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von rls

FORCE OF EVIL: Black Empire   (Escapi Music)

Ein erster Blick aufs Coverartwork erfaßt eine einflußtechnische Mischung aus "Evil Is Forever" von Astral Doors, "Walk In Mindfields" von Ivanhoe und noch ein paar anderen. Der zweite Blick erkennt dann neben den zahlreich um die Hochhaustürme kreisenden schwarzen Raben auf dem rechten Hochhaus auch noch einen Blitzableiter in Gestalt eines umgedrehten Kreuzes. Dazu der Bandname, der Albumtitel und Songtitel Marke "Back To Hell", "Death Comes Crawling" oder "Dead In Texas" - und man ärgert sich, daß man zur Promoversion mal wieder keine Lyrics mitgeliefert bekommen hat, denn im positiven Falle hätte man hier eine Band vor sich haben können, welche durchs Hintertürchen intensive Kapitalismus- und "Weltpolizei"-Kritik übt (so hätte sich auch "Death In Texas" erklären können, das eben nicht "Death In Arkansas" heißt). Verschiedene andere Songtitel, allen voran "Vorhees Revenge" (das war der Fiesling in irgendeinem dieser "Ich-bringe-alle-um-die-ich-gerade-treffe-und-verschwinde-am-Ende-so-daß-es-die-Möglichkeit-für-ein-Sequel-gibt"-Streifen, wenn ich mich recht erinnere - bin kein Cineast), legen allerdings nahe, daß man Force Of Evil mit einer solcherartigen Vermutung eine zu große Beachtung schenken würde und daß es sich eher mal wieder um eine Band handelt, die gähnenderweise irgendwelche blutigen Geschichtchen mit Pseudosatanismus verknüpft. Interessanterweise sind dann auf dem Bandfoto insgesamt vier Kreuze zu sehen, welche die Bandmitglieder figürlich umhängen haben, und zwar je zwei aufrecht stehende und umgedrehte, wobei Basser Hal Patino den Vogel abschießt, indem er von jeder Sorte eins umhängen hat. Wem der Name bekannt vorkommt, der liegt richtig, denn bei Force Of Evil handelt es sich um ein Gewächs aus der Mercyful Fate/King Diamond-Familie: Alle vier Instrumentalisten stammen aus dieser Tradition, neben Patino noch Drummer Bjarne T. Holm und die beiden Gitarristen Hank Shermann und Michael Denner. Als Sänger kam Martin Steene dazu, den der Traditionsmetalanhänger von den Bandbesetzungswechselkönigen Iron Fire kennt und der hier zwar ein deutlich breiteres Stimmspektrum an den Tag legt als auf dem Iron Fire-Debüt "Thunderstorm" (der Zweitling "On The Edge" hat sich bis heute nicht in meiner Sammlung eingefunden), der aber damit erstaunlicherweise nicht überzeugen kann, da er erstens irgendwie ausdruckslos, manchmal fast gelangweilt anmutet und zweitens (vielleicht gerade deshalb?) akustisch etwas in den Hintergrund gemischt wurde. Nicht mal die hohen Schreie in "Days Of Damien" bei Minute 5 treffen bis ins Mark, was sie offensichtlich sollen, und der folgende Sprechpart fällt auch eher in die Kategorie "Kinderhörspiel". Zumindest Shermann und Denner beweisen mit dem gleich anschließenden epischen Solo, daß sie noch Qualitätsarbeit verrichten können, was die instrumentalen Leistungen angeht. Dafür aber hapert's am Songwriting recht gewaltig, was eine Parallele zum Zoser Mez-Einzling "Vizier Of Wasteland" offenbart (seinerzeit der "Vorläufer" zum Mercyful Fate-Comeback anno 1993): sehr kompetent eingespielt, aber absolut nichts beinhaltend, woran man sich nach dem Hören noch erinnern kann - merkfähige Refrains erst recht nicht. Die temposeitige Beschränkung auf zumeist schleppende, allenfalls mal im Midtempo marschierende, zwar variationsreiche, aber kaum mal richtig ausbrechende Rhythmen hilft nicht entscheidend, das Prädikat "langweilig" zu torpedieren; einzig "Cabrini Green" durchbricht die selbstgesteckte Grenze mal kurz nach oben (Fußballfans dürfen bei Gelegenheit gern zu ergründen suchen, ob der Song irgendwas mit dem ehemaligen italienischen Nationalspieler Antonio Cabrini zu tun hat), und der Closer "S.O.S." macht bisweilen Anstalten, Analoges zu tun, wird aber im zweiten Teil der ersten Strophe schon wieder unmotiviert verbreakt und abgebremst. Die einzigen Höhepunkte der Songs sind tatsächlich die Soli von Shermann und Denner, in denen gelegentlich deren gutes Händchen für mit Melodie gepaarte Technik aufblitzt, wohingegen ihr Riffing in keiner Richtung aus dem Rahmen fällt, bisweilen durch unmotivierte Breaks einen zerrissenen Charakter erhält und auch alles andere als einprägsam ausgefallen ist, somit diverse gemeinhin dem Progmetal angedichtete Untugenden bündelnd, ohne aber eine Progmetalband zu sein. Vom selbstbetitelten Debütalbum kenne ich nur einen Song, der irgendwo mal auf 'nem Sampler stand, aber auch der fiel keinesfalls positiv auf (sonst könnte ich mich vermutlich noch an seinen Titel erinnern), danach überschwemmten Force Of Evil den Markt bereits mit einer Live-CD, und nun kommt das auch nicht überzeugende "Black Empire" als Zweitling daher - sorry, aber von Musikern mit einer derartigen Erfahrung erwarte ich einfach mehr als eine durchschnittliche durcheinandergewürfelte Metal-CD, die zwar zweifellos ihre guten Momente hat (z.B. das mehrstimmige Gesangsarrangement kurz vor Schluß in "S.O.S."), die aber zwischen diesen Momenten viel zu viel Leerlauf enthält, um eine Stunde zu tragen.
Kontakt: www.forceofevil.net, www.escapimusic.com

Tracklist:
Black Empire
Back To Hell
Cabrini Green
Death Comes Crawling
The Sinister Show
Days Of Damien
Disciples Of The King
Beyond The Gates
Hobbs End
Dead In Texas
Vorhees Revenge
S.O.S.






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