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DOMAIN: The Artefact
von rls

DOMAIN: The Artefact   (Point Music)

In meinem Review zum Vorgänger "One Million Lightyears From Home" hatte ich mich massiv über die informative Unzulänglichkeit des zur Verfügung gestellten Promomaterials beklagt (keine Lyrics, kein Booklet, keine Tracklist gar). Nun kommt der Nachfolger "The Artefact", dessen Titel bei hypothetischer konsequenter Entsprechung zum Umfang des Promomaterials schlimme Befürchtungen auslöst, die sich letzten Endes aber doch nicht bewahrheiten, auch wenn die diesmal auf dem Promozettel zu findende Tracklist zunächst genau das Szenario hervorruft, das ich im damaligen Review beschrieben hatte: Sie führt nur elf Songs auf, die CD-Programmierung weist aber deren dreizehn aus. Wenigstens bekommt der Rezensent diesmal aber das Booklet mitgeliefert, anhand dessen er das Rätsel lösen kann: Track 1 ist ein Intro namens "Discover The Artefact", das nahtlos in das schnelle "Charade" übergeht und sich so wenig von diesem abhebt bzw. auch in der Allgemeinbetrachtung als wenig auffällig gekennzeichnet werden muß, daß es in der Trackliste auf dem Zettel schlicht und einfach unterschlagen wurde. "Downtown Babylon" und "Heart On The Line" sind dort vertauscht, und den Song "Strangers From The Heart" hat man gleich noch ganz unter den Tisch fallen lassen, was bei der Betrachtung aus Hörersicht auf jeden Fall ein Fehler wäre, handelt es sich doch um einen gutklassigen sanften AOR-Track mit einem einfach nur schönen Gitarrenthema. Bis dahin sind das erwähnte "Charade" (speedig angehauchter Melodic Metal), "Mystery Stone" (akuten Gary Moore-Alarm auslösend - schon das Intro zitiert ausgiebig "Over The Hills And Far Away") und das Beatles-Cover "Day Tripper" (da gibt's abgedrehtere Versionen, aber das wird wohl nicht das Ziel von Domain gewesen sein - ihre Interpretation wurde lediglich etwas gehärtet, bleibt aber in nicht allzu großer Entfernung vom Original) bereits verklungen, und gemeinsam mit "Strangers From The Heart" markieren sie ungefähr die Eckpunkte, zwischen denen sich das restliche Material von "The Artefact" bewegt, ohne zwingend jedes verwendete Element noch weiter ausbauen zu müssen. Bei den seltenen verzerrten Vocalpassagen in "Strangers From The Heart" ist das auch gut so, mag der Traditionalist argumentieren, der Verächter irischer Melodik und entsprechenden Drummings könnte Analoges bezüglich der garymoorigen Elemente konstatieren, der Freund gediegener Rockklänge wiederum ist froh, daß selbst ein speedigerer Track wie das unmittelbar folgende "Blackhole Visions" nicht zur monotonen Orchester-auf-Drogen-plus-Doublebass-Orgie verkommt, sondern lediglich die im ursprünglichen Hardrock liegenden musikalischen Wurzeln Domains in ein sehr powervolles und spielfreudiges Gewand kleidet. Generell hat die deutsche Band den durchschnittlichen Härtegrad aber tatsächlich ein wenig nach oben geschraubt, ohne dabei ihre melodische Gewichtung zu verlieren. Für das leicht gewandelte Gesamtbild ist aber auch der verbesserte, da klarere Sound mitverantwortlich, der dafür sorgt, daß man auch in speziell von Gitarrist Axel Ritt und Keyboarder Erdmann Lange mit Bombastbergen angefüllten Passagen nicht einer wenig ausdifferenzierten Felswand gegenübersteht (man höre als Andockpunkt dieser These "Seasons (The Circles Around The Moon)", das auch auf einer neuzeitlichen Savatage-Platte nicht generell deplaziert wäre). Klar, originell sind Domain auch mit "The Artefact" keineswegs (man fühlt sich doch recht oft an andere Bands erinnert, ohne aber konkreten Diebstahl diagnostizieren zu müssen - näher als beim erwähnten "Mystery Stone" kommt das Domain-Material den Inspirationsquellen nicht, nur bei "Almost Eden" frage ich mich verzweifelt, wo ich sehr ähnliche Passagen schon mal gehört habe), aber das Durchhören macht Spaß und zeigt eine routiniert, aber nicht steril musizierende Band, die auf den Touren mit Bonfire und Shakra anno 2001 offenbar ein Stück näher zusammengerückt ist und nicht mal vor abgedrehteren Einfällen wie z.B. chromatischen Tonskalen zurückschreckt (man höre den Schlußteil des Solos in "Don't Count On Love" oder aber den Refrain von "Downtown Babylon"). Der Gebrauch einer Sitar im In- und Outro von "Spirit Of The Sun" findet dagegen kompositorisch im Rest des Songs keinen und in den Lyrics allenfalls einen undeutlichen Widerhall (die Sonne als göttliches Symbol kommt ja fast in allen Religionen dieser Welt vor). In Ekstase versetzt mich zwar selbst der abschließende Speedie "Experience XTC" nicht ganz (dessen erster Teil des Solos atmosphärisch übrigens an eine analoge Stelle in Black Sabbaths "Die Young" erinnert), aber generell können sich Domain wiederum ein gutes bis sehr gutes Album gutschreiben lassen, das ob seiner etwas höheren Vielgestaltigkeit in meiner persönlichen Alltimeliste etliche Ränge vor "One Million Lightyears From Home" seinen Platz findet.



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