www.Crossover-agm.de AZURICA: Warriors Don't Die (Expanded Edition)
von rls

AZURICA: Warriors Don't Die (Expanded Edition)   (Eigenproduktion)

Der nächste Entwicklungsschritt: Azurica haben sich ihrer Debüt-EP nochmal gewidmet und bringen diese in einer erweiterten Fassung heraus - neben den vier schon auf der Erstfassung enthaltenen Songs hört der geneigte Anhänger je nach Betrachtungsweise noch drei oder gar fünf weitere: Track 5 und 6 sind neue Songs, und hinter Track 7 verbirgt sich ein Medley aus drei weiteren neuen Kompositionen, so daß sich statt 19 jetzt 34 Minuten Gesamtspielzeit ergeben. Markanteste strukturelle Änderung bildet aber der Fakt, daß man die Aufnahmen zu Mika Jussila ins Finnvox gegeben hat - und dessen gutes Masteringhändchen markiert dann auch das Erklimmen der nächsten Entwicklungsstufe: Das Klangbild mutet "eleganter" an als auf der Erstfassung. Aufnahmen und Mix haben Azurica aber weiterhin im heimischen Franken erledigt, und der schicke Digipack (der das Artwork der Erstfassung wiederverwendet, was ja auch logisch ist, denn der Titel ist ja auch identisch geblieben) gibt keine genauen Informationen, ob auch die ersten vier Songs nochmal komplett neu eingespielt wurden oder Jussila lediglich die Spuren der Erstaufnahme zum Remastering bekommen hat oder ein Mix aus beiden Herangehensweisen stattgefunden hat - die Tatsache, daß es zwischenzeitlich einen Wechsel an der Keyboarderposition gegeben hat und der leicht süßliche Eindruck der Erstfassung in der Neufassung komplett verschwunden ist, scheint für Variante 1 oder 3 zu sprechen, aber wer beide Varianten besitzt und genau querhört, kann sich vielleicht auch so ein Bild verschaffen. Was leider nicht mit beseitigt wurde, ist das ins Leere laufende Finalarrangement von "Followed By Society", und durch das besser ausbalanciert wirkende Instrumentalgewand wirkt der Sprechgesang in "Blood Of The Dark Knight" jetzt ein wenig, nun ja, antiquiert, während der melodische Aspekt gerade dieses Songs in der neuen Version heller strahlt als früher.
Schauen wir auf die hintere, neu hinzugekommene Viertelstunde, so fällt zunächst auf, daß Azurica ihrem Grundstil des melodischen Death Metals mit relativ geringem Death-Anteil treu geblieben sind, aber doch einige Nuancen anders gewichten. Zum einen kann es Zufall sein, daß der Anteil härterer und/oder schnellerer Passagen in diesen Kompositionen etwas größer ist als in den ersten vier - aber es kann sich auch um eine bewußte Gewichtung bzw. Auswahl handeln. Vor allem Thomas' Gesang wirkt etwas aggressiver als früher, und wenn wie im Mittelteil von "Deathblow" schnelle melodische Riffstrukturen über Keyboardteppichen liegen und von besagtem aggressivem Gesangsstil flankiert werden, scheinen die einstigen Nachbarn von Cryptic Wintermoon durch. Daß das neue Material im Riffing hier und da modernes Quietschen enthält, kann durchaus auf eine weitere stilistische Ausfächerung in der Zukunft hindeuten, muß aber durchaus kein diesbezügliches Zeichen darstellen, da es sich nur um sehr sporadische Einsätze handelt. Das Orgelintro von "Chaos Black Sky" plus die anschließende Gitarrenmelodiestruktur wiederum lassen die alten Crematory ins Ohr des Hörers springen, aber schon der Übergang in den Hauptteil hat mit den Pfälzern überhaupt keine Gemeinsamkeiten mehr, und im Solo kommen dann auch noch Akustikparts zum Einsatz, bevor die gedankliche Heimat zumindest der Gitarristen im traditionellen Metal ein weiteres Mal deutlich hervorscheint. Azurica bleiben im gewählten Grundstil also weiterhin relativ eigenständig, lassen sich aber arrangementseitig nach wie vor ein wenig Luft nach oben: "Deathblow" wird relativ schnöde ausgeblendet, nachdem sich der Song zuvor durchaus gekonnt in eine grundsätzliche Exzelsiorstruktur geschwungen hatte. Wie es diesbezüglich um die drei hier zum Medley gefügten Songs steht, kann natürlich nur derjenige entscheiden, der die jeweiligen vollen Songs kennt - aber die "Appetithappen" klingen schon mal ziemlich vielversprechend. Anhand des neuen Materials springt zudem noch ein weiterer Vergleich ins Hirn: Agro - auch wenn die gedanklich noch stärker im Traditionsmetal wurzeln, wie Kenner ihres "Forthcoming"-Werkes wissen. Wohin die Reise für Azurica geht, bleibt mit Spannung zu verfolgen, und die erweiterte Fassung von "Warriors Don't Die" sollte man derweil als Genrefreund auf alle Fälle zumindest antesten.
Kontakt: www.azurica.de

Tracklist:
Warriors Don't Die
Followed By Society
The Inseparable Part
Blood Of The Dark Knight
Deathblow
Chaos Black Sky
Medley (L.I.E.S./Insidious Moon/When Angels Die)
 




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