www.Crossover-agm.de SAXON: Battering Ram
von rls

SAXON: Battering Ram   (UDR)

Seit geraumer Zeit beglücken Saxon die Anhänger traditioneller NWoBHM-Klänge in schöner Zweijahres-Regelmäßigkeit mit neuen Alben. "Battering Ram" heißt das jüngste Glied in dieser Kette und reiht sich bruchlos in selbige ein - oder fast bruchlos: Man muß mit Andy Sneaps Klangvorstellungen klarkommen, um den Sound auf diesem Album zu mögen, und man muß Biff Byford zugestehen, daß er im Bestreben, sein auch mit 65 noch ausgeprägtes Sangeskönnen zu demonstrieren, auch mal an seine Grenzen stößt, etwa wenn er am Ende von "The Devil's Footprint" einen hohen Schrei angesetzt, der aber eher gequält klingt, wobei dieser Ausdruck freilich auch Absicht gewesen sein könnte, wenn der Leibhaftige den Protagonisten gerade an Stellen gepackt hat, wo dieser es ganz und gar nicht gerne hat. Sneap dürfte es auch gewesen sein, der Hell-Frontmann David Bower für den Intro-Monolog dieser Nummer ins Studio geschleppt hat - der Mann ist bekanntermaßen hauptberuflich Schauspieler, wobei er in diesem Fall aber etwas der Überbetonung geziehen werden muß. Die anderen Gastmusiker hat die Band familienintern rekrutiert: Seb Byford als Backingsänger in "Queen Of Hearts" und "Stand Your Ground" (dem Rezensenten ist noch nicht eingefallen, an wen ihn der Tonfall in ersterer Nummer erinnert) sowie Jamie Scarratt mit einem Moog-Solo in letztgenanntem Song. Auf der Tour Ende 2016 haben Saxon dreimal auf das neue Material zurückgegriffen und interessanterweise die ersten drei Nummern der Platte gewählt. Der Opener und Titeltrack reiht sich dabei in die lange Reihe von markanten Alben-Titeltracks ein, welchselbige bei Saxon oft einen hohen Stellenwert besitzen und sich nicht selten ewig in den Setlisten halten (man denke an "Wheels Of Steel", "Denim And Leather", "Power & The Glory", "Crusader" oder auch "Solid Ball Of Rock", die allesamt zum jüngsten Tourrepertoire gehören). Die Kombination aus speediger Grundstuktur und kurz abgestopptem Refrain funktioniert hier prima und erzeugt eine Nummer, der durchaus ein längeres Leben im Liveprogramm zuzutrauen wäre. "The Devil's Footprint" ist eine vielschichtige Nummer mit orchestralem Background und ebenfalls zügigem Grundtempo der primären Idee, "Queen Of Hearts" setzt ebenfalls Orchesterelemente ein, gerät vom Grundsatz her aber eher zur schleppenden Hymne. Auch unter den anderen acht Nummern findet sich noch diverses Gutes, etwa das sehr melodische "Top Of The World", bei dem es freilich purer Zufall sein dürfte, daß man irgendwie an den Refrain des titelähnlichen "Standing On Top Of The World" von Balance Of Power denkt. Nicht jeder Song kann allerdings in allen Komponenten überzeugen - so wollen die Melodielinien und der instrumentale Unterbau weiter Teile von "Hard And Fast" auch nach etlichen Durchläufen nicht zueinanderpassen, und auch von "Stand Your Ground" hatte man sich irgendwie mehr erwartet: Der speedige Rahmenteil macht richtig Spaß, im Solo zeigen Paul Quinn und Doug Scarratt, daß sie nach wie vor zur Topliga der Metalgitarristen gehören - aber dann ist da noch dieser abgestoppte Mittelteil mit dem erwähnten Moog-Solo, das einen eher halbherzigen Eindruck hinterläßt (es endet schnell im Nichts) und in diesem Kontext eher nicht als Bereicherung zu werten ist. Manchmal ist weniger eben doch mehr - und wenn Saxon gleich danach eine starke und geradlinige Nummer wie "Top Of The World" dahintersetzen, die eindrucksvoll demonstriert, welche Vorteile das klassische Songwritingprinzip hat, eine (!) Idee zu haben und diese dann in einem (!) Song zu verarbeiten, dann wird der Kontrast umso deutlicher, wenngleich natürlich auch die Briten wissen, daß bisweilen nur in der Vielfalt der Schlüssel zum Funktionieren eines Songs liegt. Andererseits ist nicht jede Einzelidee einen kompletten Song zu tragen imstande, wie leider der relativ belanglose "Three Sheets To The Wind (The Drinking Song)"-Closer des neuen Albums beweist. Vielleicht hätte das episch angehauchte "To The End" besser als Abschlußnummer dieser Platte gepaßt - und das nicht nur aufgrund seines "verräterischen" Titels. Auch das düster-melodische "Kingdom Of The Cross", das sich um die Irreführung der einfachen Soldaten im Ersten Weltkrieg dreht, wäre als Schlußpunkt geeignet gewesen, und es ist der Band hoch anzurechnen, daß sie darauf verzichtet hat, Bower die gesprochenen Strophenparts übernehmen zu lassen, sondern Byford das selber gemacht hat, obwohl er bekanntermaßen nicht so richtig als "Märchenonkel" geeignet ist (wie seine Sprachbeiträge auf diversen Helloween-Alben gezeigt haben) - aber er ist authentisch. Nun gut, Saxon haben sich für das genannte Trinklied entschieden, und das ist auch nicht wirklich schlecht und für manchen Frühachtziger-Fanatiker, dessen musikalische Zeitrechnung 1982 endet, vielleicht sogar das Highlight der Platte, aber hier versuchen Saxon, an ihren eigenen alten Hits vorbeizukommen, und das schaffen sie eben nicht, trotz der starken Gitarrenleads - ein richtiger Mitgrölrefrain fehlt, und hier hört man Biffs Alter stimmlich eben doch durch. So bleibt unterm Strich wieder eine gute Saxon-Platte, die sich erstklassig neben den anderen 20 aus der Byford-Quinn-Schmiede macht.
Kontakt: www.saxon747.com, www.udr-music.com

Tracklist:
Battering Ram
The Devil's Footprint
Queen Of Hearts
Destroyer
Hard And Fast
Eye Of The Storm
Stand Your Ground
Top Of The World
To The End
Kingdom Of The Cross
Three Sheets To The Wind (The Drinking Song)



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