www.Crossover-agm.de ASIA: Aria (Special Edition)
von gl

ASIA: Aria (Special Edition)   (InsideOut Music / SPV)

Weiter geht's in der Reihe der Wiederveröffentlichungen: 2 Jahre nach "Aqua" erschien 1994 in einer wahrlich schwierigen Zeit für die Art von Musik, wie ASIA sie machen. (Oder kann mir jemand von Euch aus dem Stegreif 3 gute Rock-Platten des Jahres 1994 nennen?!) Dieses Mal in einem festen 4-Mann-Line-Up bestand die Band nun neben dem Kern Downes/Payne aus Al Pitrelli an der Gitarre und Michael Sturgis am Schlagzeug. Al kann man wahrlich als Band-Hopper bezeichnen, spielte er doch im Verlauf weniger Jahre auch bei ALICE COOPER, FLESH&BLOOD, SAVATAGE, TRANS SIBERIAN ORCHESTRA, JOE LYNN TURNER und MEGADETH. Und Drummer Michael Sturgis kann mit einer noch längeren Liste aufwarten, auch wenn es bei ihm evtl. nicht so bekannt ist: WISHBONE ASH, SCOTT GORHAM, NINA HAGEN (!), A-HA (!!), Adrian Smiths Band PSYCHO MOTEL und das PHENOMENA-Projekt waren u.a. seine Brötchengeber.
Die Single "Anytime" läutet die Arie ein, und der Titel des Albums wurde so gewählt, um den Gesang von John Payne in den Vordergrund zu stellen. Ein relaxter Rocker, der elegant dahingleitet und sogar ein Video wurde dazu gefilmt, das wir hier erstmals bewundern können (es befindet sich als Multimedia-Track auf der CD).
"Aria" beginnt also nicht mit dem Titelsong - jener steht am Schluss und greift das Thema von "Desire" wieder auf und Geoff staffiert es noch ein wenig aus. Das neue Line-Up brachte auch mit sich, dass außer 2 alle Songs von John Payne und Geoff Downes im Team komponiert wurden - und das hört man dem keyboard- und gesangsorientierten Album auch an. Man achte auf die dominierenden Chöre auf "Big Enough". Mit dem längsten Song "Desire" haben wir m.E. einen Höhepunkt der Platte, ruhig beginnend, sich dann steigernd und in bombastisch-pompösen Chören ausufernd, die an vorhergehende Großtaten der Band erinnern und auch dem Gitarristen die Chance geben, zu glänzen. "Summer" mag ich auch wegen seiner einfach entspannend-beruhigenden Atmosphäre mit leichtem südamerikanischen Einschlag (... der sich 2 Jahre später auf "Arena" noch vergrößern sollte). Und "Sad Situation" ist ebenfalls leicht melancholisch, wie ein Großteil des Albums - nun, John Payne liegen eben in Moll gehaltene Songs mehr. Dennoch zählen der eben genannte Song und "Enough's Enough" (schreibt man das nicht anders ...!?) nicht zu den stärksten Songs in der Geschichte der Band. Hingegen "Feels Like Love" und "Military Man" schon: Ersteres ein wieder sentimental eröffnetes Liebeslied, das sich dann im pre-Chorus steigert und durch seinen ungewöhnlichen Ablauf zunächst überrascht. Und die Abneigung gegenüber allem Militärischen bei zweitem als auch bei "Remembrance Day" ist kaum zu überhören - zwei weitere Anti-Kriegslieder im ASIA-Archiv (vergleiche "Wildest Dreams" vom Debut 1982 oder "Darkness Day" vom "Silent Nation"-Album 2004).
Bei "Rememberance Day" wird nach dem Schlachtengetümmel-Intro mal wieder ein bisschen mehr Gas gegeben.
Textauszüge wie

"And will you remember
Through the Mist of lies"

oder
"So don't come running here to find me
'cos I'm a Military Man"

mögen obige These belegen, aber von den Hunderttausenden Traumatisierten in Kriegen auf der ganzen Welt hören wir ja nur gelegentlich, die Regierungen vertuschen dies geschickt. Genau darum geht's hier textlich. Sturgis versteht es in seinem Trommelspiel zu klingen wie ein Schlagzeuger eines Armee-Corps.
Als Zusatz erhalten wir das Stück noch einmal in einer "akustischen" Fassung, wobei die E-Gitarre alles andere als "unplugged" ist, der Gesang und die Piano/Keyboardbegleitung aber eben ruhiger ist und ohne Schlagzeug auskommt, was die Dramatik des Songs und des Inhalts noch steigert. Zusätzlich gibt's noch "Reality", einen meiner Meinung nach eher belanglosen Song mit durch den Vocoder gesungenen Zeilen.
Insgesamt gesehen stellt "Aria" die Band ASIA in einer Phase dar, in der sie zu einem festen Band-Line-Up zurückkehren wollte, was aber wiederum nicht gelang, denn Pitrelli konnte nur einen Teil mitmachen, Tour-Gitarrist wurde Aziz Ibrahim (ex-SIMPLY RED!). Im Studio jedoch lieferte man wiederum ein überzeugendes Produkt ab, das rund und stimmig klang und einmal mehr von den Protagonisten selbst produziert wurde. John Payne stellt übrigens rückblickend die damaligen Shows speziell in Deutschland als die best-klingenden überhaupt dar.
Bandkontakt: www.asiaworld.org
Labelkontakt: www.insideout.de

Tracklist:
Anytime
Are You Big Enough
Desire
Summer
Sad Situation
Don't Cut The Wire (Brother)
Feels Like Love
Rememberance Day
Enough's Enough
Military Man
Aria

Bonus-Tracks:
Reality
Military Man (Acoustic)
Anytime (Video)
 




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