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von ta

HATE ETERNAL: Fury And Flames   (Metal Blade)

Ich oute mich jetzt mal als Fan von Erik Rutan. Der Mann ist einfach ein Phänomen und dürfte als integre, umtriebige Todesbleipersönlichkeit für Florida und Umgebung eine Stellung haben wie Peter Tägtgren für Schweden. Steigt bei den stilprägenden Koryphäen Morbid Angel aus und gründet seine eigene Kapelle Hate Eternal, die aberwitzigen, uneingängigen Death Metal spielt, bei dem 95% selbst der reinen Metal-Hörerschaft gleichzeitig Kopfschmerzen und Magenkrämpfe bekommen dürften. Schmeißt mit "Absolute Purity" von Alas eine kaum konsumierbare Schrägmetalscheibe mit Frauengesang auf den Markt, gegen die der ganze anmaßend als "Opernmetal" bezeichnete Bombast Power Metal der Gegenwart wie "Hänschen klein" auf Speed klingt. Und produziert nebenbei eine Handvoll Alben im Jahr, die größtenteils aus dem brutalen Death Metal kommen und allesamt nix mit glatt poliertem Plastiksound a la Kataklysm, Necrophagist, Illdisposed oder Aborted (nichts gegen diese Bands, die sind allesamt sehr respektabel) zu tun haben.
Jüngstes Beispiel: "Fury And Flames", der neue Silberling von Hate Eternal. Der Drumsound ist, wie auch auf der Vorgängerscheibe "I, Monarch", schön roh, die Snare klackert nicht, sondern kracht, die Bassdrum klingt nicht wie eine Schreib-, sondern wie eine wildgewordene Waschmaschine. Undifferenziert, das sei sofort zugegeben, aber brutal as fuck. Und laut - bei den ersten drei, vier Hördurchläufen bekommt man eigentlich nur Drums und Gesang mit. Hat man sich in den Soundorkan reingefitzt, ist etwas differenzierteres Hören zwar möglich, allerdings bleibt das Verhältnis Schlagzeug/Gitarre auch dann unausgewogen, besonders die tief liegenden Akkorde - und davon gibt es viele - sind kaum zu entschlüsseln. Vergleicht man dann noch den aktuellen Sound mit anderen Produktionen Rutans, bspw. "Kill" von Cannibal Corpse oder auch "I, Monarch" von Hate Eternal, fällt auf, dass der Mann durchaus einen anderen, ausgewogeneren Sound fahren kann. Es ist also anzunehmen, dass er es genauso haben will, wie es jetzt klingt: Eine undurchdringliche Soundwand, ein Ausbruch roher, scheinbar unkontrollierter Gewalt. Und was soll ich sagen? Es passt! "Fury And Flames" ist nämlich auch musikalisch ein einziges Gemetzel. 90% des Albums sind feinstes Blast-Geprügel auf 250bpm, breakdurchsetzt und komplex inszeniert. Jade Simonetto heißt der Mann, welcher Halbgott und Tausendsassa Derek Roddy ersetzt, bis jetzt ein Nobody, der hier eine Leistung aufs Parkett legt, gegen die eine Riege weitaus bekannterer Death Metal-Drummer einpacken könnte. Was für eine derbe Hackerei aber auch! Die Riffs: Hauptsächlich dissonant und affenschnell - ständig gibt es verminderte Quinten und Sextakkorde zu hören, kaum ein Akkord wird mal länger als ein paar Millisekunden ausgehalten, melodiöse, eingängige Ausflüge sind wie immer den Soli und nur diesen vorbehalten, höre besonders den zweiten Teil des epischen "Tombeau (Le Tombeau De La Fureur Et Des Flammes)". Der Gesang: Gewohntes dumpfes Gebrüll, gewohnt unverständlich, gewohnt monoton - feine Sache! Am Bass wütet Alex Webster von Cannibal Corpse und zockt die eine oder andere abgedrehte Line, für solistische Extraausflüge hat er jedoch keinen Raum bekommen. Macht nix, denn so brettert "Fury And Flames" umso komprimierter und kompromissloser durch die Botanik. "Whom Gods May Destroy" oder "Fury Within", das ist derbes Haudrauf, ein musikalisches Kriegsspiel. Und so die ganze Scheibe.
Aber Hate Eternal sind dennoch im technischen Brutalinski-Death Metal nur zweite Wahl. Behemoth und Nile schreiben nämlich die besseren Songs, sie arrangieren effektvoller, bauen kleine Pausen ein, die den nachfolgenden Ausbruch umso intensiver erscheinen lassen und sie trauen sich an eingängige Riffs - was Herr Rutan auf "I, Monarch" auch gelegentlich wagte und jetzt leider wieder eingestellt hat. Schwamm drüber. "Fury And Flames" ist ein lohnenswertes, krasses Death Metal-Album, Todesmetallern hiermit dringend anempfohlen und darf Fans der ersten drei Hate Eternal-Alben einen Blindkauf wert sein.
Kontakt: www.hateeternal.com, www.metalblade.de

Tracklist:
1. Hell Envenom
2. Whom Gods May Destroy
3. Para Bellum
4. Bringer Of Storms
5. The Funerary March
6. Thus Salvation
7. Proclamation Of The Damned
8. Fury Within
9. Tombeau (Le Tombeau De La Fureur Et Des Flammes)
. Coronach



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