www.Crossover-agm.de KIPELOW: Wawilon
von rls

KIPELOW: Wawilon   (Prof-Records)

Endlich ein Zeichen neuer Kreativität aus dem Hause Waleri Kipelow und Assoziierte! Enthielten die bisherigen Tonträger "Putj Nawerch" und "Best" ausschließlich bekannte Songs in mehr oder weniger echten Liveversionen, so zeigt der eröffnende Titeltrack dieses Albums, daß die Truppe auch in puncto eigenen Songwritings durchaus was auf dem Kasten hat (was man angesichts der vergangenen Songwritertätigkeit bei Arija oder im Mawrin-Kontext auch erwarten konnte - die konkrete Autorschaftsverteilung bleibt allerdings ungewiß, so daß auch ein Cover im Bereich des Möglichen läge, allerdings fällt mir kein passendes Original ein, auch kein nicht-russisches): "Wawilon" transportiert melodischen Traditionsmetal in mittlerer Temporegion, versehen mit einem einprägsamen Refrain und einem interessanten, durch eingewobene Klassikparts noch aufgewerteten instrumentalen Mittelteil. Von dieser Sorte hätte man sich also gerne noch den einen oder anderen Zuschlag servieren lassen - aber Pustekuchen, der Rest des Menüs ist bekannt, zumindest von den Songs her. Ich habe auf eine detaillierte Analyse verzichten müssen, ob es eventuell von dem einen oder anderen Song hier eine alternative Version zu hören gibt, da aufgrund von Bauarbeiten Teile meines Tonträgerarchivs derzeit nicht zugänglich sind. Zumindest kann ich sagen, daß "Wawilon" einerseits als Dreitrack-Single existiert, daß ich aber einen Vierzehntracker vor mir habe, der zur Erhöhung der Verwechslungsgefahr auch noch das gleiche Cover hat wie der Dreitracker (eine Kombination aus dem bekannten, u.a. bereits von Comecon auf "Converging Conspiracies" verwendeten Gemälde "Turmbau zu Babel" von Pieter Breughel und einer modernen Großstadt). Zumindest handelt es sich bei dem Vierzehntracker nicht um einen Bootleg, denn das Backcover macht genaue Lizenzangaben, und wer mal in der Neuen Straße in Moskau sein sollte, kann in Nr. 2 vorbeischauen und sich dort von der ordnungsgemäßen Arbeitsweise des Labels selbst überzeugen. Aber zurück zur Musik: Track 2 und 3 stammen vom Kipelow/Mawrin-Album "Smutnoje Wremja" - man hat sich für die starke Halbballade "Ja Swoboden" (mit dezenter Streicheruntermalung im Hintergrund) und den druckvolleren Titeltrack entschieden. Diese sind auch auf dem Dreitracker enthalten, zusätzlich gibt's dort noch ein Video zu "Ja Swoboden". Auf dem Vierzehntracker fehlt das Video, und dort geht's statt dessen mit Livematerial weiter, und selbiges ist entweder direkt dem "Putj Nawerch"-Doppeldecker entnommen worden oder stammt zumindest aus Mitschnitten der gleichen Tour bzw. Livephase. Für diese Grundsatztheorie spricht das Faktum, daß die Reihenfolge der vertretenen Tracks mit einer Ausnahme (dem um zwei Positionen nach hinten gerückten "Poterjannij Raj") exakt der auf "Putj Nawerch" entspricht und daß zudem kein einziger Track vertreten ist, den es nicht auf "Putj Nawerch" zu hören gab. Von den beiden obengenannten Optionen ist, wenn man die starke russische Neigung zur Mehrfachverwertung ein und desselben Materials in Betracht zieht, die der direkten Übernahme aus "Putj Nawerch" die wahrscheinlichere - ich kann wie erwähnt derzeit leider nicht kontrollhören, und das Booklet glänzt wie oft in solchen Fällen durch weitgehende Aussagelosigkeit. Zumindest hat man das Intro abgeschnippelt und setzt ruckartig direkt im Song "Putj Nawerch" ein, und auch sonst hat man sich nicht bemüht, eine durchgehende Liveatmosphäre zu erzeugen, sondern im Gegenteil das Publikum (das auf der Original-CD sowieso nur relativ schwach zu hören war) zwischen den Songs gleich ganz rausgeschnitten, was auch im weiteren Verlauf der insgesamt über 70 Minuten noch zu der einen oder anderen etwas rauheren Schnittkante führt, wenngleich man hörbar um eine Glättung bemüht war, Unfälle wie auf der zweiten CD von "Putj Nawerch" oder auf der "Best"-Scheibe hier also dankenswerterweise ausbleiben. Von der Tracklist her finden sich unter den zehn Livesongs (denen auch noch die Karaokeversion von "Wstan, Strach Preodoljei" angehängt wurde, die auf der zweiten "Putj Nawerch"-Scheibe schon als gefakte Liveversion vorhanden war und original vom Arija-Computerspiel-Soundtrack "Dalnoboistschiki-2" stammt) zwei Kipelow/Mawrin-Tracks (der dritte auf "Putj Nawerch" vorhandene, nämlich "Ja Swoboden", fiel heraus, da er weiter vorn ja schon als Studioversion steht), das schon traditionelle Golden Earring-Cover "Bespetschnij Angel" sowie siebenmal Arija-Stoff, wobei mit "Wolja I Rasum" doch tatsächlich auch einer der beiden nicht aus der Feder eines heutigen Kipelow-Mitglieds stammenden Tracks, die man auf "Putj Nawerch" finden konnte, hier übernommen wurde. Mehr braucht man zu "Wawilon" eigentlich nicht zu sagen - wer bereits "Putj Nawerch" besitzt, kann den "Wawilon"-Erwerb definitiv auf die Single beschränken, und wer "Putj Nawerch" noch nicht besitzt, wird sich nach Erwerb des "Wawilon"-Vierzehntrackers vermutlich auch noch nach dieser Doppelscheibe umschauen, denn an der Qualität der Songs wie der spielerischen Umsetzung gibt es absolut nichts zu deuteln, so daß Freunde melodischen traditionsorientierten Metals damit keinen Fehlgriff begehen und sich bei der Gelegenheit gleich noch das Komplettwerk von Arija in den Schrank stellen können.
Kontakt: www.kipelov.ru, www.metalglory.de

Tracklist:
Wawilon
Ja Swoboden
Smutnoje Wremja
Putj Nawerch
Ja Nje Soschel S Uma
Grjas
Djabolskij Snoi
Castlevania
Putj W Nikuda
Bespetschnij Angel
Wosmi Mojo Serdze
Poterjannij Raj
Wolja I Rasum
Wstan, Strach Preodolei
 




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