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TIMO RAUTIAINEN & TRIO NISKALAUKAUS: Hartes Land
von rls

TIMO RAUTIAINEN & TRIO NISKALAUKAUS: Hartes Land   (Cyclone Empire)

"In frostigen Tälern" stellt nach wie vor das wohl kultigste Album des Jahres 2001 dar. Starker doomlastiger Metal, in den Originalsongs finnisch betextet, wurde dort mit deutschen, bisweilen sehr ausdrucksstarken, nicht selten aber auch unfreiwillig komischen Texten versehen. Ob "Fernfahrer", "Russlands Waisen" oder der Titeltrack, man konnte über die kompletten 35 Minuten wahlweise herzlich schmunzeln oder sich über die ausgesprochen gute musikalische Leistung freuen. Timo und seine Mannen besitzen in Finnland längst Starstatus, und so lag es nahe, nach dem erfolgreichen ersten Ausflug in deutsche Gefilde ein weiteres Album dieser Bauart nachzuschieben, welchselbiges in Gestalt von "Hartes Land" vor uns liegt und im Herbst 2004 auf einer Tour mit Nightwish und Sonata Arctica auch schon ausgiebig promotet wurde - leider mußte die Truppe in Leipzig weit vor der verbrieften Anstoßzeit auf die Bretter, weshalb ich nur noch dreieinhalb der neuen Songs mitbekam; allerdings ist mir nicht mehr erinnerlich, welche es denn waren. Das ist so ein wenig die Krux der Band: Das Songmaterial bewegt sich stilistisch in einem so eng begrenzten Rahmen, daß sehr schnell Monotonie aufzukommen droht. Auf "In frostigen Tälern" entging die Band dieser Gefahr noch durch die kurze Spielzeit und das Einflechten des treibenden Rockers "Russlands Waisen", der die schleppenden und nur minimal variierten Kompositionen erfolgreich auflockerte. Und genau diese beiden Elemente sind auf "Hartes Land" anders: Die Schlagzahl wird lediglich im Refrain des an fünfter Position befindlichen "Der gute Mann" sowie im analogen Part des folgenden "Kalter Zustand" (dort auch noch orgelunterstützt - diese Keys stammen übrigens von Tuomas Holopainen) etwas nach oben geschraubt, ansonsten schleicht Seppo Pohjolainen so vor sich hin, als ob er sich durch eine meterdicke Schickt lockeren Pulverschnees kämpfen müßte - und "Hartes Land" enthält insgesamt elf Songs und ist eine Viertelstunde länger als "In frostigen Tälern". Ich bin kein Freund allzukurzer Alben, aber auf "Hartes Land" bemerkt man beim Hören deutlich, wie die Aufmerksamkeit (zumindest was die Musik angeht) mit zunehmender Spielzeit mehr und mehr abnimmt, man fast nur noch die kleinen Tupfer wie das Cellointro in "Zeit der steigenden Säfte" (welchselbiges auf dem Mist von Apocalypticas Eicca Toppinen gewachsen ist - dort oben scheint wirklich jeder jeden zu kennen) wahrnimmt. Okay, mit "Trauerkleid" haben die Finnen wieder gleich zu Anfang die Meßlatte sehr hoch gelegt und eine große Hymne geschaffen, die auch textlich im ernsthaften Sinne bemerkenswert ist (und deren Refrain auch aus dem Zusammenhang gerissen verwertet werden kann). "Nyt On Mies!" fährt als weitere Neuerung Deathgebrüll auf (auch hier schlägt ein Gastmusiker zu Buche: Tapio Wilska von Finntroll) und zeichnet sich durch einen elegischen Aufbau aus, der auch zum Nachfolgesong gepaßt hätte (der heißt nämlich "Elegie"). Aber danach beginnt's wie beschrieben mit der Aufmerksamkeit schon bergab zu gehen, wiewohl "Die Last" bei getrennter Betrachtungsweise durchaus den Hymnenfaktor des Openers reproduzieren kann und das Flüchtlingsdrama "Schneewanderer" eigentlich in die Dokumentationszentren "Vertreibung" dieser Welt gehört (der brillante Refrain verliert durch seine übertreibene Repetition leider etwas seine Wirkung, die vom sehnsuchtsvollen Akustikintro nicht kompensiert werden kann, zumal auch das Hauptriff keines der allzu innovativen Sorte ist). Dieser Song bleibt auch frei von den gelegentlichen Fehlbetonungen, welche den Kultfaktor zwar erhöhen, dem Album aber auch wieder einen Teil seiner Ernsthaftigkeit nehmen. Dabei ist "Hartes Land" musikalisch bitterernst zu nehmen, ein eskapistisches Abschiedslied wie "Ihr braucht mich nicht" etwa würden Sentenced nie und nimmer hinbekommen. Klarer und trauriger Gesang von Timo und eine elegische Leadgitarre vereinigen sich zu einem großen Abschluß des regulären Albums. Meine Version im Pappschuber enthält mit "Wiegenlied" noch einen stilistisch nicht ausbrechenden Bonustrack, und das Coverartwork könnte trotz seiner Simplizität auch nicht ausdrucksstärker ausfallen. Bei einem Blick ins Booklet fällt auf, daß das Trio Niskalaukaus mittlerweile wieder zu viert agiert (Gitarrist Karri Rämö war ausgestiegen, seinen Platz hat nun Jari Huttunen eingenommen, der auch schon fleißig an den Songs mitgeschrieben hat) und daß das Album songwriterisch deutlich bandorientierter ausfällt als "In frostigen Tälern". Ob ihm das gut getan hat? Ich weiß es nicht. "In frostigen Tälern" bleibt Kult und "Hartes Land" trotz manch kritischer Worte dieses Reviews ebenfalls erwerbenswert.
Kontakt: www.trioniskalaukaus.net, www.cyclone-empire.com

Tracklist:
Trauerkleid
Nyt On Mies!
Elegie
Hartes Land
Der gute Mann
Kalter Zustand
Zeit der steigenden Säfte
Die Last
Schneewanderer
Ihr braucht mich nicht
Wiegenlied
 




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