www.Crossover-agm.de AMOS: Gothic Soul
von rls

AMOS: Gothic Soul   (Eigenproduktion)

Irgendwie ist uns diese CD bisher durch die Lappen gegangen, aber sie soll trotz einer gewissen Verspätung noch vorgestellt werden, da sie musikalisch sehr lohnend ausgefallen ist. Amos kommen aus Brasilien und zimmerten die ersten sieben Songs dieses Albums plus die relativ unbedeutende "Prelude" bereits anno 1998/99 ein. Irgendwann kam die Band offenbar selbst darauf, daß dieses Material ein bißchen kurz für ein reguläres Album geraten war (auch wenn man Slayers "Reign In Blood" und drei Viertel aller US-Hardcorescheiben locker hinter sich ließ und das Ganze offenbar in dieser Form schon mal releast worden ist). Jedenfalls nistete man sich 2000/01 ein weiteres Mal im Studio ein und brachte "Master", "Eternal Love" und "The Son Of God" aufs Band, die auf der mir nun vorliegenden erweiterten CD-Version von "Gothic Soul" als Bonustracks ausgewiesen sind und sich in ihren Urversionen auf dem 98er Demotape "Confort In Trouble" befanden. Da ich selbiges nicht besitze, kann ich die eventuelle Evolution dieser drei Songs nicht nachvollziehen. Gewaltige Unterschiede zum restlichen Material bleiben jedenfalls aus (daß gleich der Anfang von "Master" vor dem Stakkatoteil etwas an Iron Maiden erinnert, mag Zufall sein), wenn man von einem durchschnittlich etwas höheren Härtegrad absieht. Amos spielen eine relativ eigenartige Sorte von Metal. Der Begriff "Gothic" im Albumtitel findet tatsächlich seine musikalische Entsprechung in einem düsteren Element beispielsweise in der Melodik oder auch in der Stimmung der Gitarren, die zwar keine Death Metal-Tiefen durchpflügen, aber doch ein Stück tiefergelegt erscheinen und mich mal wieder an irgendeine relativ obskure Band erinnern, deren Name meinem Hirn aber gerade nicht geläufig ist. Manchmal schimmern zumindest Paradise Lost einflußtechnisch durch (höre exemplarisch das Riffing in "Flower Of Blood"). Der Gesang von Bassist Rodrigo hätte ebenfalls in jeder Gothic-Band Platz gefunden, sofern diese in ihre Stellenausschreibung nicht gerade "Wir suchen einen Klon von Peter Steele" geschrieben hat - ganz so tief agiert er nämlich nicht. Halbakustisch-schummrige Passagen gibt's ebenso wie auch halbakustische, aber fröhlichere Passagen, die man sich wie eine bekiffte Version mittelalter Anathema vorzustellen hat. Dazu tritt dann, wie das in Brasilien so Sitte ist, noch eine gute Portion Power Metal (so lebensfrohe Soli wie die Gitarristen Evandro und Helder spielt jedenfalls keine reine Gothic-Band freiwillig), welche die Gesamtmixtur zwar relativ obskur, aber dadurch auch originell macht und trotzdem nicht zerfahren wirkt. Den Schreiberling stellt das zwar vor das Problem, daß ihm die Vergleiche fehlen, aber das soll mal das geringste Hindernis sein. Also hier ein paar Namen von Bands, deren Fans auch mit Amos was anfangen könnten: Ram Adonai, Mercenary (die Dänen!), Mindfield, die erwähnten Paradise Lost und Anathema, Antithesis, Desperation (als sie noch nicht Despairation hießen), Deep Inside Myself - eine alles andere als homogene Aufzählung, wie man sieht. Leicht progressive Elemente wie das Baßlead in "Evil's Root" (und das ausgerechnet im neben dem Intro einzigen der ersten acht Tracks, den der Bassist nicht selbst geschrieben hat) vereinfachen die Einschubladisierung auch nicht gerade. Fest steht, daß der metallische Faktor gewissen Schwankungen unterworfen ist - während beispielsweise "Memories" ein akustisches Intermezzo von reichlich zwei Minuten Dauer darstellt, düstert auch der folgende Titeltrack in der ersten Hälfte eher vor sich hin, wohingegen "Stranger" und besonders "Master" fast reinrassigen Power Metal bieten und "Eternal Love" wie klassischer Doom beginnt und eine Leadgitarre auspackt, die Candlemass auch auf "Chapter VI" nicht abgelehnt hätten, aber plötzlich ein speediges Solo dazustellt, das wider Erwarten nicht als Fremdkörper angesehen werden muß. Die fast progressiven "Evil's Root" und "The Son Of God" dagegen sind die schwerverdaulichsten Tracks der insgesamt 47 Minuten und erstgenannter einige der insgesamt sehr wenigen Passagen enthaltend, die noch etwas unausgereift wirken. Ansonsten eine eigenständige und sehr empfehlenswerte Veröffentlichung der lebendigen christlichen Metalszene Brasiliens.
Kontakt: www.amosband.hpg.com.br, amos_band@zipmail.com.br. In Deutschland ist die CD u.a. bei Whirlwind Music erhältlich.

Tracklist:
Prelude
In The Storm
Stranger
Promise
Flower Of Blood
Memories
Gothic Soul
Evil's Root
Master
Eternal Love
The Son Of God




www.Crossover-agm.de
© by CrossOver