www.Crossover-agm.de GUNS OF GLORY: On The Way To Sin City
von rls

GUNS OF GLORY: On The Way To Sin City   (Pure Rock Records)

Sin City wird bekanntlich in der australischen Volksmusik besungen, auch wenn die konkrete geographische Lage unbestimmt bleibt - auch das Cover von "On The Way To Sin City" gibt keine detailliertere Auskunft als diejenige, daß man auf Straße Nr. 53 in die in einer wüstenartigen Umgebung liegende Stadt kommt bzw. offensichtlich auch wieder heraus. Außerdem muß im besagten Land Rechtsverkehr herrschen, denn sonst wäre es unlogisch, daß die offensichtlich nach Pannenhilfe Ausschau haltende weibliche Person, die auf der Motorhaube ihres feuerroten fahrbaren Untersatzes sitzt und einen praktisch eher schwierig zu handhabenden Schraubenschlüssel in der Hand hält, ihren Wagen in der zu sehenden Richtung an den zu sehenden Straßenrand gelenkt hat. Die Artworkfraktion stammt übrigens aus Deutschland, aber dort ist es mit der Ausdehnung von Wüsten unter den derzeitigen Klimabedingungen noch nicht so weit her, und außerdem hätte dort auch das Straßenschild ganz anders ausgesehen. Die Band wiederum siedelt in einem Land, das auch keine Wüsten hat - höchstens Schneewüsten, aber die dürften selbst in Finnland derzeit seltener werden. Besagte australische Volksmusik ist natürlich längst auch in den hohen Norden vorgedrungen, und nicht nur an der um die Jahrtausendwende hoch schwappenden Welle des sogenannten skandinavischen Rotzrocks waren finnische Bands nicht unbeteiligt, sie pflegten diesen Sound als Urväter auch schon viele Jahre zuvor, wobei einige der Protagonisten hauptsächlich in ihrem Heimatland populär blieben, etwa 22-Pistepirkko, während die Hanoi Rocks eine ganze Generation auch internationaler Bands mitprägen halfen. Im Spannungsfeld von Rock'n'Roll, Punk und dem klassischen AC/DC-Rock positionieren sich nun auch Guns Of Glory, allerdings trauen sie sich noch nicht so sehr viel zu: Keine 30 Minuten rotiert "On The Way To Sin City" mit seinen neun Songs im Player, und wer darob auf eine Speedattacke hofft, sieht sich gleichfalls getäuscht - zwar drückt Joni Takalo durchaus ab und zu mal aufs Gaspedal, aber im Vergleich mit diversen Stilkollegen ist das hier eher ein laues Lüftchen. Das muß nichts Schlechtes bedeuten, aber irgendwie will sich nur selten ein Aha-Effekt einstellen - eigentlich nur dreimal. Da wäre zum einen genau in der Albummitte "Sisters Of Sin", etwas entspannter und mit seinen Akustik-Elektrik-Gitarre-Kombinationen durchaus keinen schlechten Eindruck machend. Zum zweiten bringen die Finnen das Kunststück fertig, im Intro von "Load Your Guns" den Rhythmusteil des Intros von "Manowar" der gleichnamigen Band so genau zu zitieren, daß es schwerfällt, an einen Zufall zu glauben, auch wenn der Song dann in eine ganz andere Richtung geht. Der Energietransport in den speedigeren Songs klappt durchaus, wie "Don't Fool With The Guns" unter Beweis stellt (und die beiden Gitarristen Riku Lepistö und Oskari Hurskainen duellieren sich dort bis zum Äußersten, was das dritte Highlight des Albums darstellt), während "Rock N' Load" die Frage aufwirft, ob irgendwelche Bandmitglieder parallel auch in Metalcorebands spielen - hier haben sie jedenfalls das Stilmittel des großen Breakdowns in eine rock'n'rollige Umgebung übersetzt. Aber das ist schon wieder eine theoretische Überlegung, die man hauptsächlich deswegen anstellt, weil die knapp 30 Minuten Tonkonserve eher wenig Aufhorchmomente enthalten. Für die Livesituation dürfte sich das Material prima eignen, während das Aufregendste an der CD neben den wenigen genannten Momenten die Bookletbilder diverser weiblicher Wesen darstellen, unter denen sich auch die Coverschönheit befindet, die übrigens ein Shirt der Band trägt. Ob man "On The Way To Sin City" aber nun gerade deshalb kaufen muß?
Kontakt: www.facebook.com/gunsofgloryofficial, www.purerock-records.com

Tracklist:
El Savior
I'm Glad You're Gone
Drive-By Lover
Whiskey Girls
Sisters Of Sin
Rock N' Load
Don't Fool With The Guns
Load Your Guns
Never Stop (That's Rock N' Roll)



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