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The Australian Pink Floyd Show   03.04.2014   Chemnitz, Stadthalle
von rls

Seit fast 30 Jahren erweisen die Australier Steve Mac (g, voc), Jason Sanford (key) und ihre seither neu hinzugekommenen Mitstreiter ihre Reverenz an Pink Floyd, und längst haben sie auch in Europa eine umfangreiche Fanbasis gewonnen, die ihre intelligent konzipierten Shows zu würdigen weiß. Bestes Beispiel ist dieser Donnerstagabend in Chemnitz: Wochentagsüber Rockkonzerte größeren Maßstabs in einer Stadt wie dieser zu veranstalten kommt einem gewissen Wagnis gleich, und der Große Saal der Stadthalle hat auch eine beträchtliche Publikumskapazität, die man erstmal zu aktivieren in der Lage sein muß. Das gelingt an diesem Abend fast ideal: Bis auf einige wenige Restplätze sind alle Sitze gefüllt.
Mit Spannung war erwartet worden, welches Programm die "Set The Controls ..." betitelte Tour bieten würde. Im Gegensatz zu vielen anderen Floyd-Coverbands, die querbeet Songs aus dem ganzen Schaffen von Waters & Co. spielen, gibt es bei The Australian Pink Floyd Show meist bestimmte thematische Schwerpunkte. Der Tourtitel könnte einen solchen beinhalten, mutmaßt vielleicht der eine oder andere Hörer, nämlich in Richtung eines Fokus auf den früheren, psychedelischeren Zeiten, also der Syd-Barrett-Ära und der Zeit kurz danach. Aber diese Vermutung stellt sich als inkorrekt heraus: "Set The Controls For The Heart Of The Sun" vom Zweitling "A Saucerful Of Secrets" steht zwar tatsächlich im Set, aber es bleibt der einzige Song aus dieser Frühphase. Einen anderen Fingerzeig gibt die Homepage der Chemnitzer Stadthalle, die das Beste von "Wish You Were Here", "The Wall" und "The Division Bell" ankündigt. Das wäre eine Bogenspannung über drei doch recht unterschiedliche Phasen der Bandgeschichte (mit dem Tourtitelsong als vierter Zutat), und in der Endabrechnung stellt sich dieses Konzept auch als weitgehend zutreffend heraus, freilich nicht ohne die anderen Alben komplett außen vor zu lassen - von der dunklen Seite des Mondes etwa dringen auch noch Strahlen bis nach Chemnitz. Nach den ersten beiden Songs erhofft mancher Hörer allerdings vielleicht sogar noch die Komplettdarbietung des "Wish You Were Here"-Albums, aber dann hätte statt "What Do You Want From Me" ja "Have A Cigar" folgen müssen. Trotzdem: Der besagte Einstieg mit dem unglaublich langsam, aber intensiv Spannung aufbauenden "Shine On You Crazy Diamond (Parts I-V)" hätte dramatischer nicht ausfallen können. Schon hier muß selbst der Konzertneuling bemerken, daß The Australian Pink Floyd Show in der Lage sind, die Pink-Floyd-Songs nahezu 1:1 zu reproduzieren, daß sie aber keineswegs sklavisch an den Vorlagen kleben, sondern selbstbewußt ihr eigenes Kolorit einbringen. Der Leadgitarrensound von Steve Mac unterscheidet sich in bestimmten Momenten jedenfalls sehr deutlich von dem David Gilmours. Und solche kleinen, aber stimmigen Variationen finden sich noch etliche während des Konzertes, ergänzt noch um einige humoristische Reverenzen an das große Vorbild, die etwas mit der Herkunft der huldigenden Band zu tun haben. Da wird auf die Videoleinwand im großen Leuchtring an der Bühnenrückseite mal eben das "Dark Side Of The Moon"-Prismamotiv projiziert - aber das Prisma hat die Form des australischen Kontinents. Ein Videozusammenschnitt bekannter australischer Künstler flimmert ebenso über die Leinwand und kombiniert Kylie Minogue mit AC/DC und den unvermeidlichen Men At Work, deren Hit "Down Under" der Soundmensch nach dem Gig als Rausgehmusik vom Band laufen läßt. Und dann wären da noch die gigantischen Bühnenfiguren: Hätte der acht Meter hohe Teacher, der rechts außen vor dem Ende des ersten Sets der Aufforderung, die Kids alone zu leaven, auch