www.Crossover-agm.de KIPELOW: Best
von rls

KIPELOW: Best   (CD Land Records)

Sollte da draußen jemand auf neues Studiomaterial von Waleri Kipelow und seinen sonstigen Arija-Abtrünnigen gehofft haben: Er wird auch auf "Best" nicht fündig. Ist auch kein Wunder, denn es scheint sich um eine nicht offizielle Veröffentlichung zu handeln - zumindest ist sie auf Kipelows Homepage in der Diskographie nicht angegeben, auf der CD selbst findet sich außer einem Copyrightvermerk auch keinerlei Kontaktmöglichkeit zum Label, und auch eine Internetrecherche blieb ohne Ergebnis. Zudem ist das Ergebnis nun nicht so beglückend ausgefallen, daß man unbedingt zum Kauf dieser CD raten muß. Das liegt keinesfalls an der musikalischen Leistung, sondern an der Aufbereitung des Materials: Eine knüppelharte Einblendung und eine ebensolche Ausblendung mitten im Song verunstalten schon den guten halbballadesken Opener "Notsch W Ijulje" derart, daß man eigentlich gar keine Lust mehr auf den Rest des Materials hat. Das mit den mehr als ungeschickten Schnitten geht auch so weiter; kaum einer der Übergänge zwischen den 13 Songs ist sauber ausgearbeitet worden, was gerade bei Livematerial natürlich völliger Mist ist; im Störungsfaktor übertrifft "Best" dabei sogar noch die ebenfalls diesbezüglich (dort allerdings programmierungsbedingt) fehlerhafte zweite CD von "Putj Nawerch". Apropos "Putj Nawerch": Von dieser Doppel-CD hat man einiges Material offenbar originalgetreu auf "Best" übernommen (oder Kipelow haben auf anderen Gigs wirklich exakt genauso gespielt, was bei Musikern von derart altem Schrot und Korn durchaus keine Unmöglichkeit darstellt - ich habe es mir erspart, Frequenzanalysen oder Phrasierungsuntersuchungen durchzuführen, um den finalen Beweis anzutreten), allerdings nicht in der originalen Reihenfolge. Auf "Best" folgt dem Live-Intro ebenfalls "Putj Nawerch", danach aber das coole "Castlevania" (im Original an Position 6) und nach diesem wiederum der Arija-Stampfer "Grjas" (im Original an Position 3). So dürfte spätestens an dieser Stelle die Frage aufkommen, warum man als interessierter Anhänger "Best" trotz der technischen Schwächen vielleicht trotzdem gebrauchen könnte. Die Antwort: Sieben der dreizehn Songs sind eben nicht auf "Putj Nawerch" enthalten, stammen also entweder tatsächlich aus anderen Konzerten bzw. Mitschnittsituationen (oder in der negativen Deutungsvariante von Studioalben ...) oder sind zwar bei besagtem 2003er Gig in St. Petersburg mitgeschnitten worden, aber aus irgendwelchen Gründen nicht auf "Putj Nawerch" gelandet. Letztere Variante ist weniger wahrscheinlich, da die Doppel-CD schon recht lang ist und kaum vermutet werden kann, daß der Gig nochmal 'ne halbe Stunde länger war. Überhaupt kann bei diesen Songs kaum eindeutig verifiziert werden, ob es sich überhaupt um Livemitschnitte handelt, da man kein Publikum hört (was aber auf "Putj Nawerch" öfters auch so war). Bei "Metschty" beispielsweise könnte es sich auch um die für Arijas "Dalnoboistschiki 2"-Soundtrack eingespielte neue Variante handeln, der dann lediglich noch Waleris Gesang hinzugefügt wurde - was allerdings hieße, daß Cholstinin und Dubinin, die nach dem Split Arija weiterführten, ihren Segen dazugegeben haben müßten, da sie hier zu hören sind. Das ist eine Frage, die offenbleiben muß - ebenso diejenige, wo die vorliegende Version von "Samknutij Krug" herstammt; sie hat zumindest fast exakt die gleiche Länge wie die Version auf dem 98er Arija-Album "Generator Sla", das allerdings noch ungehört auf meinem großen Stapel liegt. Die Originalversionen der anderen fünf Neulinge können auf dem Kipelow/Mawrin-Album "Smutnoje Wremja" verortet werden (weitere drei Tracks dieses Albums waren schon auf "Putj Nawerch" vertreten, so daß man unter den 13 "Best"-Tracks immerhin acht Kipelow/Mawrinsche findet; "Castlevania" und "Putj Nawerch" sind wie gesagt in den Fassungen des Livealbums übernommen worden, das sehr hallig-trockene "Ja Swoboden" stammt aber offensichtlich aus noch einer anderen Quelle). Die brutalen Schnitte, die "Notsch W Ijulje" und die definitiven Livetracks verunstalten, schwächen sich gegen Ende hin ab; die Klärung von Versionsfragen überlasse ich an dieser Stelle dem interessierten Leser (also, einiges hört sich da eben wirklich wie 1:1-Übernahmen der Studioversionen an ...). Wie gesagt: Musikalisch ist das alles hochwertiger Melodic Metal mit Schlenkern zum Power Metal, gelegentlichen Hardrockausflügen, gar Bluesrock (in "Wijpjem Jescho") und balladesken Einsprengseln, aber man sollte eigentlich besser beraten sein, sich erstmal die erwähnte Kipelow/Mawrin-Scheibe, "Putj Nawerch" und das Gesamtwerk von Arija in den Schrank zu stellen, bevor man zu solchen Veröffentlichungen hier greift. Die Angabe einer Kontaktadresse ist aus eingangs erwähnten Gründen nicht möglich, und da Metalglory ja einen gewissen Qualitätsanspruch haben, zweifle ich an, daß sie die Scheibe im Angebot haben. Gesamtprädikat: relativ überflüssig.
Kontakt: www.kipelov.ru

Tracklist:
Notsch W Ijulje
Putj Nawerch
Castlevania
Grjas
Sledui Sa Mnoi
Metschty
Samknutij Krug
Ja Swoboden
Smutnoje Wremja
Wijpjem Jescho
Wot I Wsje Djela
Swet Dnjewnoi Issjak
Putj W Nikuda
 




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