eine passende Vergleichsband nun ausgerechnet aus Österreich kommt und auf den Namen Art Of Fear hört. Eine andere allerdings siedelt definitiv an der amerikanischen Westküste: "Out To The Light" klingt von der Instrumentalarbeit her bisweilen ein wenig wie ein kleiner, geringfügig melodischerer Bruder von Heathens letztem Meisterwerk "The Evolution Of Chaos" (ist allerdings schon vor selbigem aufgenommen worden). Dabei ist festzuhalten, daß die beiden Gitarristen Dorian und Damjan ein bißchen weniger vordergründig technisch zu Werke gehen als ihre Heathen-Kollegen, obwohl sie spielkulturell offenhörlich durchaus ebenfalls auf einer hohen Stufe anzusiedeln sind. Sie verstehen es, traditionelles Riffing weitab von etwaiger Monotonie oder Grundtonreiterei zu inszenieren, aber auch ihre Leadpassagen haben durchaus Qualitäten, die nicht jede beliebige Band, noch dazu aus einem metallischen Entwicklungsland, automatisch ins Feld führen kann. Auch das Einflechten von Akustikpassagen gelingt gut, wie "The Angel With Regrets" unter Beweis stellt, und überhaupt genügt das Songwriting durchaus internationalen Ansprüchen, wenngleich die ganz großen Highlights diesmal noch ausgeblieben sind. Dafür kann man die 40 Minuten als Genrefreund aber bedenkenlos von vorn bis hinten durchhören, ohne Schwächeanfälle weiterskippen zu müssen. Das einzige weitere Problem, an dem Serpentine Fire noch arbeiten müssen, ist Igors Gesang. Da darf die Tontreffsicherheit in Zukunft gern noch höher ausfallen, ebenso die Sicherheit im Gestalten der Melodiebögen - beide Komponenten wirken hier an einigen Stellen noch ein wenig unbeholfen, wenngleich es durchaus auch gelungene Passagen zu verzeichnen gibt und das Problem für den Fan, der vom gesanglich oftmals sowieso gewissen Limitierungen unterworfenen Thrash kommt, vermutlich geringer dimensioniert erscheint als für denjenigen, der sonst reihenweise Power-Metal-Könner durch seine Anlage jagt. So mag letztgenannter vielleicht den vierten Song, kurzerhand treffend "Instrumental" betitelt, am meisten ins Herz schließen, wobei es sich nicht um ein großes Gitarrenheldengefrickel handelt, sondern um ganz normalen Mittachtziger-Metal, nur eben ohne Gesang. Daß Serpentine Fire keine Einflüsse jüngerer Stilistika ins Studio gelassen haben (das doomige Breakdown in "The World As We Know It" scheint auf den ersten Hör eine Ausnahme darzustellen, aber auch das hätte, auf volle Songlänge gebracht, auf einem damaligen Candlemass-Album stehen können), sondern sich mit Leib und Seele dem Metal der Achtziger verschrieben haben, sei hier auch noch erwähnt, obwohl sie auf dem Bandfoto so aussehen, als seien sie frühestens in den Mittachtzigern geboren worden, so daß sie diese Periode kaum aktiv miterlebt haben dürften. So entsteht das Bild von metallischen Überzeugungstätern, die mit "Out To The Light" ein durchaus empfehlenswertes Stück Musik in Silizium gemeißelt haben. Wer das Material antesten möchte, findet die drei Songs eines nach dem Album erschienenen Promo-Demos allesamt zum Reinhören und Downloaden bei last.fm, und wer den Tonträger haben möchte, frage Rainer Krukenberg von www.metaleros.de, ob er noch ein Exemplar vorrätig hat.
Kontakt: www.myspace.com/serpentinefiremkd

Tracklist:
Pain
Out To The Light
Metal Magic
Instrumental
The Angel With Regrets
The Game
The Madman's Dream
The World As We Know It
Insanity
 



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