www.Crossover-agm.de GLENN HUGHES: Songs In The Key Of Rock
von rls

GLENN HUGHES: Songs In The Key Of Rock   (Frontiers Records)

Glenn Hughes bietet seinen Fans bisweilen einen besonderen Service: Er beschreibt schon im Plattentitel, welche Sorte Musik denn auf dem jeweiligen Album drauf ist. Das ist nicht ganz unwichtig, immerhin macht der Mann neben souligen und funkigen Ausflügen auch noch "Blues" (so der programmatische Titel eines 1993er Albums) und (hauptsächlich) mal mehr, mal weniger harten Rock. Auf "Return On Crystal Karma" (bildet mal davon das Akronym ...) war letztgenannter drauf, und bei der neuen CD, "Songs In The Key Of Rock" betitelt, braucht man gar keine Kunstgriffe mehr anzuwenden, um zu schlußfolgern, daß auch dieses Album wieder das enthält, wofür Glenn Hughes seit seinen seligen Deep Purple-Tagen von vielen Musikfreunden geliebt wird: traditionellen Hardrock der Siebziger-Schule, aber erfreulich unverstaubt und mit einer ordentlichen Portion Enthusiasmus eingezimmert. So gut wie hier war Hughes in der Vergangenheit nicht immer bei Stimme, aber selbst das allerhöchste Gekreisch in "Gasoline" bereitet ihm scheinbar keine Mühe (das ist Hughes' heutiger Vorteil gegenüber Ian Gillan, dessen Stimme über die Jahrzehnte hin einige Höhen eingebüßt hat). Als Partner für die 10 neuen Songs hat sich der Sänger/Bassist den Gitarristen Jeff Kollman geangelt, den Altrockanhänger bereits von seinem Mitwirken an den Mogg/Way-Alben (also den praktischen UFO-Alben der jüngsten Vergangenheit ohne Michael Schenker) kennen und der nicht nur als Gitarrist, sondern auch als Produzent und Co-Writer beteiligt war. Der andere Gitarrist, nämlich JJ Marsh, war ebenfalls Co-Writer, und hier haben sich offenbar drei Profis gefunden, die wissen, wie man ein gemeinsames Ganzes entstehen läßt. Nur "Get You Stoned" fällt mit seinem etwas moderneren Touch leicht aus dem Rahmen (daran hat vielleicht auch das Gastdrumming von Chili Pepper Chad Smith eine kleine Aktie, das manche Stellen leicht verhalftimet - der auf den anderen Songs zu hörende Gary Ferguson, auch ein alter Bekannter, spielt eher altschulig), aber auch nicht so weit, daß das Album als Ganzes gesprengt würde. "Higher Places" (mit "Song For Bonzo" untertitelt) etwa ist ein getragener atmosphärischer Hardrocker allererster Güte (den man ganz am Albumende versteckt auch nochmal als kleine Akustikreprise vorfindet), während gleich der Opener "In My Blood" den Hörer anspringt und ihm klarmacht, was er auf dem größten Teil der 49 Minuten entdecken wird. Die epische Ader kommt in "Written All Over Your Face" am deutlichsten zum Vorschein (achteinhalb Minuten lang, mit markantem Thema, sehr atmosphärischem Mittelteil und einem wunderbaren, gegen Ende nochmals in ähnlicher Form repetierten Gitarrensolo, gespielt vermutlich von JJ Marsh, der auch als Alleinkomponist dieses Songs genannt ist), wohingegen der Kontrast zum speedigen "Standing On A Rock" nicht größer sein könnte. Danach sollte sich die Mannschaft von Barfly Music mal genau "Courageous" anhören: Dort findet man nämlich das Paradebeispiel für die Erstellung einer androgyn klingenden Mixtur von Backgroundvocals, die nicht nerven, sondern sich dem Song gut anpassen. So eine Art Anspieltip ist mit "Wherever You Go" ganz am Ende des Albums gelandet: Wenn mal ein Außerirdischer landet und wissen will, welcher Song wohl idealtypisch für den Künstler Glenn Hughes sei, sollte man ihm "Wherever You Go" präsentieren. Treibender Hardrock vom Allerfeinsten, wohl auch ein Liveklassiker, wenn man Glenn denn mal wieder auf europäischen Bühnen begrüßen darf. Würd' mich freuen, denn ich habe ihn bisher noch nie live gesehen, schätze aber sein Livedokument "Burning Japan live" sehr, also wird's mal Zeit.
Kontakt: www.frontiers.it, www.glennhughes.com

Tracklist:
In My Blood
Lost In The Zone
Gasoline
Higher Places (Song For Bonzo)
Get You Stoned
Written All Over Your Face
Standing On A Rock
Courageous
The Truth
Wherever You Go
 





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