www.Crossover-agm.de V.A.: Black Night - Deep Purple Tribute According To New York
von rls

V.A.: Black Night - Deep Purple Tribute According To New York    (DeRock Records)

Bereits von 1997 datierend, aber meines Wissens zwei Jahre lang nur als teurer Import erhältlich, dazu kultig, originell und zeitlos (und somit allemal noch reviewenswert) ist diese von einer Handvoll New Yorker Musiker eingespielte Verbeugung vor einer der größten Rockbands, die je die Oberfläche dieses Planeten betreten hat: Deep Purple. Und die Beteiligten tun einen Dreck, in Ehrfurcht zu erstarren, sondern interpretieren die Vorlagen von Blackmore, Lord & Co. teilweise sehr frei. Federführender Initiator der Scheibe ist Basser T.M. Stevens, und einige Living Colour-Mitglieder spielen auch wichtige Rollen - dies alleine dürfte genügen, um die grobe Richtung anzuzeichnen, die "Black Night" einschlägt. Deep Purple hatten auf ihren Mittsiebziger-Scheiben, besonders auf "Stormbringer", ein bißchen mit Funk-Rhythmen experimentiert - dieser Sampler baut den Funk zu einem logisch erscheinenden Co-Fundament (neben dem Rock) für eine Reihe weiterer Purple-Songs, etwa "Fireball", "Smoke On The Water" (das übers Riff noch ein paar Yeahyeahs gelegt bekam und mit diversen Ritchie Kotzen-Frickeleien ausstaffiert wurde) oder "Strange Kind Of Woman", aus, wobei paradoxerweise gerade der Song "Stormbringer" selbst kaum funky angeschwebt kommt. Auch der Gesang ist extrem abwechslungsreich. So variiert Cory Glover in "Fireball" zwischen angerappten Shouts, normalen Vocals und ein paar Gillan-typischen hohen Schreien, und Ritchie Kotzen beweist, daß er nicht nur Blues- und Slidegitarre spielen kann (auch damit wird hier und da experimentiert), sondern auch als Sänger was taugt (und ein wenig an Aerosmiths Steven Tyler erinnert). Am Schluß von "Smoke On The Water" wird mit hardcorigem Shouten noch einer weiteren typisch newyorkerianischen Stilrichtung gedacht. Zwar wirken nicht alle Ideen konsequent zu Ende gedacht (der Opener "Black Night" wurde zwar doomig verlangsamt, aber wenn ich mir vorstelle, was die ebenfalls aus New York stammenden Type O Negative wahrscheinlich aus diesem Song gemacht hätten ...), die völlig abgedrehte Version von "Child In Time" macht indes alles wieder wett: Den noch eng am Original orientierten Anfangspart sang TNT-Stimme Tony Harnell ein, aber dann übernimmt T.M. Stevens himself das Mikro, und der Song selbst schlägt in einen gemütlich am Strand von Jamaika lustwandelnden Reggae (!!!) um, der selbst mir, der ich nicht unbedingt ein Freund solcher Klänge bin, das Bedürfnis einimpft, eine bunte Strickmütze aus dem Schrank zu holen (wobei mir dann einfällt, daß ich gar keine besitze) und mich mit einer braungebrannten Schönheit an den beim derzeitigen Wetter gut und gerne Jamaika-Feeling versprühenden nahegelegenen Baggerseestrand zu verziehen, um dort eingehend die politische Lage auf Kuba, die Bedeutung von Che Guevara für die maoistische Kulturrevolution und die Frage, wer beim Kuscheln auf welcher Seite liegen soll, zu erörtern.
Damit kann ich mich locker ausklinken und es dem Leser überlassen, was der aus der zweiten Hälfte des Albums noch rausholt. Nur eins: Auch die ist noch kultig genug (man höre nur die Solopassagen in "Space Truckin'" oder die zwischen Schaukelstuhl und ICE pendelnde Version von "Burn"), aber die Topscorer sind schon durchgelaufen. Unterm Strich ist jedem Deep Purple-Anhänger, der nicht gleich vom Stuhl fällt, wenn seine Faves mal etwas anders interpretiert werden, zumindest ein Hörtest im Laden ans Herz zu legen.



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