noch von anderen Floyd-Coverbands in Szene gesetzt werden können, so trifft das auf das kaum kleinere fies grinsende rosa Riesenkänguruh, das während "One Of These Days" hinten zentral auf der Bühne herumhopst, definitiv nicht zu. So verneigen sich The Australian Pink Floyd Show einerseits vor den großen Vorbildern, bringen aber durchaus auch eine eigene Note mit ins Konzept ein. Und daß alle Beteiligten erstklassige Musiker sind, versteht sich von selbst, wenngleich man sich an diesem Abend manchmal ein wenig Mühe geben muß, um im dichten und vollen Sound die eine oder andere Einzelleistung deutlich herauszuhören. Vor allem die Gesangsvielfalt ist interessant: Gleich beide Gitarristen singen auch, ebenso der Basser, einen hauptamtlichen Sänger gibt es aber auch noch (die drei Backgrounddamen, die wie üblich in "The Great Gig In The Sky" ihren großen Auftritt haben, seien nicht unterschlagen, von denen eine übrigens auf den eleganten Namen Lorelei McBroom hört), und nur der Keyboarder hat zwar ebenfalls ein Mikrofon vor sich, nutzt dieses aber lediglich für die beiden einzigen Ansagen jeweils am Ende der Sets. Von den Songs her tritt das vom Rezensenten bereits beim Brit-Floyd-Gig 2011 in Dresden erlebte Phänomen, daß er sich schon so sehr an die Nightwish-Coverversion von "High Hopes" gewöhnt hat, daß ihm die Originalversion viel fremder ist, auch an diesem Abend auf, allerdings in abgeschwächter Form, da Macs Hackbrettsolo hier schlicht und einfach nicht von dieser Welt ist (und überhaupt gibt es da so ein paar ausufernde Instrumentalparts im Set, die den Liebhaber mit der Zunge schnalzen lassen). Das Phänomen verdoppelt sich diesmal aber: "Set The Controls For The Heart Of The Sun" hat mittlerweile ja auch schon diverse Coverversionen erlebt (Hartgesottene hören sich auf Youtube die dekonstruktivistische Fassung von 1349 an), darunter auch eine der Israelis Salem, die der Rezensent früher kennenlernte als das Original, die er x-mal gehört und sehr schätzen gelernt hat - die Fassung dieses Abends bleibt logischerweise sehr nahe am Original und hat ihre ganz eigenen Qualitäten, aber ganz wird der Rezensent die Salem-Fassung an bestimmten Stellen doch nicht los.
Zweieinhalb Stunden Nettospielzeit stehen am Ende für The Australian Pink Floyd Show zu Buche, und nur sehr wenige Schönheitsfehler sind zu benennen. Von den Songs her überzeugt interessanterweise ausgerechnet "Wish You Were Here" nicht - es wirkt in dieser Livefassung überladen und komisch distanziert zugleich. Der größere Problemfall ist die Lichtshow, die nicht ganz so intensiv ausfällt wie weiland bei Brit Floyd, aber in puncto Blendungsintensität, Ablenk- und vielleicht auch Nervfaktor nach wie vor recht hohe Wert einnimmt. Augen schließen und nur zuhören erweist sich hier und da als bessere Strategie, auch wenn einem dadurch halt die Filme auf der Leinwand entgehen. Pink Floyd verstanden ihre Shows ja als eine Art Gesamtkunstwerk, folglich tun das auch The Australian Pink Floyd Show, und diese Strategie mag man eben, oder man mag sie eben weniger. Rein musikalisch jedenfalls überzeugen die zehn Musiker (es ist ein Livebläser dabei, wenngleich nur zweimal im Einsatz) nahezu ohne Wenn und Aber und profilieren sich als eine der besten Pink-Floyd-Tributbands dieses Universums.

Setlist:
Shine On You Crazy Diamond (Parts I-V)
Welcome To The Machine
What Do You Want From Me
Coming Back To Life
Time
Breathe (Reprise)
The Great Gig In The Sky
Us And Them
The Happiest Days Of Our Lives
Another Brick In The Wall Part 2
---
Pigs (Three Different Ones)
Set The Controls For The Heart Of The Sun
Young Lust
High Hopes
Hey You
Wish You Were Here
One Of These Days
Comfortably Numb
---
Run Like Hell



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