www.Crossover-agm.de GUNS OF GLORY: Strafing Run
von rls

GUNS OF GLORY: Strafing Run   (Pure Rock Records)

Das Coverartwork mitsamt der weiteren Bebilderung auf dem Backcover und im Booklet läßt Veränderungen vermuten: Statt des Mixes aus Hedonismus und einer Portion verruchter Gefahr auf "On The Way To Sin City" herrscht diesmal Krieg - Luftkrieg, um genau zu sein. Aber nein, die vier Finnen sind musikalisch nicht etwa in die doomigen Gefilde von Winter oder, um im Lande zu bleiben, Thergothon abgewandert: Schon das einleitende Riff des Openers "Running From You" klingt so stark nach AC/DC, wie man das auch vom Debütalbum her kannte, und die weiteren Eckpfeiler Punk und Rock'n'Roll bleiben in den 50 Minuten Musik gleichfalls präsent. Aber Moment mal, 50 Minuten? Das Debüt dauerte mit neun Songs knappe 30 Minuten, nun bringen es die zwölf neuen Nummern auf besagte 50 Minuten - eine enorme Durchschnittserhöhung, die freilich keinerlei Schlüsse auf die Durchschnittsgeschwindigkeit zuläßt, denn schon die neun Debütnummern frönten nur gelegentlich dem Speedrock. Das tut von den zwölf neuen auch nur exakt einer, nämlich "Till We Die", der Rest ackert sich durch verschiedene Midtempostufen und gönnt sich bisweilen den einen oder anderen arrangementösen Schlenker, den es auf dem Debüt so noch nicht gegeben hatte. "Devil In Me" etwa geht nach dem Ende des Hauptsolos nicht etwa schnöde in die Refrainwiederholung über, sondern baut erst noch einen für Bandverhältnisse relativ dramatischen Zwischenteil ein, bevor der Song weitgehend der Erwartungshaltung entsprechend zu Ende geht. Das macht das Hören zumindest etwas interessanter und dürfte auch der Livetauglichkeit des Materials nicht im Wege stehen, wenngleich eine Nummer wie "Don't You Know" schon fast so relaxt rüberkommt, daß man von Altersweisheit sprechend könnte, wenn das Bandfoto nicht vier noch weit vom Rentenalter entfernte Herren zeigen würde. Aber auch in diesem Song tritt das soeben beschriebene Phänomen auf, daß nach dem Hauptsolo noch eine eher unerwartete, sogar mal kurz zweistimmige Leadgitarren auffahrende Passage kommt, die zumindest in der theoretischen Analyse als Abgrenzungskriterium von den schätzungsweise 8567 ähnlich klingenden Bands dieser Welt dienen kann. Daß Guns Of Glory so nah an AC/DC rücken können, daß sie zumindest instrumental nicht von diesen zu unterscheiden sind, haben sie mit dem Opener bereits bewiesen und tun das auch im weiteren Verlauf der Scheibe noch etliche Male, etwa mit "Days In The Chain Gang", dessen einleitender Rhythmus sogar konkreten AC/DC-Vorbildern zuordenbar ist. Petri Puheloinens Gesang wiederum eignet sich bestens zum Unterscheiden, denn der Finne hat eine zwar auch angerauhte, aber eher tiefe Stimme und würde damit in einer direkten Tributeband auf- oder gar durchfallen, während er im Bemühen um eine gewisse Soundemanzipation für Guns Of Glory natürlich entsprechend wichtig ist und seine Sache stimmlich auch gut macht, wenngleich sich auch für ihn im skandinavischen Rotzrock so manche Parallele finden läßt, auch im eigenen Land übrigens (man erinnere sich an eine Combo namens IconClan ...). Drummer Joni Takalo gestaltet auch die Midtemponummern durchaus abwechslungsreich, ohne die Genregrenzen zu sprengen, und daß die beiden Gitarristen Riku Lepistö und Oskari Hurskainen neben der Young-Schule auch noch andere Lektionen gelernt haben, hört man an der einen oder anderen Stelle gleichfalls durch - trotzdem will wie schon beim Vorgänger nicht so die rechte Begeisterung aufkommen: Energieschübe versetzt dem Hörer nur die eine schnelle Nummer, und den Rest analysiert man, ohne ihn aber richtig prickelnd zu finden, wenngleich Guns Of Glory einen achtbaren Standard nie unterschreiten. Kurioserweise werden sie mit den beiden letzten Nummern "Avenger" und "Lay Down" aber noch richtig gut - hier trauen sie sich mal was Eigenständigeres zu, ist die sechsminütige, zunächst schleppende und immer ausgreifender werdende Hymne "Lay Down" trotz einer anfänglichen gewissen konzeptuellen Ähnlichkeit mit "Night Prowler" doch ein im Rahmen des Bandsounds originelles Stück (die "Like so many"-Backings erinnern gar etwas an Van Halen) und nähert sich das massive "Avenger" dem klassischen Hardrock am weitesten, ohne den AC/DC-Touch in den Gitarren aufzugeben - nach dem scheinbaren Hauptsoloende wird hier sogar noch ein Speedpart mit geradezu furioser Gitarrenarbeit eingefügt, was sich dann in "Lay Down" nochmal potenziert. Trotz dieses interessanten Endspurtes auf der CD (von derartigen Geniestreichen hätte man in den ersten 40 Minuten gerne noch mehr gehört) dürften die wahren Stärken des finnischen Quartetts indes nach wie vor auf der Bühne liegen.
Kontakt: www.facebook.com/gunsofgloryofficial, www.purerock-records.com

Tracklist:
Running From You
One You Need
Devil In Me
Don't You Know
Days In The Chain Gang
Till We Die
Move Aside
Bad Boy Reputation
Keep Your Jack
I Don't Get It
Avenger
Lay Down



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