www.Crossover-agm.de JACOBS DREAM: Dominion Of Darkness
von rls

JACOBS DREAM: Dominion Of Darkness   (Eigenproduktion)

Sonderlich erfolgreich, was die Verkaufszahlen angeht, scheint das dritte Jacobs Dream-Album "Drama Of The Ages" nicht gewesen zu sein, denn die Zusammenarbeit mit Metal Blade hat danach ihr Ende gefunden (man sieht das Album derzeit immer mal preisreduziert für 5-7 Euro - unbedingt zuschlagen, wer's noch nicht getan hat!), und Jacobs Dream sind damit wieder im eigenproduzierenden Stadium angekommen, was sie aber nicht davon abgehalten hat, unbeirrt weiterzumusizieren und die stilistische Linie von "Drama ..." konsequent weiterzuführen - so konsequent, daß man eigentlich das Review fast komplett übernehmen könnte und nur die Songtitel austauschen müßte. Die Besetzung ist identisch geblieben, der mit "Drama ..." entwickelte Mixturstil aus der Fragilität des Debütalbums und der Energie von "Theater Of War" auch, Chaz Bond singt in unverändertem Gestus weiter (wenngleich er es auch mit diesem Album noch nicht schafft, aus dem übergroßen Schatten von David Taylor, der die beiden Erstlinge sehr stark prägte und auf dem neuen Album übrigens wieder mit einigen Backing Vocals vertreten ist, z.B. im Intro von "Dissolution Of Purity", hervorzutreten), und selbst die Sache mit dem unterschiedlichen Soundgewand der Einzelsongs wurde beibehalten, wobei die Brüche auf "Dominion Of Darkness" deutlich weniger stark ausgeprägt sind und daher auch keinen größeren Störfaktor darstellen - aber sie sind halt immer noch da, wie gleich der Übergang vom Opener "Demon World" zum Folgesong "Can't Break" demonstriert. Allerdings vollführen Jacobs Dream mit dieser Vorgehensweise wahre Täuschungsmanöver - den mit einem ebensolchen Bruch eingeleiteten zauberhaften Halbakustikpart am Ende von "Curse Of Antikythera" hält man nämlich schon für den Anfang des Instrumentals "Hands Of Doom", bevor dieser Part aber wieder verklingt und man bei einem Blick auf die Anzeige des CD-Players tatsächlich gewahr wird, daß "Hands Of Doom" erst nach der nunmehrigen Pause beginnt. "Hands Of Doom" reiht sich übrigens würdig in die großartige Instrumentalfolge "Black Watch", "De Machina Est Deo", "Forever Winter" (erste Hälfte) der bisherigen Alben ein, wenngleich es nicht an den beiden erstgenannten Meisterwerken vorbeikommt; ein analoges Verdikt gilt für die Halbballade "Don't Talk", die für sich genommen zweifellos ein Highlight darstellt, aber sich im Kontext des Bandschaffens eben mit noch highlightigeren Exempeln wie "Sarah Williams" messen lassen muß. Das Gleiche könnte man auch für die restlichen Songs weiterexerzieren, insgesamt sind es 13 an der Zahl, die es diesmal auf knapp 78 Minuten Spielzeit bringen - wer schon "Drama ..." als zu lang empfunden hat, wird mit "Dominion ..." also erst recht seine Probleme bekommen, und selbst der wohlwollende Hörer könnte irgendwann zum Abschalten neigen, obwohl die Band sich alle Mühe gegeben hat, mit den von "Drama ..." bereits bekannten Mitteln (darunter auch wieder gelegentlich eingestreute extremere Vocals, beispielsweise im Schlußteil von "Dark Alliance" - der epische Albumcloser "Mercy Killing" fährt dann auch noch Frauengesang auf, für den sich Raquel Bond zuständig fühlt, sicherlich irgendwie mit Chaz verbandelt) für Abwechslung im midtempolastigen, mitunter leicht proggigen, gitarrenseitig diesmal