www.Crossover-agm.de NOSFERATU: Returning To The Slaughter
von rls

NOSFERATU: Returning To The Slaughter   (Eigenproduktion)

Bandname, Albumtitel und Cover lassen eigentlich eine Metalkapelle härteren Zuschnitts erwarten, aber dann fällt dem Metalhistoriker ein, daß ja beispielsweise das vierte Helstar-Album auch "Nosferatu" hieß und trotzdem eher in traditionellen bis progressiven Metalgefilden wandelte. Ob jenes Album als Namensinspirator für das brasilianische Quintett diente, sei dahingestellt, aber generell spielen auch Nosferatu recht anspruchsvollen Power Metal, den man allerdings trotz nicht seltener Breaks und Rhythmuswechsel nicht in die Progschublade stecken kann, denn dafür geht's dann doch zu geradlinig in den insgesamt sechs Songs zu, die es immerhin auf 36 Minuten Spielzeit bringen. Die Einflüsse der Band liegen zum überwiegenden Teil im Europa der NWoBHM-Tage - gleich im Intro hat beispielsweise die typische Gitarrenarbeit von Iron Maiden ihre Spuren hinterlassen, der Einleitungspart von "Full Moon Night" hätte auch auf dem Maiden-Debüt keine schlechte Figur gemacht, und auch der Solopart in "Execution" bei Minute zweieinhalb weist vor allem rhythmusseitig die Handschrift der Eisernen Jungfrauen auf. Andere Parts sind schwieriger einzuordnen, aber die europäische Ausrichtung bleibt über weite Strecken erhalten, und wenn man Ähnlichkeiten etwa zu Steel Prophet oder - eben doch! - Helstar entdeckt, dürfte das an den europäischen Einflüssen liegen, welche von selbigen Bands in unterschiedlich starkem Maße gleichfalls mit verarbeitet wurden. Allerdings enden sämtliche Einflußlinien mit den 80er Jahren, keine modernere Metalspielart hinterläßt ihre Spuren bei Nosferatu, auch nicht der Europowermetal der späten 90er, auch nicht der vielschichtige Sound von Nosferatus Landsleuten Angra, auch nicht die klassikbeeinflußten Truppen in der ganzen Welt. Nosferatu musizieren sehr deutlich rückwärtsgewandt, aber das heißt nicht, daß sie irgendwie altbacken klingen würden, im Gegenteil: Die junge, 1999 gegründete Band geht mit einer begeisterten Spielfreude und Frische ans Werk und schießt dabei an manchen Stellen gar ein klein wenig übers Ziel hinaus, wenn man gelungene Parts einen Tick zu oft wiederholt, als ob man sich selber an seiner Kreation nicht satthören kann. Auch an den Gesang von Andherson Némer wird sich mancher Hörer erst gewöhnen müssen. In den normalen Tonlagen erinnert er bisweilen an einen nicht ganz so kreischigen frühen Paul Di'Anno, aber Andherson wagt sich bisweilen auch in sehr große Höhen vor und klingt dort derart schrill, daß man beim ersten Hören einen mittelschweren Schreck bekommt, zumal die hohen Parts in den Melodielinien auch nicht vorbereitet werden, sondern recht unvermittelt einsetzen. David Wayne taugt für diese hohen Parts als Vergleich, sowohl auf dem Metal Church-Debüt als auch auf Reverends "World Won't Miss You" wird man ähnliche Gesangspassagen finden (dort allerdings fast durchgehend in besagten Höhen). Wer damit was anfangen kann, wird auch mit Nosferatu keine Probleme haben, obwohl weder Metal Church noch Reverend entscheidende Spuren in der Instrumentalarbeit der Brasilianer hinterlassen haben. Aber der Freund unverstaubten, wenngleich historisch geprägten europäischen Metals sollte sich den Namen dieser Band auf jeden Fall merken. In der seit der Aufnahme der vorliegenden CD vergangenen Zeit hat sich die Truppe fast komplett runderneuert, nur Leadgitarrist Hussein Salim ist aus der alten Besetzung noch übriggeblieben und hat zugleich die Lead Vocals übernommen, akkompaniert von drei neuen Mitstreitern an Gitarre, Baß und Schlagzeug (hat jemand ernstlich mit dem Einsatz von Keyboards gerechnet?). "Returning To The Slaughter" ist nach einem 2003er Demo das erste größere Lebenszeichen der Band, kommt als bookletlose CD-R und soll 2007 auch noch auf Vinyl aufgelegt werden. Zumindest die CD kann man auf alle Fälle bei www.metaleros.de bekommen.
Kontakt: http://nosferatumetal.cjb.net, http://www.myspace.com/NosferatuBrazil, nosferatublood@bol.com.br

Tracklist:
Intro
Nightwalker
Execution
Warrior
Full Moon Night
Nosferatu
 




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