www.Crossover-agm.de AYAHUAIRA: El Poder De La Divinidad ... El Dominio De La Verdadere Fuerza Suprema
von rls

AYAHUAIRA: El Poder De La Divinidad ... El Dominio De La Verdadere Fuerza Suprema   (Pentagram Records)

Der Bandwurmtitel dieser CD erklärt sich daraus, daß sie zwei Veröffentlichungen in sich vereint und deren kombinierter Name nun den neuen CD-Titel ergibt. "El Poder De La Divinidad" war anno 2001 das erste konservierte Lebenszeichen der Peruaner Ayahuaira, die nicht nur ihren Bandnamen aus der Quechua-Sprache entlehnt haben (er bezeichnet einen historischen Fluch, der unweigerlich zum Tode des Verfluchten führt, nämlich einer Person, die eine Grabkammer öffnet), sondern sich auch in ihren Lyrics mit diversen historischen Geschehnissen und Mythen ihres Heimatlandes auseinandersetzen, wobei sie sich in den Texten allerdings nicht des Quechua, sondern des Spanischen bedienen. Dazu posen sie auf den Bandfotos wie wild in der peruanischen Landschaft herum, und zwar haben sie neben Schwertern und Keulen auch Gitarren mit auf die Berggipfel und Gletscher geschleppt, tragen eine Art Kriegsbemalung, die sich naturgemäß vom nordeuropäischen Corpsepaint stark unterscheidet, und demonstrieren Stärke mit freiem Oberkörper vor einer mit einer riesigen Eiszapfengalerie behangenen Felswand, die nach unten hin in einem Gletscher übergeht. Daß das musikalische Pendant einer solchen optischen Präsentation Black Metal sein könnte, liegt nahe und bewahrheitet sich dann letztlich auch. "El Poder De La Divinidad" war dabei original ein im Proberaum mitgeschnittenes Tape, und das hört man der Soundqualität auch an. Rhythmusgitarre und Teile des Schlagzeugs, vor allem die Becken, sind leidlich hörbar, aber komisch (die Gitarre erinnert soundlich bisweilen an "Behind..." von Mayfair, aber dort war dieser schnarrende Ton Stilmittel), der Gesang hört sich an wie vom Nachbargipfel aus herübergekreischt, und der Baß steht, wenn er soliert, ganz weit im Vordergrund und ansonsten ganz weit im Hintergrund. Diese schwierigen Soundverhältnisse erschweren dem Hörer auch die Einschätzung des kompositorischen Materials, wobei der Sound etwas durchhörbarer wird, sobald die Peruaner sich vom wilden Geprügel in Richtung Midtempo bewegen, und das tun sie durchaus immer mal. Eine Nummer wie "Cuntur", eingeleitet durch ein anarchistisch gebrülltes "Hu, Hu!" hat in ihrer langen eröffnenden Instrumentalphase nicht zuletzt aufgrund des stoischen Ufta-Ufta-Drummings einen gewissen Early-Motörhead-Touch, und interessanterweise hängt hier ein gar nicht mal so ausgedehnter prügelnder Hauptteil dran, was die Gewichtung etwas merkwürdig erscheinen läßt. Letzteres Phänomen ist bereits am Anfang der Scheibe auffällig gewesen: Das Intro dauert knappe zwei Minuten und damit genauso lange wie der in der originalen Demonumerierung an Position 2 geführte, hier auf der CD aber zusammen mit dem Intro als Track 1 programmierte erste "richtige" Song "Sacrificios". Die Encyclopedia Metallum gibt als Besetzung auf diesem Demo übrigens ein Quintett mit einem zweiten Sänger an, aber soweit man das hören kann, ist akustisch kein zweiter unterscheidbarer zu vernehmen, und auf den Bandfotos sieht man auch überall nur maximal vier Leute, von einem Gegenlichtfoto abgesehen, wo aber gleich sieben Personen auf einer diesmal kahlen, aber von Wald umgebenen Bergkuppe zu erkennen sind. Mit den Musikernamen geizt das ansonsten für tiefsten südamerikanischen Untergrund (dem das Label wie die Band zugehörig sind) gar nicht mal so schlecht ausgestattete Booklet, so daß keine endgültige Klärung auf diesem Wege möglich ist. "Chopjas Atipac", der letzte der Demosongs, ist laut Booklet ein Instrumental, aber man hört trotzdem einige Vocals, die dann allerdings vermutlich nur Vokalisen darstellen. Als nächsten Track hört man "Poderoso Bosque De Piedras", einen Bonustrack unbekannter Herkunft, vom Sound her einen Tick dunkler als die doch recht grellen Demoaufnahmen, aber von der Balance her mit genau den gleichen Problemen, so daß eine ähnliche Herkunft vermutet werden kann, was auch durch die Positionierung zwischen den beiden Originaldemos und nicht etwa am Schluß der gesamten CD verdeutlicht wird. Nach fünf Minuten Hochgeschwindigkeitsdominanz schalten die Peruaner hier übrigens um, ein Baßbreak ertönt, und die letzten anderthalb Minuten gehören einem ausgedehnten Bluesschema, das durch eine angetäuschte Rückkehr zum Geprügel abgeschlossen wird.