allerdings nicht ganz so entfesselt wie früher vom Leder ziehenden Power Metal zu sorgen. Das geschieht in "Embraced By Sorrow" beispielsweise, indem nach dem betörenden Akustikintro und der geradlinig im Vierertakt stampfenden Einleitung für die Strophen und auch später für die Zwischenspiele in einen Dreiertakt gewechselt wird, der nur in den Refrains wieder in den gewohnten Vierertakt übergeht (was für Lyrics: "If I had one more chance to live, I'd change the things I've done/If I had one more chance to say 'I love you', oh what would I give" - wieso erzählen die hier aus dem Leben des Rezensenten?) und im zweiten großen Komplex des Songs ab "Death is coming ..." gar noch schräger wird, den Song damit in seiner Gesamtbetrachtung zum progressivsten des ganzen Albums machend, zumal das Ende das oben genannte "Täuschungsmanöver" noch einmal wiederholt, denn der eigentlich akustisch abgegrenzte sanfte Part ab "Lying here ..." gehört auch noch zum Song und nicht etwa schon zum folgenden "Dissolution Of Purity", was man in diesem Falle allerdings auch gleich gemerkt haben sollte, da der Part dem Intro von "Embraced By Sorrow" entspricht und somit einen Rahmen um diesen Song darstellt. Genanntes "Dissolution Of Purity" mag manchen Hörer mit den kurz eingestreuten fiesen Thrashparts verstören, ist drumseitig auch hier und da arg verquer konzipiert worden, findet aber die gewohnte melodische Power Metal-Linie immer wieder, spätestens im konsequent bratenden Hauptsolo - durchschnittlich betrachtet haben wir hier wohl den härtesten und wegen der häufigen Stakkati vielleicht auch schnellsten Track des Albums vor uns, der aber temposeitig trotzdem weit unter dem bleibt, was einem die heute gängige Power Metal-Garde vorzusetzen beliebt. Für Geschwindigkeitsfanatiker sind Jacobs Dream also nach wie vor nicht so richtig geeignet, für Freunde gediegenen melodischen Power Metals ohne Keyboards, ohne Sirenensänger, ohne Klassikadaptionen (die Umsetzung des Pachelbel-Kanons als Hidden Track auf "Drama ..." hat auf "Dominion ..." keine Fortsetzung gefunden, was man begrüßen oder auch bedauern kann) und ohne allzu polierten oder gar sterilen Sound dafür umso besser. Dennoch bleibt auch bei "Dominion Of Darkness" das bereits zu "Drama Of The Ages" gezogene und im Text mehrfach angeklungene Fazit gültig: So stark das Album bei losgelöster Betrachtung auch ist, Jacobs Dream werden wohl immer an den beiden ersten Meisterwerken gemessen werden, und in diesem Kontext kann auch "Dominion Of Darkness" nicht ganz mithalten. Wer aber bereits "Drama Of The Ages" besitzt und liebt, kann sich "Dominion Of Darkness" bedenkenlos auf den danaben befindlichen Platz in der Sammlung stellen und muß lediglich beim Herausziehen aufpassen, denn auf den Inlayseiten ist jeweils nur "Jacobs Dream" aufgedruckt, was eine Verwechslungsmöglichkeit mit der 1997er Eigenproduktion und dem 2000er Metal Blade-Debüt hervorruft, die bekanntlich beide selbstbetitelt waren. Erwerben kann man "Dominion Of Darkness" hierzulande bei verschiedenen Mailorderfirmen, u.a. via www.karthagorecords.de
Kontakt: www.jacobsdream.info

Tracklist:
Demon World
Can't Break
Curse Of Antikythera
Hands Of Doom
Don't Talk
Hero
Dark Alliance
Embraced By Sorrow
Dissolution Of Purity
Violent Kingdom
Awaken The Man
End Of Days
Mercy Killing
 




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