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von rls

OSSIAN: Egyszer Az Életben   (Hammer Records)

Der hohe, mit einer Ausnahme (2006) im Jahrestakt erfolgende Albenausstoß Ossians seit der Reformierung Ende des letzten Jahrtausends geht weiter: Auch 2009 hat den Release eines neuen Studioalbums gesehen, das die Linie des Vorgängers "Küldetés" nahtlos fortführt. Will heißen: Man kehrt nicht zur sehr zupackenden und für Bandverhältnisse recht harten Linie des nichtsdestotrotz genialen 2005er Albums "A Szabadság Fantomja" zurück, sondern orientiert sich eher am 2004er "Tüzkeresztség"-Album mit seiner etwas geschliffeneren Linie, hat aber positiverweise wiederum einen natürlicheren Drumsound im Gepäck als auf diesem. Damit wäre eigentlich fast alles gesagt, denn daß das Qualitätslevel wieder mal auf einem Niveau liegt, von dem andere Power Metal-Bands nur träumen können, muß eigentlich kaum noch erwähnt werden, wenngleich auch diesmal die ganz großen Klassiker, die man auch als Nichtungarischkönner im Halbschlaf vor sich hinträllert, fehlen. Der auffälligste Song für den gemeinen Mitteleuropäer ist demnach auch eine der beiden Coverversionen des Albums, "V. Magyar Tánc", also der fünfte der Ungarischen Tänze von Johannes Brahms, hier in einer speedmetallischen Freudenfeuerversion, die interessanterweise die gängige Tempoverschleppung der vorletzten "Refrainzeile" nicht mitvollzieht, sondern das Speedtempo durchbrettern läßt. Dieses Tempo erreichen die anderen elf Songs nicht, obwohl die wieder mal recht niedrige Durchschnittslänge der Songs (zwölf Stück in knapp 47 Minuten) das durchaus hätte vermuten lassen können - statt dessen inszenieren Ossian ihre Songs erneut sehr kompakt und nach klassischem Strophe-Refrain-Solo-Schema ohne große Abweichungen. Freilich schaffen sie es auch diesmal, daß es dem Hörer trotzdem nicht langweilig wird. Da gibt's etwa in "Egy Tökéletes Nap" ein klassisches Soloduell zwischen Attila Wéber (den die Besetzungsliste übrigens "Attika" schreibt) und Richard Rubcsics, das dem sonst wenig auffälligen Midtempostampfer eine golden schimmernde Krone aufsetzt - nichts Neues zwar, aber wenn es so gut gemacht ist wie hier, hört man das immer wieder gerne. Und dieses Urteil kann man im Prinzip auf das ganze Album übertragen: Innovatoren waren Ossian nie und werden sie wohl auch nicht mehr werden - aber das, was sie machen, das machen sie in hervorragender Manier, und somit kann man auch "Egyszer Az Életben" dem Freund traditionellen melodischen Metals bedenkenlos empfehlen. Der Titelsong steht diesmal übrigens wieder nicht am Beginn des Albums (es gibt auch kein Intro, die Ungarn gehen gleich mit "Vadászik A Vér" im gehobenen Midtempo in die Vollen): "Egyszer Az Életben" wartet an Position 4 und ist erstaunlicherweise eine Halbballade (nachdem der Titelsong von "Küldetés" ja bereits einer der eher sanften Melodicrocker war, die die Band immer mal auf ihren Alben einstreut) mit einem wieder mal unkomplizierten, aber geschickt eingeflochtenen Powerpart gegen Ende hin. Strukturell interessant ist auch die zweite Coverversion des Albums, "Fényév Távolság" aus der Feder von Gábor Presser und Dusán Sztevanovity, denn die ist Attila Kaszás gewidmet, einem 2007 im Alter von nur 47 Jahren verstorbenen Künstler, der auch auf der Bonus-DVD nochmal eine Rolle spielen wird (siehe unten). Hierbei handelt es sich um leicht hektisch wirkenden Melodic Rock mit dominanter Baßlinie, wie man ihn von Ossian bisher kaum kannte. Aber als Fremdkörper wirkt der Song trotzdem nicht - allein Endre Paksis markante Stimme hält das Ganze problemlos zusammen, und generelle Stilbrüche braucht man bei Ossian wohl sowieso nicht zu befürchten (nein, das kurze tiefe Gebrüll Paksis in "Kíaltunk Az Égre" zählt noch nicht als Stilbruch und die Telefonhörerstimme im Closer "Holnaptól Minden Más" auch noch nicht). Und selbst wenn man mal einen Anklang an bekannte Bands entdeckt (so z.B. im Intro von "A Játek Neve", das etwas an Accept erinnert), so entwickeln Ossian schnell etwas Eigenständiges aus dem Song bzw. der Idee. Ein, zwei härtere und/oder schnellere Tracks hätten zwar speziell den Mittelteil des Albums noch ein wenig stärker auflockern geholfen, aber auch in der vorliegenden Form macht "Egyszer Az Életben" jede Menge Hörspaß, ist sauber produziert, exzellent eingespielt, mit einem gelungenen angedüsterten Artwork versehen und in der Erstauflage zudem noch mit einer Bonus-DVD ausgestattet. Selbige ist mit "Idöutazás 1998-2008" überschrieben und enthält insgesamt 17 Videoclips der Band, die chronologisch absteigend geordnet sind und in ebenjener Reihenfolge auch hier vorgestellt werden sollen:
1. "Asszony Feketében" vom "Küldetés"-Album (2008) ist eine Ballade, zu deren musikalischem Ausdruck der hektische Schnitt der Eingangsszenen nicht so richtig passen will, wenngleich er zur Clipstory (dort passiert ein Verkehrsunfall) durchaus konform geht. Der Clip beruhigt sich später aber und ist fast komplett in Schwarzweiß gehalten.
