www.Crossover-agm.de BLACK DIAMOND: Faces
von rls

BLACK DIAMOND: Faces   (Karthago Records)

Nicht mit dem Pink Panther zu verwechseln, diente der Schwarze Diamant unzähligen Musikern als Inspirationsquelle - einer der populärsten Stratovarius-Songs heißt bekanntlich so, und zwei Dekaden früher trug bereits ein Kiss-Klassiker diesen Namen. Letztgenannter könnte durchaus Bandnamens-Inspirationsquelle für die hier musizierenden Ruhrpottbewohner gewesen sein, auch wenn die keinen klassischen Hardrock zockten, sondern ebenso klassischen Metal der Mittachtziger, den sie allerdings hier und da mit einem Tempowechsel mehr garnierten als die seinerzeitige Konkurrenz, ohne daß man sie aber gleich als Vorreiter des Progmetal ansehen müßte. 1985 brachten die vier Jahre zuvor gegründeten und besetzungswechselgeplagten Black Diamond mit "Faces" ihre erste und einzige EP heraus, fünf bzw. sechs Tracks enthaltend ("Metal Opening" ist eine Art Intro für "Rockwire") und von zwei verschiedenen Schlagzeugern eingetrommelt: Guido Meyer half für die beiden A-Seiten-Songs aus, da Black Diamond zur Zeit von deren Aufnahmen keinen festen Drummer hatten, und der Neuzugang Klaus "Grizzly" Nowack übernahm den Drumhocker dann für die drei bzw. vier b-Seiten-Nummern. Allerdings sind beide im Endmix mit einem ziemlich blechernen Sound gestraft worden - das ging auch 1985 schon deutlich besser, wenngleich die technischen Möglichkeiten dann so schnell vorwärtsschritten, daß die vier Songs von 1988er "Diamond Cage"-Demo kurioserweise einen besseren Sound hatten als die der EP (ein paar Schwankungen im eröffnenden "Angel's Ride" und in "Time" dürften am Trägermedium gelegen haben); aufgenommen wurde dieses Demo übrigens im Franz K. Studio in Witten, und diese Investition hat sich klanglich auf alle Fälle ausgezahlt. Es bildet den zweiten von insgesamt drei Teilen der Wiederveröffentlichung von "Faces" im Rahmen der "Heavy Metal Classics"-Serie des Karthago-Labels, und da die drei Teile chronologisch angeordnet sind, kann man die Entwicklung der Band von den traditionsmetallischen und meist relativ speedigen Klängen der Frühzeit bis hin zu melodicrockigen Ansätzen mit dezenter Prog-Note prima nachvollziehen - letztgenannte kam dann erst bei Dorian Gray richtig zur Entfaltung, der Band, die Sänger Uwe Merz und Gitarrist Andy Roch nach dem Ende von Black Diamond gründeten. Apropos Sänger: Die oft unkontrolliert wirkende Stimme bildete definitiv einen der Schwachpunkte von Black Diamond, und das nicht nur in den Frühzeiten, sondern auch noch auf dem 1988er Demo (man höre mal genau, wie er in "Surplus Love" ins Schwimmen gerät), während auf dem unbetitelten 1989er Demo, das die letzten vier Songs der CD stellt, etwas mehr Sicherheit eingekehrt zu sein scheint. Dorian-Gray-Alben besitzt der Rezensent zumindest im durchgehörten Teil seiner Sammlung nicht und kann die weitere Entwicklung daher nicht beurteilen. Daß in "Angel's Ride" mal kurz ein Riff durchscheint, das der kleine Bruder desjenigen von "Empty Tankard" einer gewissen Frankfurter Bier-Thrash-Combo sein könnte, dürfte purer Zufall sein - Thrash-Einflüsse hatten Black Diamond nie, und mit dem 1988er Demo war dann auch der Speed Geschichte. Dafür gewann die Band schrittweise Sicherheit bezüglich des Einbaus ungewöhnlicher Elemente in ihre Musik: Holpert der Übergang aus "Metal Opening" in "Rockwire" noch ziemlich und wirken die Hubschraubersamples in "Fight Together" noch alles andere als logisch, so bietet "Watch Out" mit den Metallophon-Schlägen schon eine andere Qualität, und das 1989er Demo setzt dann schon vermehrt auf Keyboard-Einsatz, was beispielsweise dem Refrain von "Rock Time" eine neue atmosphärische Qualität verleiht. Allerdings hatten Black Diamond vermutlich während ihrer ganzen Aktivitätsphase ein Vermarktungsproblem - das Booklet enthält diesmal keine Bandbiographie und auch keine Lyrics, dafür aber viele alte Bandfotos, und auf denen präsentiert sich eine doch eher uneinheitliche Truppe, bei der man nie so genau weiß, in welche Ecke man sie denn stecken soll. Und mal so ganz nebenbei bemerkt: Ist der Verdacht aus dem Lexikon "Heavy Metal made in Germany", die Band habe damals regelmäßig Demo-Besteller um ihr Geld geprellt, indem die bestellte Ware niemals abgeschickt wurde, mittlerweile eigentlich erhärtet oder aber aus der Welt geschafft? Wie auch immer: Black Diamond hatten gute Ansätze (vor allem die Gitarrenarbeit verrät Talent), aber mehr auch nicht, und deshalb kann "Faces" auch nur dem eingefleischten Mittachtziger-Sammler empfohlen werden. Die 13 Songs laufen insgesamt 55 Minuten, und somit wäre durchaus noch Platz für die ersten beiden Demos gewesen, "First Cut" von 1983 und ein unbetiteltes von 1984 - einige von deren Songs wurden dann zwar für "Faces" übernommen, aber beispielsweise die Bandhymne "Black Diamond" nicht, und da hätte man schon gerne gewußt, wie diese geklungen hat. Der Satz "So bleibt ein spannendes musikalisches Vermächtnis, erstmals zusammengefasst auf dieser Karthago Classics-CD", der die Liner Notes abschließt, geht also einen Deut an der Realität vorbei und läßt die Aufgabe, das Vermächtnis Black Diamonds zusammenzufassen, unvollendet.
Kontakt: www.karthagorecords.de

Tracklist:
Fight Together
Break Out
Metal Opening/Rockwire
Hard Rock
Temple Of Love
Angel's Ride
Surplus Love
Time
Watch Out
Rock Time
Night Rider
Delivery
Hello Again
 




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