www.Crossover-agm.de MORIFADE: Imaginarium
von rls

MORIFADE: Imaginarium   (Hammerheart Records)

Diese Schweden hatten anno 1999 über das Loud N' Proud-Label die Mini "Across The Starlit Sky" herausgebracht, die mir seinerzeit sehr gefallen hatte und die auch heute noch ab und zu aus meinen Lautsprechern schallt. Der folgende Longplayer "Possession Of Power" hat bis heute nicht den Weg in meine Ohren gefunden, und nun stehen Morifade mit dem Nachfolger "Imaginarium" auf der Matte, zu dem mir folgerichtig ein Entwicklungsschritt fehlt. Von ihren Wurzeln verabschiedet haben sich Morifade natürlich nicht - komischerweise bedienen sie sich in "Nevermore" sogar explizit einiger Melodiefragmente, die man auch auf "Across The Starlit Sky" schon gehört hat, obwohl Mitkomponist Fredrik Eriksson (ja, genau, der ehemalige Keyboarder von Tad Morose) damals noch gar nicht in der Band war. Allerdings kann ich nicht sagen, ob sie den Entwicklungsschritt hin zu mehr Poliertheit schon nach der Mini oder erst vor "Imaginarium" vollzogen haben, denn die Ecken und Kanten, die die Mini hatte und die einen nicht unerheblichen Teil des Charmes der Band ausmachten, sind restlos verschwunden und einer sauberen Professionalität gewichen, die aber leider mit einer gewissen Austauschbarkeit einhergeht. So lassen sich Morifade heutzutage beispielsweise kaum noch von ihren Ex-Labelkollegen Supreme Majesty (zu "Tales From A Tragic Kingdom"-Zeiten, wo sie allerdings ein gutes Stück frischer und leichtfüßiger zu Werke gingen als Morifade heute) unterscheiden, zumal auch der alte Sänger nicht mehr dabei ist und sein Nachfolger Stefan Pettersson eine sehr variable und leistungsfähige, aber eben auch nicht sonderlich markante Stimme besitzt. Den leicht epischen Grundcharakter der meisten Kompositionen hat die Band dankenswerterweise nicht ad acta gelegt, das Tempospektrum aber auch arg zusammengedrängt und sich über weite Strecken im Midtempo gemütlich eingerichtet (ein Aufbau wie in "The Enemy Within" von der Flüsterballade hin zu einem kurzen Speedausbruch besitzt Seltenheitswert und wird in der Folge dann mal noch auf zwei Songs verteilt, die unmittelbar hintereinander stehen: "In Martyria" enthält einige für Morifade-Verhältnisse superschnelle Passagen, und "Revive For Awhile" stellt eine zeitweise verdreiertaktete und mit Flötenklängen ausstaffierte Ballade dar). Ansonsten fällt in mehreren Songs ein ganz eigentümliches Stilmittel auf: Für mehrere Takte, beispielsweise für eine komplette Textzeile, verdoppelt Drummer Kim Arnell die Snareschlagzahl, fällt aber umgehend wieder in den alten Beat zurück. Generell sollten Morifade für Anhänger schwedischen Melodic Power Metals immer noch eine interessante Adresse sein, aber wer originelle Klänge bevorzugt, wird mit "Imaginarium" kaum warm werden, obwohl Morifade ganz zum Schluß noch ein As aus dem Ärmel zaubern: "Whispering Voices" ist der epischste, abwechslungsreichste und auch am ehesten an alte Zeiten erinnernde Track, zudem auch sehr einprägsam gehalten, somit also das Highlight einer insgesamt durchaus gutklassigen, optisch wie lyrisch wenig Frohsinn versprühenden, aber trotzdem nicht entscheidend düsteren CD (das liegt wiederum am offenen Charakter vieler Lyrics, die nicht mit Feststellungen, sondern mit Fragen enden: "Can someone help me, save my soul?").
 





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