2. "A Számüzött Visszatér", der Opener von "Küldetés", ist als Liveclip vertreten, der bildseitig aus zwei Konzerten zusammengebastelt wurde, dem Fezen Festival und einer "Petöfi Csarnokban készültek" betitelten Veranstaltung, wohinter sich offenbar der Hallenname verbirgt, der wiederum den Dichter Sandor Petöfi ehrt. Der flotte Song sorgt für viel Action im Publikum, und riesige Feuerfontänen vermitteln eine Idee vom Status, den Ossian in Ungarn haben müssen.
3. "Fortissimo" stammt vom 2007er "Örök Tüz"-Album, das sich bisher noch nicht in der hiesigen Sammlung befindet. Der Midtempo-Song hat etwas moderner klingende Gitarren im Intro, bleibt aber stilistisch konsequent im traditionellen Rahmen, und der Clip wurde überwiegend in s/w in einer alten Fabrikhalle gedreht, teilweise recht flackerig geschnitten.
4. "Metal-vihar" ist der erste von mehreren Liveclips, die aus dem Material der 2005er DVD "Létünk A Bizonyiték" herausgeschnitten wurden. Das Konzert war ein Hallenkonzert, und Gitarrist Rubscics trägt witzigerweise sogar das gleiche Shirt wie in Clip 2, obwohl der drei Jahre später mitgeschnitten worden sein muß. Der Song, original von "A Szabadság Fantomja" stammend, ist recht flott, halbiert im Refrain das Tempo, auch der Unentschlossen-Eindruck des Intros der Studioversion relativiert sich in der Livefassung, und neben dem Hauptbild fliegen immer wieder Einzelmusikerausschnitte ins Bild.
5. "Fortuna Csókja" ist auf den ersten Blick der wohl kultigste der Clips: Eine attraktive dunkelhaarige Mittzwanzigerin verzweifelt an fünf weiblichen Wesen vom Kleinkind mit Puppe bis zur strickenden Oma, die an unmöglichen Orten vor Fernsehgeräten sitzen und Ossian-Livebilder sehen. Den ernsten Hintergrund verdeutlicht erst die Schlußszene, als der Unfalltod der Dunkelhaarigen dargestellt wird, es also Rück- bzw. Vorblenden aufs eigene Leben waren. Dazu gibt's einen melodischen, eher zurückhaltenden Song mit geschickt eingebauten Akustikgitarrenriffs, original vom Album "A Szabadság Fantomja".
6. Auch "Türéshatár" stammt von diesem Album, ist hier aber in der Live-DVD-Version analog zu Clip 4 vertreten. Der Song offenbart trotz seines treibenden Midtempos, daß Ossian auch nicht mehr die Jüngsten sind, denn auf der Bühne herrscht eher gesetzte Bewegungsaktivität. Bild und Ton sind hier bisweilen leicht asynchron, was auffällt, wenn man sich die Großaufnahmen von Drummer Peter Hornyák mal genau anschaut.
7. "Tüzkeresztség II. (Rock 'n' Roll Csak Rock 'n' Roll)", einen der ganz großen Klassiker der Ungarn, gibt es als regulären Videoclip mit Fotos unterlegt, wobei die Strophen schwarz-weiß, der Refrain aber mit Live- und anderen Farbfotos ausgestattet und ab dem Hauptsolo dann alle Elemente gemischt wurden.
