www.Crossover-agm.de GALLOWS POLE: Doors Of Perception
von rls

GALLOWS POLE: Doors Of Perception   (Pure Rock Records)

Seven Steps To The Green Door hatten auf ihrem überambitionierten "The?Book"-Reinfall ihren Protagonisten in einen Raum mit verschiedenen Türen gesperrt, hinter denen aber immer das gleiche Szenario in anderer Verkleidung lauerte. Dieser negativen Deutung setzen Gallows Pole auf dem Cover des neuen Werkes "Doors Of Perception" eine positive entgegen: Die prinzipiell identischen Pflasterstraßen führen zu drei baugleichen, aber nicht komplett identischen Türen (erstens geht die rechte anders herum auf als die beiden anderen, und generell ist die Holzmaserung grundverschieden - vom Zeichnerlogo Markus Vespers in der linken Tür ganz zu schweigen), hinter denen drei phantastische Welten in unterschiedlichen Farben zu finden sind, die aber offensichtlich auch ein Ganzes ergeben, und Anspielungen auf vorherige GP-Artworks sind sicherlich kein Zufall. Ebensowenig dürfte es als Zufall durchgehen, daß Chefdenker Alois Martin Binder die Linie des Albumvorgängers "And Time Stood Still" konsequent fortsetzt, also wieder einen Mix aus kompaktem Hardrock und dessen epischer Variante kredenzt, aber wie immer individuell mit einigen unterschiedlichen Zutaten abschmeckt. Diesmal liegen einige Songs relativ nahe am klassischen Melodic Rock, selbst wenn "Learn To Live" letztlich doch nicht zur puren Ballade wird, sondern nach anderthalb Minuten noch in den liebgewonnenen stampfenden Hardrock umschlägt, der weite Teile des Albums prägt, allerdings in durchaus verschiedenen Tempovarianten dargeboten wird, wofür gleich die beiden ersten Songs, also der vergleichsweise flotte Opener "Burn It Down" und das relativ schleppende "Angel Eyes", den Rahmen abstecken. Besagter Opener überrascht noch in einer anderen Hinsicht: Derart geradlinige Lyrics, gar mit Schimpfworten durchsetzt, besitzen im Repertoire Binders durchaus Seltenheitswert - keine Ahnung, welche Laus ihm da über die Leber gelaufen ist, daß er mit einer Stadt so derb abzurechnen hat. "Flott" und "derb" sind als Attribute freilich immer im Gallows-Pole-Maßstab zu betrachten und nicht im absoluten Rock- oder gar Metal-Maßstab - die Wiener agieren auch diesmal wieder in ihrem eigentümlichen Kosmos und sind schwer mit anderen Bands zu vergleichen. "Bring Me Through The Night" kratzt am Doom in dessen althergebrachter und zugleich stark bluesbeeinflußten Variante, das eskapistische Instrumental "Watching The Sun Go Down" hingegen überrascht mit einem ganz speziellen Gitarrensound, der entfernt an einen Chapman Stick erinnert. Selbiges Stück hätte gern noch viel länger ausfallen dürfen - im Gegensatz zum Vorgängeralbum ist es aber hier nicht der Fall, daß man die Idee für noch nicht voll ausgearbeitet oder den Spannungsbogen für unvollständig hält, sondern einfach der Wunsch, noch mehr von dieser Ausprägung des Gallows-Pole-Sounds zu hören. Interessanterweise kommt mit "Rainbow Just For Me" unter den neun Songs noch ein zweites Instrumentalstück zum Vorschein, und Gastsängerin Elsko ist diesmal auch nicht mit dabei - trotzdem besitzen die Gesangspassagen wieder etwas stärkere Prägnanz als auf dem diesbezüglich etwas schwachbrüstigen Vorgänger. Das ist schön, denn wenn auch die ganz großen Treffer abermals abwesend sind, so lassen sich die 43 Minuten doch gut am Stück durchhören, wenn man den doch ziemlich speziellen Sound der Wiener mag. Der Titeltrack steht diesmal am Ende der Platte, kratzt an der Zehnminutenmarke und wird trotzdem nicht langweilig, sondern entwickelt sein musikalisches Themenspektrum so bedächtig, aber treffsicher, wie man das von den stärkeren Werken Binders in positiver Erinnerung hat (man höre mal genau auf die ansatzlos aus dem Ärmel geschüttelte Tempobeschleunigung nach Minute 4!). Nicht immer dürfte sich jeder Hörer mit jeder Wendung jedes Werkes einverstanden erklären - aus den (garantiert zufällig) an Iron Maiden erinnernden Strophenharmonien von "Someday Soon" hätte man sicherlich noch mehr entwickeln können als den irgendwie eingeklebt wirkenden Refrain, der erst später in der Verbindung mit der angesprochenen Harmonik mehr Wirkung entwickelt. Und während "Doors Of Perception" insgesamt ein eher gitarrendominiertes Album geworden ist, darf Günther Steiner das sicherlich nicht zufällig von ihm mitkomponierte "Your Own Demons" mit seiner Uralthammondorgel prägen. Allerdings kommt hier wie schon zuvor in "Someday Soon" wieder der Wunsch auf, der etwas abrupt über den Hörer hereinbrechende Schluß wäre noch etwas anders strukturiert worden, wenngleich die Problemfallhöhe deutlich niedriger ausfällt als auf dem Vorgängeralbum. Überhaupt wird man das Gefühl nicht los, daß "Doors Of Perception" so ein bißchen das bessere "And Time Stood Still" geworden ist, und da mit dem starken Titeltrack das Highlight am Schluß steht, setzt sich dieser Eindruck auch am Ende des Hörens fest und wirkt damit viel prägender, als wenn ein x-beliebiger anderer Song dort gestanden hätte. Wer allerdings den besagten Vorgänger schon mochte, darf hier erst recht zugreifen.
Kontakt: www.bgg-entertainment.com, www.purerock-records.com

Tracklist:
Burn It Down
Angel Eyes
Learn To Live
Watching The Sun Go Down
Bring Me Through The Night
Someday Soon
Your Own Demons
Rainbow Just For Me
Doors Of Perception



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