www.Crossover-agm.de ANDY ROCK: Into The Night
von rls

ANDY ROCK: Into The Night   (AOR Heaven)

In den USA gibt es Menschen, die mit bürgerlichem Nachnamen Rock heißen und dann auch tatsächlich im Rockmusikbereich Karriere machen - man denke beispielsweise an den Sänger Robert Rock, der sich unter dem Kürzel Rob Rock allgemeiner Beliebtheit erfreut. Unter Griechen und Mazedoniern dagegen dürfte dieser Nachname kaum verbreitet sein, was die Annahme zuläßt, bei Andy Rock handele es sich um ein Pseudonym. "Into The Night" hat der besagte Mensch jedenfalls nahezu als Alleinkämpfer eingespielt, nur als Drummer holte er sich Giannis Papavasiliou dazu, sein Coproduzent Chris Siloma steuerte noch einige Backing Vocals bei, und zwei der zehn Texte für das Album schrieb ein Mensch namens oder pseudonymens Dirty Haris Patsos. Gemeinsam hat diese Mannschaft 43 Minuten Musik eingespielt, die so prototypisch für das AOR-Genre stehen können, daß erstens ihre Veröffentlichung bei AOR Heaven irgendwie logisch erscheint und zweitens "Into The Night" quasi jedem Außerirdischen vorgespielt werden kann, der hier unwissend landet und erkunden möchte, was sich hinter dieser Abkürzung verbirgt. Freilich muß man ihn darauf hinweisen, daß Andy Rock gut daran getan hätte, noch einen starken Leadsänger zu verpflichten - seine eigene Stimme ist durchaus nicht schlecht, aber viel zu unauffällig und damit definitiv das schwächste Glied der Kette. Das ist schade, denn eine richtig gute Leadgesangsleistung hätte die zehn mit Gesang versehenen Tracks sicherlich nochmal ein Stück aufgewertet. Und wenn wir gerade beim Meckern sind: Hier und da hätte Herr Rock seinen Drummer ein wenig bremsen können, wenn dieser hypernervöse Fills spielt, wie er das gleich im Opener "Love Is Not A Game" tut - da wäre an einigen Stellen weniger durchaus mehr gewesen, und in vielen Passagen weiß der Drummer sich ja auch songdienlich einzubringen. Ansonsten hat Herr Rock eine ganze Menge zwar reichlich unorigineller, aber guter Songideen ausgetüftelt - man höre sich nur mal das Keyboardthema von "U Belong To Me" an: Wäre auf das nicht auch ein David Bryan stolz gewesen? Und hätte das kurze Instrumental "Emotions" nicht auch Michael Schenker schreiben können? Natürlich gibt es auf "Into The Night" keine Sekunde Musik, die nicht schon in den Achtzigern hätte entstanden sein können, aber was damals gut war, kann ja durchaus heute auch noch gut sein, speziell in Genres wie eben dem AOR, in dem es nicht auf Weiterentwicklung, sondern auf Eingängigkeit und auf Emotionen ankommt. Die Eingängigkeit hätte wie beschrieben hier durchaus durch einen stärkeren Sänger, der auch die Refrains mitreißender gestaltet, noch gesteigert werden können, aber die Emotionen, die sind durchaus vorhanden, zumal sich die Texte im wesentlichen mit dem Thema Nummer 1 in diversesten Facetten beschäftigen, wofür ein Blick in die Tracklist scheinbar schon ausreicht. Ein Blick in die Thankslist des Albums zeigt neben dem an erster Position stehenden Jesus (was einige der Texte allerdings auch noch in ganz anderer Richtung interpretierbar macht) noch Leute wie Russ Balard (sic - überhaupt hätte mal noch jemand das Booklet Korrektur lesen sollen, und das in der Tracklist ausgewiesene "Lonenly Night", übrigens eine hübsche Ballade, hätte sicherlich auch nicht so heißen sollen), Michael Bolton oder auch Gary Moore, die allerdings in durchaus unterschiedlichem Maße Spuren im Sound von Andy Rock hinterlassen haben - letztgenannter etwa eher wenig, während ersterer durchaus auch als Komponist der ganzen Songs hätte bezeichnet werden können, ohne daß der Interessent hätte zwingend hellhörig werden müssen. Ab und zu kommen auch noch andere Assoziationen auf - die Leadgitarre in "I Wanna Be With You" erinnert beispielsweise an die ZZ Top der Mittachtziger, wozu auch der ganz leicht artifiziell wirkende Drumsound paßt. Vielleicht hätte noch ein Tick mehr Variationsbreite dem Material gut getan - der abschließende Titeltrack ist der schnellste der Scheibe, aber ein solcher etwas weiter vorn hätte dynamisch sicherlich günstige Wirkungen entfalten können. Und vielleicht wäre Andy Rock in einer zünftigen Melodic-Rock-Band als Gitarrist und Songwriter noch besser aufgehoben als mit dem Solokünstlerstatus. Aber auch so kann man als Anhänger typischen 80er-AORs "Into The Night" bedenkenlos einem intensiven Hörtest unterziehen und, wenn man mit der Stimme etwas anfangen kann, ins heimische CD-Regal stellen.
Kontakt: www.facebook.com/AndyRockevo, www.aorheaven.com

Tracklist:
Love Is Not A Game
It's Not Over
U Belong To Me
Lonely Night
Cryin' Every Night (In The Rain)
I Wanna Be With You
Waiting For Your Love
Without You
Emotions
Out Of The Streets
Into The Night



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