www.Crossover-agm.de FLEISCHMANN: Lass mich meckern
von mst

FLEISCHMANN: Lass mich meckern   (Eigenproduktion)

Der Name Bernd Fleischer ließ bei mir nicht wirklich ein wissendes Kopfnicken aufkommen. Nachdem ich allerdings das Presseinfo gelesen habe, ist das eindeutig als mein Fehler zu verstehen. War doch ebenjener (nee, nich verrückt bei Destruction angestellt) Gitarrist bei der DDR-Kultband Berluc, die ich viele Jahre ostdeutscher Jugend schätzte und weiter schätze. Gerade das tolle Stück "Segelnd mit dem Wind" stammt aus Fleischers Feder. Später war er unter anderem noch zwei Jahre Mitglied der experimentellen Metaller von Factory Of Art. Nur zwei Betätigungsfelder seines beeindruckenden musikalischen Weges. Wahrscheinlich aber auch die beiden Beispiele, mit denen ich mich am meisten identifizieren kann, sagen mir Namen seiner anderen Projekte und Bands wie Die Maßlosen oder Krause-Duo doch nur bedingt etwas. Doch nun zu vorliegender CD, die mich mit drei Satzzeichen zurücklässt, nach denen eine bekannte Hörspielreihe benannt ist:
Der Einstieg geht mit "Saitensprung" voll in Ordnung. Schließlich weiß man, der Typ ist Gitarrist, da ist mit neunundneunzig gegen eins zu wetten, dass wir mit einem Instrumental beginnen. Voila! Dann noch richtig schön ausufernd, musikalisch topp, vergleichbar mit Sternstunden eines gewissen Michael Schenker. Zurückgelehnt und der Dinge geharrt, die da kommen mögen. Vorgebeugt, CD überprüft, Anlage auf korrekten Betrieb gecheckt, alles OK. "Paar" klingt nämlich irgendwie anders. Nur noch marginal Rock, eher so ein Erzähllied, haut mich net so ganz vom Hocker. Naja, egal, kommt ja gleich das nächste Lied. Zurückgelehnt ... Vorgebeugt ... "Alte Männer" kommt schon seeeehr ostrockmäßig, steht aber bei mir das Wort eher als Qualitätsgarant denn als Abstufung. Musikalisch werde ich sehr an die Band Herzschrittmacher erinnert, falls die außer mir noch jemand kennt. Soweit, so ungewöhnlich. Mittlerweile haben wir uns daran gewöhnt, dass wir nur noch das Unerwartete erwarten. "Herbstlied" kann mich überzeugen, dem Titel gerecht werdend schön melancholisch mit dominierenden Keyboards. "Lotto" wiederum glänzt durch einen schön sarkastischen (oder nicht?) Text und eingestreute Bläserparts. Spätestens jetzt ist klar, dass es hier keine Tabus gibt. Ehrlich gesagt wird das aber zu meinem Problem mit dieser Scheibe. Bei "Zeichen" erwischt es mich knüppeldick. Gesanglich an Frank Zander erinnernd und musikalisch zwischen Schlager, Mini-Rammstein und Liedermacher wechselnd, streckt's mich nieder. Irgendwie ist dieses Lied auch ein Synonym für die ganze Scheibe. Anspruchsvoll definitiv, auch als Soloprogramm abendfüllend und -unterhaltend, aber hundertpro nicht für Nebenher-Hören gedacht. Textlich manchmal sehr gut, manchmal entstehen aber auch wieder diese ominösen drei Fragezeichen vor meinem geistigen Auge. Musikalisch gibt's von mir mal 'ne gaaanz neutrale 6 auf meiner individuellen Zehner-Richterskala, die aber ganz viel mit persönlicher Vorliebe zu tun hat und neugierig Gewordene nicht von einem Konzertbesuch oder dem CD-Erwerb abhalten soll. Sie sollten aber halt nicht nur Berluc mögen ...
Kontakt: fleischmann-music@web.de

Tracklist:
01. Saitensprung
02. Paar
03. Alte Männer
04. Mautzer
05. Herbstlied
06. Lotto
07. Zeichen
08. Regentropfen
09. Im Regen Steh'n
10. Falsch Oder Echt
11. Bikerslust
12. Herzlos
13. Alterslatino
14. Cash
15. Lass Mich Meckern
16. Absaitig
17. Alfred (Live-Unplugged)
 




www.Crossover-agm.de
© by CrossOver