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von rls

OUTSIDE: Never In Security   (Karthago Records)

Nachdem das Outside-Debütalbum "Magic Sacrifice" anno 1986 manchem Altanhänger der Band, der die metallisch-druckvolle Frühphase zu schätzen wußte, eine gewisse Enttäuschung bereitet haben dürfte, kam zwei Jahre später der Nachfolger "Never In Security" heraus, wiederum mit einem interessanten Coverartwork versehen (wenngleich stilistisch völlig anders geartet als auf dem Vorgänger) und wiederum auch musikalisch einen kleinen Stilwandel vollziehend: Outside hatten während einer zwischenzeitlichen kurzen Bandauflösung offenbar erkannt, daß der stampfende Heavy Rock des Debütalbums auf Dauer weder sie noch ihre Fans zufriedenstellen würde, und dem wollten sie nach der Reaktivierung auf "Never In Security" mit einer Doppelstrategie begegnen, die gleich im Opener "Wild Scud To Hell" deutlich wurde. Zum einen zogen sie das Tempo partiell wieder deutlich an, zum anderen aber hatte Gitarrist Volker Gutting mittlerweile neben dem gelegentlichen Backgroundgesang noch einen weiteren "Nebenjob" übernommen, nämlich den des Keyboarders. Und letztgenannter Einfall stellt sich, wenn man die neuen Songs hört, als eine gute Idee heraus: Die Keys kommen nur in einigen Songs (und auch dort nicht durchgängig) zum Einsatz - aber wenn, dann werten sie die Kompositionen deutlich auf und verleihen ihnen zusätzliche interessante Klangfarben, egal ob das nun ein leicht orchestraler Background wie in "Wild Scud To Hell" oder im Refrain von "It's Too Late" ist oder die Pianoklänge in der Halbballade "Is It Love" (die allerdings nicht Gutting spielt, sondern Sänger/Bassist Kalle Scherthan in einer gleichfalls neuen Nebenrolle) sich prima mit den Gitarren ergänzen und diesen prinzipiell eher schlicht-unauffälligen Song zu einem kleinen Highlight der Scheibe werden lassen, der zudem auf der CD dramaturgisch noch wirkungsvoller als auf der Original-LP ist: Er steht an letzter Position der A-Seite, und da mußte man früher aufstehen, zum Plattenspieler gehen und die Scheibe umdrehen, ehe der nächste Song erklingen konnte. Im CD-Player dagegen folgt sogleich der fetzige B-Seiten-Opener "Wild Way Of Rock'n'Roll", und der Kontrast fällt somit viel krasser aus als mit der erzwungenen längeren Musikpause bei der LP-Version. Vom Titel dieses Songs sollte man sich übrigens genausowenig irritieren lassen wie von "Heavy Metal" auf der A-Seite: Zum einen hatten Outside die Rock'n'Roll-Einflüsse, die dem Vorgängeralbum einen etwas anachronistischen Touch verliehen hatten, wieder eliminiert, zum anderen waren sie trotz der erwähnten Tempoverschärfung aber auch nicht wieder zum knackigen Heavy Metal der Frühzeit zurückgekehrt, wie schon ein Vergleich der Neueinspielung des Songs "Heavy Metal" auf "Never In Security" mit der Version als B-Seite der "Action"-Single, die auf dem Re-Release von "Magic Sacrifice" als Bonustrack vertreten ist, deutlich macht. Aber das wieder ein gutes Stück erhöhte Energielevel der neuen Kompositionen bleibt trotzdem eindeutig feststellbar, wenngleich Outside das Problem hatten, daß man mittlerweile das Jahr 1988 schrieb und der Schneller-Härter-Zug auch in Deutschland längst abgefahren war, während die Bandmitglieder bis auf den neuen Zweitgitarristen Andreas Zeckra auch allesamt optisch nicht mit den Helden der Hair-Metal-Fans mithalten konnten, obwohl sie musikalisch für diese Zielgruppe durchaus nicht uninteressant gewesen wären. Und natürlich wollten sie auch diejenigen, denen "Magic Sacrifice" gefallen hatte, nicht verprellen, und so finden sich mit "Dangerous Games" oder "Dream On" auch wieder die typischen teutonischen Heavy-Rock-Kompositionen auf "Never In Security", wenngleich besonders letztgenannter durchaus auch etwas mehr Zug zum Tor entwickelt als vergleichbare Songs des Vorgängeralbums, und man achte mal genau auf diverse Drumfills im hinteren Songteil, die sich anhören, als spiele Rudi Herzenstiel auf riesigen Ölfässern. Im letzten Song des regulären Albums, dem fast durchgängig keyboardunterlegten "Child Of Storm", springt einen dann noch ein ganz neuer Vergleich an: die Dänen Mirage, deren "... And The Earth Shall Crumble"-Album eine Dekade zuvor gleichfalls von Karthago-Schatzgräber Stefan Riemaier wiederveröffentlicht worden war. Keine Ahnung, ob die Kunde von denen irgendwie bis in die pfälzische Provinz gelangt ist, aber die Wahrscheinlichkeit ist als eher gering einzuschätzen. Damit endet ein Album, mit dem sich Outside weiland nicht durchsetzen konnten, so daß sie die Bandaktivitäten unter diesem Banner aufgaben und erst in jüngster Vergangenheit wieder aufnahmen. Daß sie durchaus noch den einen oder anderen Pfeil im Köcher gehabt hätte, zeigt der Bonustrack des Re-Releases: "U.D.O." ist keine Huldigung des Herrn Dirkschneider, sondern eine Hommage an den verstorbenen Udo Logé, der als Roadie für Outside gearbeitet hatte. Das Keyboardflackern am Anfang verstört den Hörer zwar eher, aber danach entwickelt sich ein flotter Melodic-Metal-Track, dessen deutlich unterschiedliches Klanggewand die originalen zehn Tracks als Einheit erkennen läßt, sie aber sinn- und reizvoll ergänzt. Die Band ist heute live wieder aktiv, und wer die beschriebenen Stile mag, sollte auch "Never In Security" definitiv sein Ohr leihen.
Kontakt: www.outside-rock.de, www.karthagorecords.de

Tracklist:
Wild Scud To Hell
Dangerous Games
Heavy Metal
Can't Stand Lonely Nights
Is It Love
Wild Way Of Rock'n'Roll
It's Too Late
Shout It Out
Dream On
Child Of Storm
U.D.O.



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