www.Crossover-agm.de POISON: Poison'd
von gl

POISON: Poison'd   (Capitol Records / EMI)

Kaum wahrgenommen in Deutschland erschien schon vor einem halben Jahr diese Cover-Scheibe der zumindest in Amerika nach wie vor sehr beliebten Band, die weiterhin jeden Sommer zwei Monate lang vor bis zu 18000 Leuten pro Abend Konzerte spielt. (Und wohl deswegen auch nie mehr bei uns zu sehen sein wird, denn wie Bobby Dall kürzlich in einem Interview klar machte, sind sie keineswegs bereit, in Europa in mittelgroßen Hallen zu spielen!)
Die vier lassen sich hier vergiften von ihren Einflüssen und huldigen den Helden ihrer Jugend, wobei es mich einigermaßen verwundert, dass kein AEROSMITH-Song dabei ist. Die paar Leute in Deutschland, die sich vor 4 Jahren die Rikki Rockett-Solo-CD "Glitter For Your Soul" (einziges deutschsprachige Review hier) besorgt haben, wissen, wohin die Reise geht, natürlich in die 70er. Der Drummer coverte damals "Action" von SWEET, jetzt geht's hier mit "Little Willy" von derselben Band los, gelungene Version des oft nachgespielten Klassikers (siehe auch die neue CD von SPIDERS & SNAKES).
Auch "Suffrage City" von DAVID BOWIE hatten wir erst kürzlich präsentiert bekommen - von VIXEN auf deren "Live And Learn"-CD -, und ich muss sagen, dass die Frauen mit ihrer Version die Nase vorn haben. "I Never Cry" von ALICE COOPER, bis heute im Live-Programm des Meisters, kommt hingegen sehr kompetent und passend gespielt hinüber und Bret Michaels' Stimme passt hier auch besser. "I Need To Know" im Original von TOM PETTY & THE HEARTBREAKERS habe ich direkt verglichen und sorry, das Original kommt mir gegen diese tolle Version jetzt richtig lahmarschig vor - klasse Tribut! "Can't You See" von der MARSHALL TUCKER BAND war mir zwar vom Hören her bekannt, wusste aber den Interpreten nicht, ein halbballadeskes Stück, das gut zu POISON und hier am ehesten zur "Native Tongue"-CD passt. Zu "What I Like About You" (THE ROMANTICS) wurde ein echt innovatives Video hergestellt, das Ihr Euch auf Youtube anschauen solltet - auch gelungen, diese Neuinterpretation. Die "Schtones" durften ja nicht fehlen hier, klar, ein eher unbekanntes Stück "Dead Flowers" und hier hört man, dass C.C. DeVille keineswegs der miese Gitarrist ist, auf den er immer wieder limitiert wird von einigen Schreiberlingen. Der Mann mag zwar reichlich durchgeknallt sein, aber gitarrentechnisch wird er nach wie vor unterschätzt. "Just What I Needed" (THE CARS) bereitet mir leichte Schwierigkeiten, mich da hineinzuversetzen, irgendwie ist die Transformation eines schönen Pop-Songs in dieses rockigere Gewand etwas schwer nachvollziehbar.
Das war's an neuen Tracks, denn jetzt werden noch 5 Songs wieder aufgewärmt, was etwas ärgerlich ist nach 5 Jahren ohne neue Platte. "Rock And Roll All Nite" (KISS) allseits bekannt und seit Jahren Set-Closer mit Konfettiregen und großem Finale. Der Song im übrigen produziert von Rick Rubin für den "Less Than Zero"-Soundtrack 1987. "Squeeze Box" (THE WHO) vom letzten misslungenen Studioalbum "Hollyweird", will mich nicht wiederholen, die Meinung hierzu hier. "You Don't Mess Around With Jim" (JIM CROCE) erschien schon 2006 als Bonus auf der "Look What The Cat Dragged In", damals als Demo bezeichnet, hier mit einem Remastered-Vermerk versehen, stelle keinen Unterschied fest bei Direktvergleich - ok, aber keineswegs essentiell. "Your Momma Don't Dance" (LOGGINS & MESSINA) kennt jeder vom Zig-fach-Platin-Album "Open Up And Say...Ahh!", 1988, braucht man nicht zum x-ten Mal noch mal auf 'ner neuen CD. Und zum Schluß noch "We're An American Band" (GRAND FUNK RAILROAD) - das ist wirklich grandios gelungen und passt zudem wie die Faust aufs Auge, aber war halt auch schon auf der "Best Of Poison - 20 Years Of Rock" 2006 drauf als einziger neuer Song. Wer die geskippt hat aus genau dem Grund (wie ich), der nimmt den Track dankend an. Produziert im übrigen - wie die neuen 8 Songs - von Don Was und was der Mann schon alles produziert hat, soll jetzt hier nicht aufgezählt werden.
POISON sind hiermit wieder zu ihrer alten Plattenfirma Capitol zurückgekehrt und es kann nur spekuliert werden, ob die Entscheidung gegen eigenes neues Material nun freiwillig oder auf sanften Druck geschah ...
Sänger Bret Michaels macht sich zur Zeit zwar in den USA in der bereits zweiten Staffel von "Rock Of Love" zum Affen, wo ihm 20 Hobby-Prostituierte zur Auswahl stehen, was aber wohl letztlich der Popularität der Band eher hilft denn schadet.
Mit der Scheibe hatte ich jedenfalls wesentlich mehr Spaß und Zeitvertreib wie mit der vergleichbaren, wirklich miserablen "Yeah" von DEF LEPPARD. (Von Ozzys "Under Cover" ganz zu schweigen ...)
Das Review kommt spät, aber hatte mir die CD eben spät bestellt. Warum mir dann die argentinische (!!) Pressung geschickt wurde (klar, die ist günstiger dort zu produzieren ...), ist kurios. Und wer eh grad' in den USA ist, sollte sich die exklusiv bei der WAL-MART-Kette erhältliche Version besorgen, die hat nämlich mit "Sexy Back" (JUSTIN TIMBERLAKE, jawohl!) noch ein weiteres Stück zu bieten.

Tracklist:
01. Little Willy
02. Suffragette City
03. I Never Cry
04. I Need To Know
05. Can't You See
06. What I Like About You
07. Dead Flowers
08. Just What I Needed
09. Rock And Roll All Nite
10. Squeeze Box
11. Your Momma Don't Dance
12. You Don't Mess Around With Jim
13. We're An American Band
 




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