www.Crossover-agm.de GLENN HUGHES: Soul Mover
von rls

GLENN HUGHES: Soul Mover   (Frontiers Records)

Gefahr für den Altrockfreund? Schließlich hat Glenn Hughes immer mal die Angewohnheit gezeigt, in den Albumtiteln Hinweise auf den stilistischen Gehalt des Albums zu verstecken. Aber dann hätte "Soulfully Live In The City Of Angels", das 2004er Livealbum des vielseitigen Sängers/Bassisten, auch schon eine Soul-Scheibe sein müssen, und das war ja nun nicht der Fall. Der Opener und Titeltrack entwarnt dann auch diesmal: Hughes musiziert erneut seelenbewegend, aber er bleibt zunächst in den traditionellen Hardrockgefilden, für die ihn weite Teile seines Publikums seit Trapeze und Deep Purple lieben. Und daran ändern nicht mal seine neuen Mitstreiter was: Drummer Chad Smith, der als Gast schon einen Song des letzten Studiowerkes "Songs In The Key Of Rock" eingetrommelt und diesem einen etwas moderneren Touch verpaßt hatte, war bereits auf dem Livealbum durchgängig dabei, spielte dort auch die "Klassiker" recht traditionell und hat sich offenbar so gut eingefügt, daß er jetzt auch im Studio zur festen Mannschaft gehört. Rhythmische Ausflüge in Richtung der Red Hot Chili Peppers braucht man also nicht zu befürchten, und auch der zweite Pepper, nämlich Gitarrist Dave Navarro, der gasthalber ein paar Gitarrenlinien beisteuerte, hält sich im traditionellen Rahmen, in dem die zur Stammbesetzung gehörenden JJ Marsh (Guitar Extravaganza) und Ed Roth (Soulful Organic Keys) sowieso agieren, wenngleich natürlich nicht steif auf eine Linie festgefahren. Was Hughes und Roth unter "Soulful Organic Keys" verstehen, gibt beispielsweise "Orion" zu erkennen, denn hier perlt im Hintergrund eine verhaltene Keyboardlinie rauf und runter, die dem ansonsten recht straighten Track das gewisse sphärische Etwas verleiht, wiewohl er von Psychedelicorgien Marke Hawkwind selbstredend weit entfernt bleibt. "Change Yourself" unterstreicht die Wandlungsfähigkeit von Hughes's Stimme, die im Alter scheinbar immer größer wird - in der Bridge bringt er auch noch die extremsten Falsetthöhen ohne Probleme rüber, und in seinen üblichen Lagen überzeugt er wie eh und je. Ein neues Element hingegen bringt "High Road" ein, denn Hughes selbst spielt dort eine selbstbetitelte "Black Fuzz Guitar", also eine extrem verzerrte und tiefe Gitarre, die man sonst eher von diesen ganzen Bands kennt, die in der Wüste proben und dazu reichlich Gras und Kakteen rauchen. Erstaunlicherweise wirkt auch dieses Element nicht aufgesetzt; der Promozettel enthält witzigerweise aber einige Fotos, wo Marsh, Smith und Hughes tatsächlich in einer Art wüstenartigen Landschaft spielen (vielleicht Shots von einem Videodreh?). Reguläres fettes und heruntergestimmtes Riffing wie in manchen Songs auf der zweiten Voodoo Hill-CD "Wild Seed Of Mother Earth" bleibt auf "Soul Mover" noch seltener, wenngleich es das epische "Let It Go" noch einmal deutlich aufwertet, indem es den leise-verspielten Passagen (mit wunderbarer Halbakustikarbeit von JJ Marsh) einen druckvollen Gegenpol bietet, in dem man von Hughes aber noch etwas mehr Energie in den Vocals erwartet hätte (er wurde dort paradoxerweise ein wenig zu sehr in den Hintergrund gemixt - an manchen anderen Stellen wiederum steht er für meinen Geschmack akustisch einen Schritt zu weit im Vordergrund, so in "Land Of The Livin' (Wonderland)", wo die Gitarre ein wenig durchhörbarer hätte agieren dürfen). Wieder im traditionellen Rockbereich wurzelt "Dark Star", das sich aufgrund des einprägsamen Chorus sicherlich zu einem festen Bestandteil der nächsten Liveshows entwickeln wird, wenngleich auch hier der allerletzte Druck in der Produktion fehlt, den "Songs In The Key Of Rock" nicht nur titelgemäß hatte, "Soulfully Live ..." aber auch schon nicht mehr. Dort hat es indes nicht so entscheidend gestört, auf "Soul Mover" wäre dagegen mehr an manchen Stellen wirklich mehr gewesen. Der akustische Schaum über dem songwriterisch starken "Isolation" etwa hätte auch in dessen souligen Passagen (nun doch!) ein klein wenig mehr weggewischt werden dürfen, und auch "Miss Little Insane" (mit oberpsychotischem Gitarrensolo) entbehrt unterwegs ein bißchen der akustischen Klarheit (im Chorus ist daran tatsächlich Chad Smith schuld, dessen Beckenarbeit viel vom Rest verdeckt - man sollte halt doch einen Schlagzeuger nicht coproduzieren lassen :-)). In der hervorragenden bluesigen Halbballade "Last Mistake" wiederum zeigt das Produzententeam, daß es eben auch anders geht (was für eine schneidende Gitarrenlinie im Intro!) - warum dann an den anderen Stellen nicht? Aber das sind Erbsenzählereien - sie führen zwar dazu, daß "Soul Mover" wertungsseitig nicht an "Songs ..." vorbeikommt, aber sie nehmen ihm auch nicht den Status eines erneut guten Albums aus dem Hause Glenn Hughes, das sich sowohl der Hughes-Fan als auch der Siebziger-Rock-Freund bedenkenlos ins Regal stellen kann.
Kontakt: www.glennhughes.com, www.frontiers.it

Tracklist:
Soul Mover
She Moves Ghostly
High Road
Orion
Change Yourself
Let It Go
Dark Star
Land Of The Livin' (Wonderland)
Isolation
Miss Little Insane
Last Mistake
Don't Let Me Bleed
 




www.Crossover-agm.de
© by CrossOver