www.Crossover-agm.de SATMENIJE: Njenawstj
von rls

SATMENIJE: Njenawstj   (Jet Noise Records/Mystery)

Was vom futuristischen Cover her eher nach Prog Metal aussieht, der in den Inside Out-Stall gehören würde, entpuppt sich beim Hören schnell als russischer Beitrag zur Wiederbelebung des klassischen keyboardfreien Mittachtziger-Metals. Die dem Bandfoto nach noch relativ jungen Satmenije (bei einem Blick auf die Homepage stellt sich das aber als Irrtum heraus, denn drei der vier Mitglieder waren zur Aufnahmezeit schon in der zweiten Hälfte der Zwanzig) bringen dabei das Kunststück fertig, gleich drei große Einflüsse miteinander zu verweben. Zum einen wären da Iron Maiden, die man im Intro, im Solo und in den Zwischenspielen von "Poslednij Boj" durchschimmern hört (wobei es natürlich genausogut sein kann, daß diese Einflußlinie eher indirekter Natur ist und über Arija führt, die jeder vernünftige russische Metalhead liebt), zum zweiten gibt es diverse US-verdächtige Elemente, und zum dritten und deutlichsten hat auch der Teutonenmetal Marke Gravestone seine Spuren hinterlassen, wobei es Satmenije verstanden haben, sich von ihm nur die eleganteren Stilmittel auszuleihen, seinen bisweilen etwas hölzernen Charakter aber in den Achtzigern zurückzulassen. Dafür zeigen sie sich bei der melodischen Gestaltung auch den neueren metallischen Spielarten durchaus aufgeschlossen, wie das Intro von "Molitwa" deutlich macht, das leicht orientalische, aber auch britische (nämlich früh-paradiselostige) Züge demonstriert. Überhaupt ist "Molitwa" als Ganzes etwas moderner gestaltet als der überwiegende Rest der insgesamt 39 Minuten, denn Pawel Michejew wechselt hier von seinem unauffälligen normaltönenden Gesang auch mal in stakkatoartiges Shouten und gar in deathmetallisches Grunzen als gelegentlicher hintergründiger Einwurf. Würde man ausschließlich diesen Song exemplarisch hernehmen, bekäme man zweifellos ein falsches Bild des Quartetts, das schon im folgenden "Putj K Smerti" wieder in den gewohnt altmetallischen Gestus zurückfällt und nur die Unterbringung von vielen Silben auf relativ knappem Raum in den Strophen beibehält, ohne aber ein etwaiges maschinengewehrartiges Feeling hervorzurufen. Temposeitig verbleibt die Band im mittleren bis treibenden Bereich, hält sich also vom Speed fern, lediglich balladeske Elemente werden zur Auflockerung zugelassen, wobei man diese allerdings songseitig konzentriert und nicht über das Material verteilt. So entsteht einerseits mit "Woltschij Woi" der relativ vielschichtige Albumcloser (irgendwie vom Songaufbau her an die Mittachtziger-Metallica erinnernd, allerdings auch wieder mit Death-Backings versehen), andererseits mit "Wsadnik" der Höhepunkt des Albums, ein großartiger, wenngleich alles andere als komplizierter und auch keineswegs innovativer Track, der zwischen balladesken Parts und schleppendem Metal hin und her pendelt und eine schöne große Epicmetalhymne bildet, die beispielsweise auch Candlemass recht gut gestanden hätte, wenngleich der Pathos- und Theatralikfakor bei den vier Russen deutlich niedriger liegt und zwischen Pawel Michejew und allen bisher am Candlemass-Mikro aktiv gewesenen Menschen schon noch ein bis zwei Welten Differenz bestehen, ohne daß der Russe nun aber als schlecht bezeichnet werden muß - seine ungekünstelte Stimme paßt gut zum auch relativ wenig prätentiösen Songmaterial seiner Band, das seine einzigen hochkünstlerischen Ausbrüche in den Gitarrensoli von Dmitri Dotschkin (und dem Gastsolo von Engineer May Lian in "Da Sdrawstwujet Korol") findet und ansonsten mit dem Begriff "solide" am besten belegt ist. "Mstitjel" an vorletzter Setposition enthält die meisten Tempowechsel, bleibt aber trotzdem weit davon entfernt, etwa mit dem Begriff "progressiv" belegt werden zu dürfen oder gar zu müssen. Solche Musik wurde vermutlich explizit für die Bühne geschaffen, aber der konsequent rückwärtsgerichtete Metalhead wird zumindest an sieben der acht Songs ("Molitwa" wie erwähnt als möglicher Knackpunkt) auch in der sauber eingespielten Konservenversion Gefallen finden können. Erwähnenswert wäre schließlich auch noch das Booklet, das rußlanduntypisch recht umfangreich ausgefallen ist (selbst Arija-CDs haben ja kaum mehr als vier Bookletseiten) und auch alle Texte enthält.
Kontakt: www.mystery.msk.ru, www.zatmenie.ru

Tracklist:
Njenawischu
Poslednij Boj
Molitwa
Putj K Smerti
Wsadnik
Da Sdrawstwujet Korol
Mstitjel
Woltschij Woi
 




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