www.Crossover-agm.de REDSTORM: No Exeption Of A Victim Of Crime
von rls

REDSTORM: No Exeption Of A Victim Of Crime   (Karthago Records)

Eine neue Ausgrabung von Karthago Records, nach drei dänischen CDs diesmal noch weiter aus dem Norden, nämlich aus Schweden. Anno 1989 hatte dort der Multiinstrumentalist Steve S. Redstorm (natürlich ein Pseudonym; der Mann sieht auf dem Backcoverfoto zudem ganz und gar unschwedisch aus, sondern eher südländisch - sollte es vor fast 15 Jahren schon eine analoge Migrationsbewegung gegeben haben, die 2003 ein Bandprojekt wie Nightrage hervorzubringen imstande war?) in Eigenregie eine achttrackige LP eingespielt, die unter Sammlern mittlerweile sehr gesucht ist, aber seinerzeit wenig bis nichts reißen konnte. Traditioneller Heavy Metal war unter der schwedischen Underground-Jugend schon relativ "out", man lärmte vielmehr in diversen frühen Death Metal-Bands wie Nihilist, und mit einer Eigenproduktion ohne vernünftigen Vertrieb kam "No Exeption ..." auch nicht in die Plattenläden, die der potentiell interessierte Anhänger eines größeren Acts wie Yngwie Malmsteen (seinerzeit dem Undergroundlerdasein längst entwachsen) üblicherweise frequentierte, um seinen Tonträgerbedarf zu decken. So fristete das Album unverdientermaßen außerhalb der fanatischen Schwedensammlerszene ein Schattendasein - bis eben zu seinem 2003er Re-Release, dem noch ein starker Bonustrack namens "Take Me Back" beigefügt wurde. Woher dieser stammt, entzieht sich meiner Kenntnis - möglicherweise aus dem nach dem Album aufgenommenen Material, das für die zweite Platte gedacht war, die jedoch bis heute nicht erschienen ist (was sich indes in Bälde ändern soll, wonach die Stichhaltigkeit der Vermutung nachgeprüft werden kann).
Steve Redstorm zeichnet nicht nur als alleiniger Kreativling verantwortlich, sondern auch für den Großteil der Musikeinspielungen. Von Haus aus ist er Gitarrist, was man seinem deutlich malmsteen-beeinflußten, wenn auch weniger neoklassisch angehauchten, nichtsdestotrotz sehr flitzefingerigen, aber gefühlvollen Saitenspiel anhört. Lediglich fürs Schlagzeug heuerte er mit Jens Jokineen einen Gastmusiker an, was dem Album hörbar gut getan hat, denn der ganz leicht sterile Touch beispielsweise des Narnia-Debüts "Awakening", das mit einem Drumcomputer eingespielt wurde, fehlt hier. Auch als Sänger macht Steve eine überraschend gute Figur, wenn man sich erst einmal an seinen leicht pathetischen Gesang gewöhnt hat, der einer tiefergelegten Version von Joey Tempest und phasenweise auch Christian Rivel (ex-Liljegren) ähnelt, ohne eine blasse Kopie darzustellen, auch wenn mancher Hörer beim ersten spitzen Schrei gleich im Opener erstmal die Löffel anlegen wird. Musikstilistisch lagert "No Exeption ..." am ehesten im Melodic Metal, wie ihn damals Crystal Pride pflegten und heutzutage auch Narnia pflegen. Der von Karthago-Häuptling Stefan Riermaier im mit allen Lyrics ausgestatteten Booklet angeführte Vergleich als missing link zwischen Yngwie Malmsteen und Heavy Load kann eine Stichhaltigkeit ebenfalls nicht verleugnen, auch wenn es zu beiden genügend Abgrenzungspunkte gibt - die zu YM fallen sowohl im oben analysierten Gitarrenspiel als auch in analoger Weise im Songwriting auf, während auch der hohe Epikfaktor von Heavy Load keine Reproduktion bei Redstorm erfährt, obwohl es schon ein paar "Mini-Epics" auf der Scheibe gibt, so etwa gleich den Opener "Victim Of Crime", "Rise Up" oder das den regulären Teil abschließende "No Time To Loose", dessen halbakustische Passagen gar Anklänge an Fates Warning zu John Arch-Zeiten aufkommen lassen. Einen Song namens "No Exeption" gibt es übrigens auch, so daß der Albumtitel gewissermaßen aus zwei Songtiteln zusammengesetzt wurde (skurrile Schreibweise des letztgenannten inclusive, die im Re-Release phasenweise geändert wurde, aber nicht durchgehend, so daß das neue Bild nicht weniger skurril ausfällt). Insgesamt ein gutes Album mit einigen wirklichen Klassesongs (z.B. das erwähnte "Rise Up"), dessen Verbleib in wenigen Archiven als Verlust gewertet werden müßte und zudem Appetit auf die Nachreichung des Zweitlings macht. Freunde schwedischen Melodic Metals: Zugreifen!
Zu ordern bei Karthago Records, Stefan Riermaier, Feichtetstraße 41, 82343 Possenhofen, riermaier@aol.com, www.karthagorecords.de

Tracklist:
Victim Of Crime
Side Of Love
Revenge
Let Me Go
No Exeption
Watch Yourself
Rise Up
No Time To Loose
Take Me Back
 




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