www.Crossover-agm.de LORIEN: Secrets Of The Elder
von ta

LORIEN: Secrets Of The Elder   (GoiMusic)

Wir schreiben das Jahr 2002. Aus Spanien schreiten fünf mit Leder bepackte, größtenteils langhaarige junge Männer über einen Teppich aus sinfonischem, hochmelodischem und epischem Metal auf die Treppe zur Hall of Fame zu. Der Blick ist fest, im Ohrenstübchen spukt ein beschützender Drache und man nutzt zur besseren Orientierung schon vorgetretene Fußstapfen. An der ersten Stufe schon wird man zu Fall geraten. Noch einmal: Wir schreiben das Jahr 2002: Der sogenannte sinfonische, epische und hochmelodische Power Metal erlebt seine Renaissance in einem Maße, das erfreulich wäre, würden nicht unzählige Bands, die sich dieser Spielart des Metal verschrieben haben, dabei den Fakt ignorieren, dass Bands wie Helloween oder Gamma Ray auf der hochmelodischen, Stratovarius oder Blind Guardian auf der sinfonisch-bombastischen und Manowar oder Virgin Steele auf der epischen Seite nur solange Spaß machen, wie es nicht jeweils 1300 andere Bands gibt, die unter anderem Namen dieselbe Musik produzieren und die alte Sentenz "Divide et impera!" (Teile und herrsche!) zugunsten der Szenevorreiter bewahrheiten. Die Relativität meines Urteils bezieht sich also auf den Zeitfaktor. Mit anderen Worten: Ob man Lorien nun gut oder schlecht findet, hängt davon ab, ob man seit 1996 künstlich eingefroren war oder nicht. Wenn ja: Glückwunsch, hier ist eine Power Metal-Band aus Spanien, die die Melodik des deutsch-traditionellen Metals kürbisköpfiger Schule mit manowar'sch-chevaleresker Epik kombiniert. Dies geschieht zwar noch nicht auf allzu hohem kompositorischen Niveau und mit etwas zu wenig Blick auf gelungene Arrangementarbeit, aber es handelt sich bei "Secrets Of The Elder", welches übrigens mit Fantasy-Themen à la Blind Guardian lyrisch untermalt wird, ja auch erst um das Debüt dieser Truppe, die eine große Zukunft vor sich hat. Wenn nein: Mein Beileid! Hier ist Kapitel 7593 des Buches "Wie dementiere ich am schlechtesten, welche Power Metal-Bands mir gut gefallen?". Lorien mögen ganz offenbar alle hier schon namentlich erwähnten Bands. Und sie zelebrieren ihre Hingabe in einer Form, welche unbefangen und naiv in einem positiven Sinne ebenso ist wie belanglos und beinahe überflüssig. Nicht dass die Musik vollkommen verquer dahergaloppelt, aber um für sich zu stehen sind die Stücke nicht stark und aussagekräftig genug und bei der Einordnung ins Power Metal-Raster wird man über "ferner liefen ..." mit "Secrets Of The Elder" nicht hinwegkommen. Zumindest nicht 2002. Lorien versuchen in ihrer Musik der Epik ein gewisses (Drachen contra Ritter-Schlacht-)Feld zu gewähren, was sich besonders in der Dynamik der Stücke niederschlägt: Akustikgitarren sind mehrmals zu hören, annähernd spannungsvolle Songkonstruktionen mit Hilfe kleiner Intri oder Interludi erzählen ein wenig vom Lauf der Phantasiewelt. Wer will, findet sogar Aufhorchpunkte: Der Frauengesang in "The Silent Mermaid", welcher das ansonsten schwache Stück enorm aufwertet, das lupenreine Viking Metal-Solo am Anfang von "The Voice Of Saruman", Sänger Jordi Torderas im Refrain von "Eternal Life" stark an den melodischen Matthew Barlow (Iced Earth) erinnernder Gesang und der Refrain von "The Island Of The Dragon" (textlich das eindeutige Sahnestück des Albums ...). Mit "Don`t Be Afraid" ist sogar ein kleiner Ohrwurm gelungen. Den kann ich aber auch von anderen Bands der gleichen Gattung bekommen.
Kontaktadresse: GOIMUSIC, Adpo Correos 180, 20.200 Beasain-Gipuzkoa, Spain



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