www.Crossover-agm.de ANGELO PERLEPES' MYSTERY: Destiny
von rls

ANGELO PERLEPES' MYSTERY: Destiny   (LJYL Recordings)

Zur Unterscheidung von den deutschen, den belgischen, den schwedischen und den vermutlich noch weiteren existierenden bzw. existiert habenden Mystery bedienen sich die griechischen Mystery eines bewährten Prinzips: Sie setzen den Namen des Bandleaders und einzigen dauerhaften Bandmitgliedes davor. Das darf man somit auch gleich als Fingerzeig bezüglich der zu erwartenden Musik werten: Ritchie Blackmore's Rainbow und Yngwie Malmsteen's Rising Force lassen nicht nur einmal deutlich grüßen, in der Gesamtbetrachtung letztgenannte häufiger als erstgenannte, obwohl Blackmore und Dio nun wiederum in der Thankslist vorkommen, Yngwie aber nicht. Möglicherweise war Angelo Perlepes die fatale Ähnlichkeit seines Gitarrenspiels zu dem von Yngwie so bewußt, daß er die Öffentlichkeit nicht auch noch mit dem Zaunpfahl darauf stoßen woillte - braucht er auch nicht, man kann es überdeutlich hören, speziell in der Leadarbeit. Man braucht sich nur etwa das Intro zu "Desperate Heart" anzuhören, das auch noch arrangementseitig Yngwie-Parallelen aufweist. Es gibt aber auch eigenständigere Tracks auf der CD, so etwa gleich der schnelle Opener "Show No Mercy" - eigenständiger zumindest im Hinblick auf die genannten beiden Parallelen, denn die Einflußlinien sind hier weit weniger deutlich ausgeprägt, führen eher in Richtung diverser japanischer Bands (etwa Concerto Moon) oder auch gen Kenziner, sich aber in zwei Komponenten von diesen unterscheidend. Erstens hat Angelo keinen festen, sondern lediglich einen Gastkeyboarder in der Mannschaft, was sich auch in dessen Einsatzhäufigkeit widerspiegelt. Die beliebten Exzelsior-Soloduelle bleiben hier also nahezu komplett aus (Ausnahmen bestätigen selbstverständlich die Regel, etwa "Desperate Heart", dessen Soloschlußteil in bekannt strukturiertem Dialog zwischen Gitarre, Hammondorgel und "Tarot Woman"-Gedächtnissound ausgestaltet wird - mit zunehmender Spielzeit des Albums nimmt übrigens auch die Einsatzhäufigkeit des Keyboards zu), manche Tracks setzen so gut wie gar kein Keyboard ein (etwa der genannte Opener) und geraten dadurch regelrecht kantig. Zum anderen hat Angelo einen Sänger verpflichtet, der singen kann und das auch tut. Zwar artikuliert sich auch Dimitris Sirgiannis leicht angerauht, aber er setzt keinen grobschlächtigen Gegenpol zum feinfühligen Gitarrenspiel des "Chefs" und besitzt zudem eine recht wandlungsfähige Stimme, wie er gleich in "Show No Mercy" beweist, wo er zwischendurch plötzlich auf mittelhohe bis hohe Power Metal-Schreie setzt. Hier und da gleitet er in den pathetischeren Passagen (z.B. in "My Dark Lord" schön durchzuhören) sogar in Richtung seines russischen Kollegen von Catharsis ab. Im dreiteiligen "Weird" hat er allerdings zu schweigen - auf eine ordentliche neoklassische Power Metal-Scheibe gehört selbstredend auch ein Instrumentalstück, in dem dann das Keyboard auch mal eine etwas tragendere Rolle übernehmen darf, natürlich bevorzugt mit historischen Klavier- oder Spinettsounds. Noch andere Unterstützung bekommt der Sänger in Gestalt von Maria Perlepes (wenn man die persönliche Danksagung des "Chefs" genau liest, bekommt man den Eindruck, daß es sich nicht um seine Frau, sondern um die Schwester