8. Das flotte "Desdemona" wurde in einer nächtlichen Straßenszene, von Motorrädern umrollt, gedreht und mit einer klassischen Liebes-/Eifersuchtsszene in Schwarzweiß ergänzt. Den Judas Priest-Verweis verdeutlicht die Szene, wo die drei Saitenartisten der Band synchron ihre Instrumente schwingen und sich Paksi mit analoger Bewegung einreiht.
9. "Hangerömü", den Titeltrack des 2003er Albums, gibt es wiederum als aus zwei Konzerten zusammengesetzten Liveclip, wobei Attila Weber eine identisch gemusterte Gitarre spielt wie zwei Jahre später auf der DVD. Außerdem wurden noch Making-Of-Szenen von Clip 8 hineingeschnitten. In dem Midtempo-Song fällt der keyboardummantelte bombastische Schluß des Hauptsolos auf - ein Stilelement, das man bei Ossian sonst selten findet.
10. "15 Perc" vom 2002er "Árnyékból A Fénybe"-Album beschränkt sich als Livebilderquelle auf einen Gig, dessen Opener der flotte Song offensichtlich darstellte, da man am Anfang noch das Ende eines Orchesterintros hört. Wieder gibt es viel Feuer, einen ganzen Funkenregen von oben, und gegen Ende hin entert sogar das Publikum die Bühne, wie man kurz angedeutet sieht.
11. Der Titeltrack des 2002er Albums ist als DVD-Ausschnitt vertreten, der gleichen Quelle wie Clip 4 und 6 entstammend. Nach einem langen Halbakustikintro entwickelt sich ein Midtemposong, in dem Attila Wéber die Leadgitarre spielt, was bisher im Prinzip ausschließlich Richard Rubscics zugefallen war.
12. "A Veszély Rabja", ein eher unauffälliger Midtemposong vom 2001er Album "Titkos Ünnep", wurde mit einer Aufnahmensammlung von Mehr-oder-weniger-Extremsportarten unterlegt: Bungee Jumping, Kunstfliegen, Fallschirmspringen, Bergsteigen - das einzige, was nicht so richtig dazu passen will, sind diverse Unfallaufnahmen vom Tourenwagensport.
13. Oberkult, Teil 2: "Rock And Roll Demon", ein flotter Klassikersong vom 2000er "Gyújtópontban"-Album, hat als Bebilderung das Resultat einer Plünderung der Bandarchive erhalten: In den Strophen gibt es Fotos der Bandmitglieder vom Baby bis zum damals aktuellen Zustand, in der Bridge Livevideos, im Refrain Livefotos, und das Hauptsolo wurde bildseitig nochmals geteilt: Die zweite Hälfte enthält Livevideos, die man aber kaum noch wahrnimmt, weil man sich noch den Bauch vor Lachen hält, nachdem man in der ersten Hälfte alte Bilder von Paksi (einziges Urmitglied) aus den Achtzigern gesehen hat (die Mode, die Frisuren!). Jaja, so war das damals ...
14. Noch ein DVD-Ausschnitt: "Elö Sakkfigurak", wieder mit einfliegenden Einzelmusikerbildern, hier auch einige Schwarzweißbilder von Paksi, die im "Rock And Roll Demon"-Clip wohl keinen Platz mehr gefunden hatten. Das Solo des flotten 2000er-Songs spielt erneut Attila Wéber.
15. "A Pokolnál Hangosabb" vom 1999er Album "Fémzene" beweist, daß das Gipfelmoshen keineswegs vom gipfelmoshen.de-Team erfunden worden ist, denn wenn Paksi & Co. hier nicht gerade vor einer psychedelischen Farbwand stehen, dann rocken sie auf einem äußerst karg und trocken wirkenden Bergmassiv. Der Song ist strophenseitig flott, stoppt dann in der Bridge geschickt ab und wird im Refrain wieder schneller.
16. "Másnapos Dal" vom gleichen Album ist eine Ballade, deren Clip konsequent auf alt getrimmt wurde. Die Backstage- und sonstigen Lebensmitschnitte wurden jedenfalls so bearbeitet, daß sie Dutzende von Jahren älter aussehen, als sie sind, entweder schwarzweiß oder in einem gruseligen Farbmanagement, das einen an uralte DDR-Fernseher denken läßt. Auch kultig: Peter Hornyáks riesiges Mobiltelefon im Intro. Man vergegenwärtige sich: Das ist alles erst ein Jahrzehnt her ...
