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Stahlfest V mit Negator, Obscenity, Into Darkness   01.03.2014   Leipzig, Moritzbastei
von ta

Leipzig hatte eigentlich immer eine recht gesunde Metal-Szene. Aber entweder meine Wahrnehmung spinnt oder das fünfte Stahlfest war wirklich so enttäuschend, was die Publikumsresonanz betrifft. Doch fangen wir von vorne an.
Los geht's eigentlich mit SEKTOR, die ich allerdings verpasse, weil ich aus selbstverschuldeten Gründen um 19:30 Uhr noch nicht vor Ort bin. Die erste Band werden deshalb INTO DARKNESS, die Old School Death Metal mit technischen Einsprengseln bieten, der in jederlei Hinsicht das Prädikat "solide" verdient: Songs, Spiel und Show gehen in Ordnung, aber die Höhepunkte fehlen. Dennoch sympathische Band - und Triobesetzungen haben sowieso Kultbonus.
Anschließend dürfen OBSCENITY ran, Grund eins meines Kommens. Deren Death Metal ist ebenfalls alte Schule - Obscenity feiern anno 2014 ihr 25-jähriges Bestehensjubiläum -, aber in Sachen Songwriting und Arrangements makellos. Zudem ist das Durchschnittstempo angenehm hoch und die Band groovt wie Schwein. Auf Platte sind Obscenity absolut Bombe. Live kommt davon nicht alles rüber, was unter anderem daran liegt, dass Schlagzeuger Sascha Knust nicht triggert und infolgedessen bei den Blastbeats viel Druck verloren geht. Das macht Knust allerdings mit unglaublicher Energie und Grimasserei wieder wett. Live definitiv eine Topsau! Als die erste deutsche Ansage ertönt, denke ich kurzzeitig, dass Ursänger Oliver Jauch wieder ins Obscenity-Camp zurückgekehrt ist (eine gewisse optische Ähnlichkeit ist auch da), doch der neue Mann heißt Tobias Müller, ist auf keinem der bisherigen Alben zu hören und bestreitet den Gig souverän. "Souveränität" beschreibt Obscenity ohnehin gut - die Band ist klasse eingespielt, auch komplexe Breaks sitzen und mit Jörg Pirch steht nicht nur ein Könner seines Fachs am Bass, der Kerl sieht auch aus wie ein Jazzer und hat den Bass knapp unterm Hals hängen.
Doch das Publikum ist undankbar. Trotz mehrmaliger Aufforderung traut sich keiner an die Band ran, so dass den ganzen Gig über eine Anderthalb-Meter-Lücke vor der Bühne klafft. Auch die Reaktionen sind zwar wohlwollend, aber verhalten: Nettes Nicken während der Songs, bescheidenes Klatschen danach, die Meute wirkt satt und müde. Die Band indes lässt sich keinen Ärger anmerken und schreibt später bei Facebook "We had a shitload of fun" - ein weiterer Punkt auf der Souveränitätsskala.
NEGATOR trifft es noch härter. Bei denen ist nämlich auch der Sound wirklich hundsbeschissen, Gitarre und Bass den ganzen Gig über ein einziges Rauschen. Und dazu kommt abermals ein Publikum, bei dem keine Begeisterung rüberkommt: Nach fünf Sekunden Anstandsklatschen ist regelmäßig Stille, die ohnehin nur einige hundert Menschen fassende Veranstaltungstonne leert sich während des Gigs zusehend und die Zwischenrufe nach Dark Funeral - bei denen Sänger Nachtgarm zeitweilig sang - lassen unter diesen Umständen ebenfalls einen gewissen Respekt vermissen. Man sollte Negator weißgott nicht bierernst nehmen, aber das Inferno, welches die Band musikalisch loslässt, nötigt einem doch zumindest einen gezogenen Hut ab. Intensiv, kompromisslos und rasend schnell erinnert der Panzer Metal live ein wenig an Behemoth in mittelalten "Satanica"/Thelema 6"-Tagen, wenn auch die Songs nicht durchweg Treffer sind. Hinzu kommt ein angenehm natürliches Auftreten von Nachtgarm, der die Fakten nüchtern benennt: "Der Song ist von 'Gates To The Pantheon', wer von euch hat das Album? Ich zähle fünf." Kein Vergleich mit den Posern von Dark Funeral. Am Ende gibt's trotz strafender Blicke der Gitarrenfraktion noch eine Zugabe für die hüftlahmen Leipziger. Schade drum.

Setlist NEGATOR:
1. Epiclesis
2. The Last Sermon
3. Feuersturm
4. Dignity Of War
5. Nergal, The Raging King
6. Carnal Malefactor
7. Gloomy Sunday
8. Serpents Court
9. Panzer Metal
10. The Urge For Battle
11. Atonement In Blood
12. Eisen Wider Siechtum
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13. Der Infanterist



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