Tja, Amerika ist groß, und so hatten die Jungs vom Iron Pages auch kein Problem, einen dritten Enzyklopädienband mit traditioneller zu Werke gehenden US- sowie kanadischen Metalbands, die in den 80er Jahren auf den Plan traten, zu füllen. Und das haben sie nicht nur in altbewährter Arbeitsweise, sondern auch größtenteils in gewohnter Qualität getan. Die Fraktion der Millionenseller ist in Gestalt von Ratt oder White Lion genauso vertreten wie szeneinterne Bekanntheiten vom Schlage Sanctuary, und obskure Kleinstbands werden wieder mal im Dutzend ausgegraben. Oder kennt einer von euch Assassin (natürlich nicht die deutschen um Michael Hoffmann, sondern die aus Kanada), Graven Image oder Nytrix? Na also. Der White Metal-Freund wird in Vol. 3 übrigens bedeutend öfter fündig als in den ersten beiden Bänden - auch hier reicht das Spektrum von Größen wie Whitecross über kleinere Acts wie Tempest oder Thunder Rider (hm, Otger, deine Zweifel, die als White Metal einzustufen, sind wohl unberechtigt) bis hin zu einer Reihe von White Metal-Samplern, auf denen sich dann auch nahezu völlige No Names wie Judea oder Neon Cross finden lassen. Und sämtliche Bands werden mal wieder mit allen möglichen und unmöglichen Informationen vorgestellt. Den größten Anteil des Geschriebenen steuerte diesmal Otger Jeske bei, und zwar im gewohnt knorrigen Stil. Dagegen hat mir Arno Hofmann schon mal besser gefallen (irgendwie paßte er in Stefan Riermaiers Raritätenbuch-Reihe besser rein). Stefan Glas verzichtete weitgehend auf seine lyrisch angehauchten Anwandlungen, kann aber trotzdem die am vergnüglichsten zu lesenden Beiträge des Buches auf seinem Konto verbuchen. Ja, und meine (Vorsicht, Ironie) allerliebste Sandra Eichner ist natürlich auch noch dabei und bescherte mir wieder mal akute Herzrhythmusstörungen. Direkter Auslöser war das Ratt-Kapitel, wobei nach Lektüre desselben auch noch die 74 Sauerkirschen, die ich tags zuvor auf einer verwilderten LPG-Plantage im nordthüringischen Heringen (Geheimtip!) gepflückt hatte, in meinem Magen mit den 28 halbwilden Pflaumen aus dem Goldborntal südlich von Heringen aneinandergerieten und energische Proteste in Richtung eines Ortes 47 km von Traunstein entfernt losschickten, damit Fräulein/Frau Eichner nahelegend, entweder diesen spöttischen, eventuell pseudo-pseudo-pseudokultig gemeinten Unterton in ihrem Geschreibsel abzulegen - und zudem ihre Kapitel hinterher nochmal von einem in Metalhistorie Bewanderten durchlesen zu lassen - oder aber Excalibur in den berühmten Tümpel zu werfen und schnellstens nach Avalon zu segeln, um dort als Kammerzofe von Morgane LeFay anzuheuern (jaja, im Hintergrund läuft gerade die neue Grave Digger). Dankenswerterweise verunstaltet die gute Frau nur wenige Kapitel des Buches (wenn ich mich recht erinnere, waren's vier), und ihr Engagement reicht nicht aus, um mich davon abzuhalten, jedem traditionsbewußten Metaller den Kauf von "US Metal Vol. 3" zu empfehlen. Zu diesem Behuf sende man einen 27 DM (incl. Porto) enthaltenden Briefumschlag an den I.P.-Verlag, DGZ-Ring 7, 13086 Berlin.

Otger Jeske, Arno Hofmann, Stefan Glas et al: US Metal Vol. 3. Berlin: I.P.-Verlag 1999. 208 Seiten. ISBN 3-931624-11-0. DM 25,50
 

© by CrossOver