17. "Zsoldos" vom gleichen Album hat nochmal ein ernstes Thema: Der Clip koppelt farbige Konzertbilder der Band mit Schwarzweißbildern von Kriegen der jüngeren Vergangenheit, davon offensichtlich viel aus den letzten Balkankriegen, aber hier und da auch aus Afrika. Passend dazu besitzt der Song ein eher doomiges Intro und kommt auch danach nicht über Midtempo hinaus.
Zu diesen 17 Clips gesellen sich noch sieben weitere, die mit "Bónusz" übertitelt sind:
1. "Világtalan Világ" ist ein als Bootleg bezeichneter Clip, der wiederum aus Aufnahmen zweier Konzerte, davon ein Open Air bei Tageslicht, zusammengebastelt wurde. Der Song stammt vom 2007er Album "Örök Tüz" und gehört zu den schnellsten der jüngeren Bandvergangenheit.
2./3. "A Szamüzött Visszatér - Studiowerk 2008" gibt es gleich im Doppelpack - man schaut der Band beim Einspielen dieses Songs fürs "Küldetés"-Album über die Schulter. Dabei ist der Ton mal synchron zum Bild (Paksis Gesang), mal nicht (Hornyáks Drumming), und der Engineer sieht aus wie eine jüngere Version des Zauberers Gandalf.
4. "Hosszú Alóm" ist eine Orchesterballade vom 2002er "Árnyékból A Fénybe"-Album, und hiermit hat ein YouTube-Nutzer einen Gedenkclip für den oben erwähnten Attila Kaszás (1960-2007) unterlegt. Der Mann scheint Schauspieler und/oder Sänger und in Ungarn sehr populär gewesen zu sein - auf seinem Grab steht eine riesige Bronzestatue, und die Trauergemeinde ist nicht eben klein.
5. Zur Halbballade "Pogány Ima" vom "Titkos Ünnep"-Album gibt es wiederum einen YouTube-Nutzerclip, und zwar einen der hyperromantischen Sorte: Ein Weißkopfseeadler fliegt durch Traumwelten, alles fließt, und eine attraktive langhaarige Blondine verwandelt sich in ein nicht minder attraktives dunkelhaariges Wesen.
6. "Többet Ér Mindennel", einer der größten Hits vom "Tüzkeresztség"-Album und einer der melodicrockenden Songs im Schaffen der Ungarn, wurde von einem YouTube-Nutzer als ganz basische Variante genutzt: dunkelgrauer Hintergrund und weißer Songtext - in den Instrumentalparts bleibt das Bild dunkel, was einen am Anfang denken läßt, der DVD-Player sei kaputt.
7. "Az Utolsó Lázado" schließlich ist der älteste Beitrag der gesamten DVD, ein YouTube-Mitschnitt des Liveclips zum genannten Song (Strophen stampfend, Refrain und Solo speedig), der 1998 in einer Sendung namens Metalbox im Fernsehen ausgestrahlt wurde und original wohl nicht zu beschaffen war. Bei der Sendung scheint es sich um eine Wertungssendung gehandelt zu haben, da ein Band mit einer Rangfolge durchläuft; der Ossian-Clip hat die Nummer 868.
Wer die Erstauflage im Digipack noch erwischt (man schaue z.B. mal auf www.karthagorecords.de nach, ob dort noch Vorrat ist), bekommt einen reizvollen und umfassenden Überblick über das jüngere Schaffen der Band um Endre Paksi - aber auch das Studioalbum allein lohnt den Erwerb definitiv.
Kontakt: www.ossian.hu, http://shop.metalindex.hu, www.hammerworld.hu

Tracklist:
CD:
Vadászik A Vér
Külvárosi Álmok
Egy Tökéletes Nap
Egyszer Az Életben
Fegyver És Töltény
Fényév Távolság
Csak Egy Rockzenekar
Kiáltunk Az Égre
Mindenki Egyért, Egy Mindenkiért
V. Magyar Tánc
A Játek Neve
Holnaptól Minden Más

DVD:
Asszony Feketében
A Számüzött Visszatér
Fortissimo
Metal-vihar
Fortuna Csókja
Türéshatár
Tüzkeresztség II. (Rock 'n' Roll Csak Rock 'n' Roll)
Desdemona
Hangerömü
15 Perc
Árnyékból A Fénybe
A Veszély Rabja
Rock And Roll Demon
Elö Sakkfigurak
A Pokolnál Hangosabb
Másnapos Dal
Zsoldos

Bónusz:
Világtalan Világ
A Szamüzött Visszatér - Studiowerk 2008
Hosszú Alóm
Pogány Ima
Többet Ér Mindennel
Az Utolsó Lázado
 




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