www.Crossover-agm.de RAZOR FIST: Metal Minds
von rls

RAZOR FIST: Metal Minds   (Pure Steel Records)

Shirts von MC5 und UFO auf den Leibern von zwei der vier Bandmitglieder - läßt das Rückschlüsse auf den Musikstil von Razor Fist zu? Nein! Oder jedenfalls nur philosophische, was beispielsweise die Kompromißlosigkeit angeht, mit der das Quartett seinen Weg geht, was ja UFO auch getan hatten, wenngleich stilistische Bocksprünge wie die UFOs vom frühen Spacerock zum Siebziger-Hardrock nach Michael Schenkers Einstieg von Razor Fist kaum zu erwarten sein dürften. Das Quartett siedelt im klassischen Speed Metal amerikanischer Prägung mit ein paar Einflüssen aus Europa; die an die Prä-Kiske-Helloween erinnernde Melodik einiger weniger Passagen dürfte selbstredend kein Zufall sein, und wer alte westeuropäische Bands wie Crossfire noch kennt und liebt, der wird mit Razor Fist auf alle Fälle warm werden. Ansonsten sind die Vorbilder der Bewohner Wisconsins aber überwiegend auf ihrem eigenen Kontinent zu suchen, und da dürften Exciter wohl relativ weit oben stehen, während das Gequieke des Sängers Erinnerungen an die klassischen US-Metal-Sirenen nicht nur aus Texas hervorruft. Der nennt sich übrigens TK Xanax, den Verdacht auf ein Pseudonym hervorrufend (und richtig: Tyler Kasuboski steht im Personalausweis des jungen Mannes), und findet für seine etwas tieferen Passagen in James Rivera (Helstar) einen passenden Vergleich. Drummer Dave Patterson sorgt dafür, daß jeder Song mindestens eine Passage im schnellen Ufta-Ufta enthält, auch wenn der Hauptteil des Songs mitunter im klassischen Midtempo verbleibt (höre exemplarisch "Runner", der erst im Hauptsolo zu rennen beginnt). Das sorgt für Vielfalt und verhindert etwaige Anflüge von Monotonie. Natürlich gibt es hier keinen Einfluß zu hören, der später als aus den Mittachtzigern datiert, natürlich wurden Keyboards gar nicht erst in die Nähe des Studios gelassen, natürlich klingt das Schlagzeug hier auch noch wie eins und nicht wie ein Computer, natürlich ist das alles klischeehaft bis zum Gehtnichtmehr (die Lyrics und das Cover übrigens auch) - aber es ist gut gemacht und vor allem mit kubikmeterweise Herzblut, zudem mit nicht zu verkennender Professionalität eingespielt. Epische Arrangements sind Razor Fists Sache nicht, sie kommen mit zehn Songs nicht über die 40-Minuten-Marke - auch das also die alte metallische Schule. Sie selber ordnen sich übrigens als Thrash Metal ein, aber dafür haben sie doch zu viel Melodie und zu wenig Stakkato am Start, auch der beschriebene Gesang hat mit Thrash nicht allzuviel zu tun. Theoretisch wäre es zwar möglich, daß der Erstling "Razor Fist Force" noch anders klang, den kennt der Rezensent abgesehen vom Titelsong nämlich nicht. Aber besagter Titelsong, der auf dem Sampler "Metal Crusade Vol. XVI" des Heavy-Mags steht, läßt die Theorie, der Rest des Debütalbums habe entscheidend thrashiger als das neue Material geklungen, eigentlich relativ unwahrscheinlich erscheinen, denn obwohl die Gitarren tatsächlich ein wenig voluminöser, unmelodischer und tiefer klingen, ist der generelle Stil zweifellos mit dem des Zweitwerkes identisch, der Unterschied daher wohl in erster Linie soundbedingt. Was dem Quartett vielleicht noch ein wenig fehlt, ist die Fähigkeit, wirklich zupackende und merkfähige Passagen, seien es Refrains oder was auch immer, zu schreiben. Denn so gern man die knapp 40 Minuten durchhört, so wenig nimmt man aus ihnen mit ins normale Leben, und man legt die CD zwar prinzipiell gerne wieder in den Player, weil man weiß, daß man sich für die Spieldauer gut unterhalten fühlt, aber es bleibt halt wenig im musikalischen Gedächtnis haften. Originell musizieren Razor Fist wie bereits ausgeführt nicht, und in bestimmten Kontexten stört das ja auch nicht (ganz besonders live nicht - da dürfte das Quartett Garant für eine coole Traditionsmetalparty sein), aber das Gefühl, daß einem eine bestimmte Passage nicht mehr aus dem Kopf geht und man deshalb die CD wieder einlegt, das hat man bei Razor Fist eher selten bis gar nicht. Hängen bleibt am ehesten noch das Intro von "Breath Of Fire", und das aufgrund seines stilistischen Herausfallens: Gitarrist Nick Moyle spielt hier ganz kurz Gitarrenheld und würzt seinen Solospot mit einer Prise neoklassischer Melodik, was er in den anderen 38,5 Minuten des Albums fast nirgendwo tut. Danach bricht dann wieder traditioneller melodischer Speed Metal rauher Prägung los, wie er für die restliche Spielzeit typisch ist. Kurioserweise klingt der Closer "Loud Into The Night" mit seiner nochmals ganz leicht neoklassisch angehauchten Gitarrenarbeit mehr oder weniger komplett europäisch. Razor Fist (von denen drei Viertel übrigens vorher bei einer Black Metal-Truppe namens Tower Of Babel spielten) hatten beim Einzimmern des Albums hörbar Spaß, der sich automatisch auch auf den Hörer, so er Affinität zum beschriebenen Stil aufweist, überträgt, und das ist schon mal mehr, als man auf vielen anderen heutigen Alben bekommt. Kann man in der Sammlung bedenkenlos in die Nähe der einen Tick stärker europäisch geprägten kolumbianischen Stilkollegen Revenge (die speziell "Loud Into The Night" sicher mit Kußhand in ihr eigenes Repertoire übernommen hätten) stellen.
Kontakt: www.puresteel-records.com, www.myspace.com/razorfistmetal

Tracklist:
Fury Of The Warrior
Metal Minds
Runner
Cosmic Hearse Driver
The Seer
First Strike
Thirst For Disaster
Silver Howler
Breath Of Fire
Loud Into The Night
 




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