oder eine sonstige Verwandte handeln dürfte), die für "Backing Vocals, Screams, Arias & Pure Hysteria" verantwortlich zeichnet - gut, letztgenannte bekommt man dankenswerterweise kaum zu hören, aber die operatic vocals verleihen "My Dark Lord" (das übrigens auch noch schicksalhaft-tiefe Männerchöre in der Bauart von HammerFalls "Glory To The Brave"-Titeltrack enthält) doch einen nicht zu verkennenden zusätzlichen Reiz. Daß auch die Musik und speziell das Gitarrenspiel einen klassischen Touch besitzt, dürfte nach den bisherigen Ausführungen relativ klar sein - schon das Solo in "Show No Mercy" räumt jegliche Zweifel aus, daß Angelo etwa nicht aus dieser Richtung beeinflußt sein könnte, und die drei Teile des insgesamt über neunminütigen "Weird" hat er auch hübsch mit Tempountertiteln ("Allegro", "Adagio" und "Presto") versehen, während die Haupttitel in anderen Kontexten witzigerweise alle auch zu Bandnamen geworden sind, die man aber an diesen Stellen definitiv nicht heraushört: "Passion", "Lament" und "Rage". Das Prinzip der Einrahmung langsamerer durch schnellere Teile, das "Weird" im Kleinen vorexerziert, findet sich auch in der gesamten Albumstruktur wieder, denn die Speedies "Show No Mercy" und "Till The End Of Time" bilden einen schnellen Rahmen um die anderen sieben Songs, die bis auf die beiden erwähnten "Weird"-Teile etwas bis viel langsamer ausgefallen sind. Die Erwartung, man müsse mindestens einen orientalisch klingenden Song der Marke "Gates Of Babylon" auf der CD finden, erfüllt Alleinkomponist Angelo an Trackposition 4 mit "Desperate Heart", und der mittlerweile ja auch fast obligatorische Stratovarius-Gedächtnistrack ist der Titelsong an Position 7, zumindest wenn man sein Hauptthema als Anhaltspunkt nimmt (mit dem gleichnamigen Stratovarius-Song hat er aber natürlich nichts zu tun). Der absolute Übersong findet sich in den 53 Minuten zwar nicht, aber die neun Songs halten durchweg ein sehr hohes Niveau und dürften somit jedem Genreliebhaber runtergehen wie das berühmte Öl, zumal bis auf den ein wenig zu sehr untergebutterten Baß auch die Produktion durchaus gelungen ist (traditionell, aber nicht altbacken anmutend). Gut, die optische Gestaltung ist nicht sonderlich anspruchsvoll ausgefallen, aber das war sie bei den bisherigen drei Alben und einer Single, deren Cover allesamt im Booklet abgebildet sind, offensichtlich auch nicht. Übrigens liegt zwischen den Releases ein nicht unbeträchtlicher Zeitraum, denn das selbstbetitelte Debüt erblickte in einer 600er Auflage bereits anno 1991 das Licht der Welt - dort trommelte noch Jim Kontos, und man hatte auch noch einen festen Keyboarder in der Mannschaft. Wenn das Tempo der Releases so weitergeht, müßte man, da "Destiny" anno 2004 herausgekommen ist, 2009 mit einem neuen Album rechnen können - mal sehen, was uns da aus Griechenland noch so erreicht. Bis dahin lohnt sich der Erwerb von "Destiny" für den Genrefreund aber definitiv; vielleicht hat Rainer Krukenberg unter www.metaleros.de noch ein paar Exemplare vorrätig.
Kontakt: www.myspace.com/mysteryangeloperlepes

Tracklist:
Show No Mercy
I Will Fly
Treason
Desperate Heart
The Quest
Weird:
  a) Passion (Allegro)
  b) Lament (Adagio)
  c) Rage (Presto)
Destiny
My Dark Lord
Till The End Of Time
 




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