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von rls

OUTSIDE: Magic Sacrifice   (Karthago Records)

Hinter dem Albumtitel und dem wirklich schönen Cover (auch wenn die beiden Zypressen links außen eigentlich nicht da sein dürften, wenn man davon ausgeht, daß die Inselbefestigung auch nach hinten so weitergeht) sollte man irgendeine Epic-Metal-Combo oder zumindest irgendwas Mystisches vermuten - aber damit liegt man auf der falschen Spur. Outside waren Pfälzer, begannen 1983 und legten ein Jahr später ein Demo mit dem verheißungsvollen Titel "Metal Killer" vor, dem ein Jahr später die heute recht rare Single "Action" folgte, deren beide Tracks der hier vorliegenden "Magic Sacrifice"-Wiederveröffentlichung im Rahmen der Karthago-Heavy-Metal-Classics-Serie als Boni beigegeben wurden. Das "Metal Killer"-Material ist dem Rezensenten bisher akustisch unbekannt, aber allein der Titel verspricht recht harte Kost, und mit den beiden Single-Tracks untermalten Outside den Anspruch, in der vorwärtsstürmenden deutschen Traditionsmetalszene ein lautes Wort mitreden zu wollen. Von diesem Anspruch ist freilich in den acht Tracks von "Magic Sacrifice" nicht mehr viel zu vernehmen. Outside hatten es sich im klassischen Heavy Rock gemütlich gemacht, das Tempo weitgehend herausgenommen und statt dessen Rock'n'Roll- und Boogie-Einflüsse eingebaut ("Revolution"). Das ergab rückblickend betrachtet eine durchaus nicht schlechte Scheibe, die aber aus damaliger Fansicht überwiegend in die falsche Richtung tendierte. Stampfender Heavy Rock mit einem Sänger, der ebenfalls kein schlechter war, aber auch nicht gut genug war, um durchschnittliches Songmaterial noch nach oben zu reißen, war 1986 nicht mehr die Art von Musik, mit der man überregional auf größeres Interesse hoffen durfte, auch wenn laut den Liner Notes das Album sogar in die Charts gekommen sein soll (was Schreiber, zugleich Sänger/Bassist Karlheinz Scherthan nicht verrät, ist, welche Charts das waren) und man es auch ausführlich betourte, wobei sich das Quartett die Bühne u.a. mit Grave Digger und Tokyo Blade teilte, zwei Acts, die sich zur betreffenden Zeit auf einem enorm absteigenden Ast befanden, so daß Outside im Direktvergleich gar nicht mal so blaß gewirkt haben dürften. Unterhaltungswert besitzt das Material von "Magic Sacrifice" zwar durchaus, aber daß ausgerechnet das erwähnte "Revolution" den schnellsten Song der ursprünglichen Scheibe darstellt, spricht Bände über den Stilwechsel der Band. Nichts Neues im Bandkontext dagegen waren Halbballaden, denn das knapp siebenminütige "300 Days", das die gefühlvolle Ader der Band zeigt und die A-Seite des einstigen Vinyls abschließt, befand sich auch bereits auf dem "Metal Killer"-Demo, wie übrigens auch "Action" und "Heavy Metal", die beiden späteren Singletracks. Daß Outside durchaus ein Händchen für interessante Songstrukturen besaßen, beweist neben "Revolution" (das ja keineswegs schlecht ist, nur eben völlig zeituntypisch) und "300 Days" auch "Back In Town", wo man mal genau auf Drummer Rudi Herzenstiel (was für ein Name!) achten sollte, wie er dem Refrain einen leicht federnd-galoppierenden Rhythmus unterlegt und ihn damit vom üblichen Teutonenstampfrock, der "Magic Sacrifice" dominiert, abhebt. Daß selbiger live einen beträchtlichen Unterhaltungswert entfalten könnte, läßt sich durchaus denken, und wer heute, knapp 30 Jahre nach dem Original-Release, einen diesbezüglichen Test wagen will, der kann sich einen Gig der mittlerweile reformierten Band anschauen. Kuriosum am Rande: In beiden Ausgaben des "Ultimate Hard Rock Guide", der deutschen und der englischen, sind sowohl "Magic Sacrifice" als auch das Nachfolgealbum "Never In Security" verzeichnet, aber seltsamerweise jeweils nur mit den Songs der A-Seite, so daß der Eindruck entsteht, es handele sich entweder um EPs oder um extrem lange Songs. Beides ist nicht der Fall, wobei der Re-Release von "Magic Sacrifice" es mit den beiden Boni auf knapp 43 Minuten Spielzeit bringt. Mit "Let It Go" schließt eine Nummer in gehobenem Midtempo das reguläre Albummaterial ab, aber selbst das führt noch zu einer deutlichen Wahrnehmbarkeit des Stilunterschieds, denn "Action" bietet Speed vom Faß, mit dem Outside 1984, als der Song erstmals auf dem Demo konserviert wurde (Single- und Demobesitzer können vergleichen, ob die Demosongs 1:1 auf die Single gewandert sind oder neu eingespielt wurden - die CD-Boni scheinen jedenfalls von einer Platte abgenommen worden zu sein, wie leichte Knistergeräusche in "Heavy Metal" nahelegen), in Deutschland durchaus weit vorn mit dabei waren. Man vergegenwärtige sich, daß das das Jahr der zweiten Grave-Digger-Platte oder des Stormwitch-Debüts war, während Accept an der Spitze dem Rest der Szene längst enteilt waren. "Heavy Metal" führt den Kurs von "Action" geringfügig langsamer, aber immer noch in einem treibenden Midtempo, das das "Magic Sacrifice"-Material locker abhängt, fort. Von daher mußte das Albummaterial weiland zu einer Enttäuschung für die alten "Metal Killer"-Anhänger werden, wiewohl man es 28 Jahre nach seiner Einspielung im Tonstudio Bieber-Offenbach durchaus mit Interesse hören kann, wenn man denn ein Faible für den beschriebenen teutonischen stampfenden Heavy Rock hat.
Kontakt: www.outside-rock.de, www.karthagorecords.de

Tracklist:
Hot'n'Ready
Home To You
Magic Sacrifice
300 Days
Revolution
Back In Town
Stranger In The Dark
Let It Go
Action
Heavy Metal



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