LAKE: Wings Of Freedom von gl (Mad As Hell Productions/Cargo)
Die Oma vom "Ouch!"-Tourposter, abgekratzt vom Bauzaun, hing schon im Kinderzimmer, wohlgemerkt, bevor auch nur ein Ton von der Band gehört wurde! Geschlagene 34 Jahre später gibt's Lake immer noch - oder wieder! Und Alex Conti will es noch einmal wissen. Er hat uns die letzten Jahre mit einem schönen Solowerk und als Teil des Trios Arndt/Gross/Conti erfreut, aber jetzt widmet er sich wieder "seiner" Band, mit der er 2006 schon eine gute CD veröffentlicht hatte und aufgrund alter Beziehungen 2010 im Vorprogramm von Lynyrd Skynyrd bei uns spielte. Heuer gibt's als kleine Sensation die Rückkehr des ersten Lake-Sängers, des Schotten Ian Cussick, der sich freut, "nach nur 40 Jahren" wieder dabei zu sein, und nichts von seiner Stimmkraft verloren hat! Zusammen mit drei anderen Könnern, allesamt Vollprofis und musikalische Koryphäen an ihren Instrumenten, nämlich Jens Skwirblies (Keyboard), Mickie Stickdorn (Schlagzeug) und Holger Trull (Bass), haben sie in zwei Jahren Arbeit ein überraschend starkes Spätwerk unter dem Lake-Banner erschaffen. (Die verrückte Geschichte, warum das Album 2012 schon einmal unter dem Namen "Freedom" erschien und wieder zurückgezogen wurde, gibt's auf der Bandhomepage!) Lake waren schon immer die "amerikanischste" deutsche Band, mit Gesangsharmonien im Stile von Steely Dan und ihrer Orientierung am Westcoast-Sound. Diese Grundtugenden fahren sie jetzt 2013 wieder wunderbar geballt auf mit einem phänomenalen Album, bei dem doch tatsächlich sämtliche zehn Stücke gelungen sind. Es bedarf jedoch einiger Geduld, denn der Holzhammer ist nicht ihre Methode, die eleganten Stücke packen Dich vielleicht erst beim zweiten oder dritten Anhören sanft und ruhig, aber wer nur ein klein wenig Gespür für edle Klänge hat, kann sich ihnen kaum entziehen, was beispielsweise für das Stück "Silvia" gilt. Oder den Refrain von "Stone Crazy", der Stunden später in Gedanken zurückkommt, wenn man sich die CD einige Male angehört hat! (Probiert's aus!) Daß solche Veteranen eine vernünftige Produktion anfertigen, ist nicht selbstverständlich, aber in diesem Falle klar: Die Songs klingen "warm", dynamisch und kein Instrument ist im Vordergrund, sondern alles gleichberechtigt, wie das sein sollte.
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