Das zweite Demo "El Dominio De La Verdadera Fuerza Suprema" erschien 2002 original schon auf CD und markiert einen Quantensprung, was die Soundverhältnisse angeht. Das soll freilich nicht bedeuten, wir hätten es hier nun mit einer professionellen Produktion zu tun - aber der blechern-grelle Aspekt ist erstmal verschwunden, der Gesang rückt etwas stärker in den Mittelpunkt, das Schlagzeug rattert etwas ausgewogener, den Baß hört man etwas deutlicher (in den Hochgeschwindigkeitspassagen bleibt er allerdings nach wie vor weitgehend abwesend und ist allenfalls latent wahrnehmbar - aber das könnte hier Absicht sein, denn das kennt man als Stilmittel von einigen Nordeuropäern auch), und die Rhythmusgitarre hat ein durchaus anderes, etwas dunkleres Soundgewand verpaßt bekommen. Das merkwürdige Verhältnis zwischen den Großkomponenten des Songwritings findet sich auch in den sechs Songs dieses Demos wieder, wie gleich "Qawax" unter Beweis stellt, dessen Intro mal wieder über den Rest des Songs dominiert. Dank des klareren Soundgewands kann man in den neuen Songs die erhöhte Detailfülle überhaupt erstmal registrieren. Man nehme nur mal den Titeltrack her, der neben dem Kreischgesang auch gesprochene Passagen einbaut und dessen Akustikgitarrenpassagen ihr klangliches Vorbild offenbar auf Katatonias "Dance Of December Souls" finden (remember "Tomb Of Insomnia"?). Kurz vor Ende von "Colla De Los Andes" vermeint man eine Frauenstimme zu hören, und das Intro von "Iniciacion" wird von düsteren Keyboardklängen bestritten. Diese neuen Songs könnten übrigens durchaus als Vorbild für die kolumbianischen Nachbarn Anerhoth gedient haben, wobei deren 2008er EP "Andean Blood" allerdings noch weiter geht und beispielsweise auch andine Flöten einsetzt, was Ayahuaira zumindest auf diesen beiden Demos noch nicht getan haben - das ein knappes Jahrzehnt später eingespielte und veröffentlichte "Wanka Belica"-Album besitzt der Rezensent bisher nicht und ist daher über den aktuellen Stand im Lager der vier Peruaner, die übrigens bis auf einen Drummerwechsel anno 2002 immer noch in Gründungsbesetzung spielen (wenn man mal die unklare Sängerlage der Frühzeit außen vor läßt), nicht im Bilde. Wer sich über den Stand des anthropogenen peruanischen Black-Metal-Undergrounds kurz nach der Jahrtausendwende informieren möchte, kann jedenfalls erstmal die hier vorliegende CD erwerben und Rainer Krukenberg von www.metaleros.de fragen, ob er noch ein Exemplar auf Lager hat. Für die Fraktion, die zugleich allerdings Wert auf musikalische Bestleistungen legt, seien zur Hineinarbeitung ins Thema eher die formidablen Landsleute Chaska empfohlen. Dafür dürfen Grafikstudenten bei Ayahuaira zugreifen und anhand des Bandlogos ihre Fähigkeit zur Schriftzugentzifferung prüfen. Wer das hier im ersten Zug ohne Vorwissen schafft, hat sich ein Semester Urlaub verdient ...
Zu "Iniciacion" befindet sich auch noch ein fünfeinhalbminütiges Video auf der vorliegenden Scheibe, ein Mitschnitt vom 18. Mai 2002 kurz vor Mitternacht vor einem gut gefüllten kleinen Saal, allerdings nur mit Kameraton und daher ähnlich polternd wie das Material des ersten Demos. Wer's mag ...
Kontakt: www.myspace.com/ayahuairaperu, www.myspace.com/pentagramrecs

Tracklist:
Intro/Sacrificios
Ayahuaira
Chopjas
Aynis (Cantos De Guerra)
Cuntur
El Poder De La Divinidad
Chopjas Atipac
Poderoso Bosque De Piedras
Qawax
El Dominio De La Verdedera Fuerza Suprema
Colla De Los Andes
Iniciacion
En Tierras Paganas
Ayachaquinan
 




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