www.Crossover-agm.de BOMBARDER: Ima Li Zivota Prije Smrti
von rls

BOMBARDER: Ima Li Zivota Prije Smrti   (Eigenproduktion)

Sich als serbische Band nun ausgerechnet Bombarder zu nennen könnte der potentielle Anhänger als eine etwas seltsame Art des Humors brandmarken - aber die Band und damit auch der Name haben ihre Ursprünge in den Mittachtzigern, also lange vor den kriegerischen Auseinandersetzungen im Zuge des Zerfalls Jugoslawiens. Unter denen hatte die Band übrigens auch direkt zu leiden: Einer ihrer Gitarristen und der Schlagzeuger kamen 1991 bzw. 1992 durch den Krieg ums Leben, und die eigentlich in Bosnien ansässigen Bandmitglieder waren gezwungen, nach Serbien zu flüchten. Von der alten Besetzung ist heute nur noch Sänger Nenad Kovacevic aktiv, aber die neue Rhythmusgruppe kam 1996 zur Band, der sie bis heute angehört, und nur auf den Gitarristenposten kam es seither noch zu Umbesetzungen, was dazu führte, daß auf "Ima Li Zivota Prije Smrti" (übersetzt: "Is There Life Before Death") gleich drei Gitarristen zu hören sind, die auch alle am Songwriting beteiligt waren, wobei sich die Zahl in der seit den Aufnahmen vergangenen Zeitspanne wieder auf zwei reduziert hat (der eine scheint sowieso eher zufällig reingerutscht zu sein, und von den beiden anderen ist einer anno 2012 auch nochmal ersetzt worden). Ob Bombarder damals auch mit drei Gitarristen aufgetreten sind, entzieht sich der Kenntnis des Rezensenten, aber vom musikalischen Standpunkt her bedürfte es dieser Besetzung eigentlich nicht, denn die Musik ist auf maximal zwei Gitarren ausgelegt und wäre über weite Strecken sogar mit einer ausführbar, da sich die Solodichte sehr in Grenzen hält und auch die Riffs selten doppelstimmige Strukturen aufweisen (ein markantes Exempel hört man in "Armija Mraka"). Aber generell möchte man diese auflockernden Elemente in der Gesamtmischung nicht missen, denn ansonsten hätte man einen sehr reduzierten Thrash-Brocken vor sich, dem auch der relativ eintönige Bellgesang von Nenad keine Vielfalt verleiht. Immerhin wissen Bombarder um die Wirkung verschiedener Tempolagen und variieren ihr Songwriting entsprechend, was hier und da sogar Herunterschaltungen in doomige Gefilde ergibt; zudem lassen sie bisweilen powermetallische Elemente einfließen und gehen in "Rane" sogar so weit, die Gitarren während der Strophen passagenweise ganz schweigen zu lassen und nur mit Baß, Schlagzeug und Gesang weiterzuarbeiten - ein Stilmittel, das man aus einigen metallischen Genres kennt, aber aus dem Thrash nun gerade weniger. Und die Kuriosa gehen noch weiter: Metal ist ja im allgemeinen dafür typisch, daß die Bands Eigenkompositionen spielen. Von den elf Songs auf "Ima Li Zivota Prije Smrti" nun aber stammen gleich vier nicht aus der Feder aktueller Bandmitglieder. Zunächst hat Milan Rakic das soundtrackartige düstere Intro "Uvod" eingespielt, und die Coverversion "Sodomizer" der Schweden Nifelheim, die stilistisch auch im Original durchaus gut zum Material der Serben paßt (wenngleich diese sich von blackmetallischen Zutaten fernhalten), rahmt das Album am anderen Ende. Dazwischen findet sich das geschickt zwischen schleppenden Passagen und traditionellem, aber etwas powermetallisch angehauchtem Thrash changierende "Ja Hodam U Svakoj Sjeni", das ein Mensch namens Slobodan Dukic, Spezialisten auch unter dem Pseudonym Jimi 3B geläufig, komponiert hat, und er spielt auch gleich noch das Hauptsolo. Tja, und dann wäre da noch "Sve Ludosti Ovoga Svijeta" aus der Feder von Zlatko Slatinac und Senad Ljubuncic, beide Ex-Mitglieder der Band (der erste an der Gitarre, der zweite am Baß aktiv gewesen). Auf den in der Encyclopedia Metallum genannten Vorgängerwerken Bombarders (als da wären: fünf Alben, wobei drei der ersten vier weiland nur als Kassette erschienen zu sein scheinen, ein Video und eine Best Of der alten Veröffentlichungen) findet sich kein Song dieses Namens, so daß es sich also offenbar nicht um eine Neueinspielung eines bereits veröffentlichten Songs handelt, aber die Möglichkeit einer Ersteinspielung eines alten, aber nie konservierten Songs neben der Variante einer der Band gewidmeten Neukomposition dieser beiden Menschen bestehen bleibt. Nimmt man nun noch an, daß "Tunel" aus der Feder des erwähnten Drittgitarristen Jaksa Vlahovic auch noch eher zufällig auf der Platte gelandet ist (der Mann war zudem fürs Artwork verantwortlich), so ist man nach dem Hören dieser reichlich 40 Minuten doch erstaunt, wie homogen die Mixtur wirkt, wenngleich sich ein deutlich powermetallisch inspiriertes Stück wie "Ka Propasti" doch deutlich vom motörheadigen Thrash einer Komposition wie "Gudavi Kralj" unterscheidet. Ob es dagegen Zufall ist, daß die Gitarrenarbeit auf den hinteren Songs anspruchsvoller wird als auf den vorderen, kann von dieser Warte aus nicht entschieden werden. Jedenfalls sind Bombarder keine Mitläufer auf der jüngeren Thrashwelle, sondern sollen laut dem Riermaierschen Osteuropa-Lexikon auch früher schon so geklungen haben, und der Durchhaltewille der Band verdient auf alle Fälle Respekt. Bei Interesse frage man Rainer Krukenberg von www.metaleros.de, ob er noch ein Exemplar auf Lager hat.
Kontakt: www.myspace.com/bombardermetal

Tracklist:
Uvod
Gubavi Kralj
Rane
Sve Ludosti Ovoga Svijeta
Armija Mraka
Ja Hodam U Svakoi Sjeni
Duse Miliona
Mrznja I Patnja
Ka Propasti
Tunel
Sodomizer



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