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EAGLEHEART: Moment Of Life
von rls

EAGLEHEART: Moment Of Life   (Metal Swamp)

Diese Truppe nannte sich bei ihrer Gründung zunächst Guardians, aber irgendwann waren sie der dadurch automatisch gezogenen Parallelen zu einer gewissen Band aus Krefeld oder auch der frommen Hardrockhaudegen aus den Staaten leid, da beide Nominalvarianten musikalisch keine Entsprechung finden. Da paßt der neue Name Eagleheart schon besser, denn auch wenn das Cover des Debütalbums "Moment For Life" (vorher gab es schon eine EP namens "Black Sun") deutlich düsterere Musik vermuten läßt, so fliegt dieser Adler hier doch frei über melodische Power Metal-Lande hinweg, und die sind wahlweise in Deutschland, in Italien, in Finnland oder in Tschechien angesiedelt. Der logische deutsche Anhaltspunkt läßt sich allerdings auf die beiden "Keeper"-Scheiben reduzieren, der italienische ist schon etwas ausgeprägter, wenngleich Eagleheart keinen festen Keyboarder in der Besetzung haben, die seltenen Einsätze dieses Instrumentes von Gitarrist Michal oder Drummer Zdenek programmieren ließen und ansonsten die Gitarren klar in den Vordergrund stellen. Der Gitarrensound wiederum sorgt für die tschechische Parallele, denn wenn man sich den Opener "At The End Of Forever" (dem eher unauffälligen vierzigsekündigen "Prologue" folgend) mal genau anhört und zugleich die Klangverhältnisse auf alten Kreyson-Scheiben noch im Hinterkopf hat, wird man den einen oder anderen überraschenden Gleichklang finden. Ob das freilich als Zufall anzusehen ist, darf bezweifelt werden, denn Eagleheart sind Landsleute von Kreyson und in ihrer Jugend garantiert mit deren Musik in Berührung gekommen. In der Gesamtbetrachtung allerdings siedelt die deutlichste Vergleichband in Finnland, nämlich Celesty, wobei Eagleheart dem überfallartigen Charakter von deren Debütalbum allerdings wenig entgegensetzen, sondern sich eher der leicht gediegeneren Schiene widmen, die die Finnen ab dem zweiten Album zu fahren begannen - wie erwähnt kommen die Tschechen aber über weite Strecken ohne Keyboards aus und nutzen dieses Instrument lediglich für atmosphärische Teppichfunktionen ohne Leadauftrag, von der Themenvorgabe im Intro des Titeltracks mal abgesehen, die aber dann von den Gitarren aufgenommen wird, so daß die Tasten verstummen. Damit man sie nun nicht als komplette Klone des neuzeitlichen europäischen Power Metal anzusiedeln geneigt ist (was diverse Skeptiker sowieso tun werden), tasten sich Eagleheart an manchen Stellen auch noch ein kleines Stück in modernere Gefilde vor, so etwa in der ersten Hälfte des nur reichlich dreiminütigen "Falling", das dann aber die groovigen Gefilde doch schnell wieder verläßt und in der zweiten Hälfte wieder klassischem Power Metal Platz macht. Zentrales Stück des Albums ist wohl das folgende sechseinhalbminütige Epos "Don't Turn Your Head" (sehr geschickt arrangierter ruhiger Mittelteil!), während "Damned By Yourself" im Hauptteil wohl am stärksten an Celesty erinnert (dann allerdings in der ersten Hälfte des Hauptsolos eher Progmetal darstellen möchte). Auch die beiden Sänger ähneln sich etwas, wobei Vojtech in den höheren Lagen die stärkste Figur macht, in den tieferen Lagen dagegen nicht immer überzeugen kann und etwa in "At The End Of Forever" anfangs fast hilflos klingt (dort allerdings auch einen Tick zu weit in den Hintergrund gemischt worden ist), bevor er sich zu einer überwiegend guten Leistung aufschwingt. Als Gradmesser für einen Metalsänger der melodischen Schule wird ja gern eine Ballade herangezogen, hier also "Tears Of Rain", und die bestätigt das soeben Geschriebene: Vojtech ist (noch?) kein absoluter Meister seines Faches, aber zu soliden bis guten Leistungen immer in der Lage, zudem ein recht breites stimmliches Spektrum beherrschend. Einige schicksalhafte "Ohoho"-Chöre (besonders schön im erwähnten Mittelteil von "Don't Turn Your Head" zu hören) und im Titeltrack selbst herbes Backinggebrüll sorgen für weitere stimmliche Vielfalt, aber stets songdienlich eingesetzt und nicht allein um der Vielfalt willen. Freilich beweist das Instrumental "Out Of The Time", daß es die vier Instrumentalisten auch alleine können, und die Ideenvielfalt muß über die knapp fünf Minuten keinesfalls über Gebühr gedehnt werden - den spannenden, an beste Zeiten Yngwie Malmsteens erinnernden Akustikpart, der allerdings ohne jeglichen barocken Anklang auskommt und von großen Metalparts gerahmt wird, sollte man unbedingt mal gehört haben. Hinter den drei jeweils sechs- bis siebenminütigen Epen der Scheibe ist "Out Of The Time" jedenfalls der längste der "kleineren" Songs, und wie erwähnt wirkt er keineswegs wie mühevoll auf diese Distanz gestreckt, sondern bleibt bis zum Ende spannend; fast ist man enttäuscht, daß die Wiederkehr des eigenartig rhythmisierten Breaks schon sein Ende markiert. Diese Qualität können nicht alle der zehn Songs (plus Intro) halten, aber hätten sie es gekonnt, läge hier ein Sensationsdebüt vor. So bleibt's immer noch ein gutklassiger, mit einigen Geniestreichen ausstaffierter Genrebeitrag aus Tschechien, den man bedenkenlos in den betreffenden Teil der Sammlung einreihen und dort auch mit Genuß immer mal wieder hervorkramen kann.
Kontakt: www.eagleheart.eu, www.metalswamp.com

Tracklist:
Prologue
At The End Of Forever
Into The Sky
Falling
Don't Turn Your Head
Damned By Yourself
Tears Of Rain
Moment Of Life
Out Of The Time
In Despair
Life Goes Fast



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