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Flesh Gordon   01.07.2010   Chemnitz, Theaterplatz
von rls

Fünf Tage lang hatte ein buntes Spektakel namens Sommerwerkstatt den jüngeren und junggebliebenen Chemnitzern Kreativangebote auf dem Theaterplatz unterbreitet - eine Aktion, die bereits seit mehreren Jahren allsommerlich stattfindet. Die Abende gehörten dabei jeweils musikalischen Darbietungen verschiedenster Stilrichtungen. Den letzten Abend konnte man sich wettergerecht mit Reggae einläuten lassen, bevor der Dresdner Liedermacher Sebastian Hackel in klassischer "Mann mit Gitarre verbessert die Welt oder singt über Liebe"-Manier übernahm. Mit 20 Minuten Verspätung gegenüber dem Zeitplan setzten Flesh Gordon dann den Schlußgong, nachdem schon die Umbaupausenmusik mit u.a. Edguy ins Stilgerechte gewandelt worden war.
Flesh Gordon haben laut ihrer Homepage momentan mal wieder zwei Gitarristen in der Besetzung (sie imitieren diesbezüglich immer mal Spinal Tap), aber auf der Bühne stand an diesem Abend nur einer, und der hörte sogar auf einen anderen Namen als die, die die Homepage nennt. Ob das Fehlen eines zweiten Gitarristen der Grund war, wieso manche Passage an diesem Abend ein wenig punkig klang, kann weder bewiesen noch dementiert werden, aber dem Publikum dürfte das sowieso egal gewesen sein - es bestand augenscheinlich weniger aus Die Hard-Anhängern der Band, die entsprechende Vergleiche zu Gigs oder gar konservierten Fassungen hätten ziehen können. Auffällig war, daß Flesh Gordon aus ihrem angeglamten Hardrock diesmal hauptsächlich recht flotte Stücke ausgewählt hatten - surreal dagegen die Szene, als das Quartett einen Halbakustikblock einschob und während dessen erstem Song die Besucher der "Evita"-Musicalaufführung aus dem benachbarten Opernhaus strömten, von denen einige sogar "hängenblieben", allerdings anderthalb Songs später, als die Band wieder zum flotten Hardrock zurückkehrte, überwiegend das Weite suchten. "Metal Up Your Heart", anno 2009 auch mal Veranstaltungsmotto einer Mini-Konzertreise mit zwei Gigs gewesen, eröffnete den Set mit akuten Soundproblemen - den Sänger hörte man hier nämlich bis zu den letzten Tönen überhaupt nicht und fühlte sich erstaunlicherweise auch nicht so sehr gestört dadurch. Im Verlaufe des Sets bemerkte man dann allerdings, daß er sich stimmlich doch etwas weiterentwickelt hat - er traf immer noch nicht alle Töne, hielt aber singkonditionell bis zum Ende durch und hatte sich die Eigenart, Töne durch ein quietschendes Abschmieren nach oben zu beenden, weitgehend abgewöhnt. Gitarrist und Bassist unterstützten ihn mit Backings, ersterer eher melodisch, zweiterer etwas herber. "Power Rangers", sozusagen der "Bandhit", erklang diesmal in der Setmitte und in einer ungewöhnlich basisch-reduzierten Fassung, von den anderen Songs wußte vor allem das noch recht junge "Speed" zu überzeugen (kein Cover von Angra natürlich - bis dahin müßten Flesh Gordon doch noch etwas stricken). Ihrem Ruf als modisch absonderlichste Band von Chemnitz machte die Truppe natürlich auch an diesem Abend wieder alle Ehre, und obwohl sich der Sänger mit Ansagengequassel diesmal etwas zurückhielt (oder vielleicht auch gerade deshalb), lag der Unterhaltungswert der leider etwas kurzen 40 Minuten Spielzeit auf einem doch recht hohen Niveau. Die Spielzeit dürfte freilich extern induziert gewesen sein: 22 Uhr Ende der Livemusik - und da rächten sich dann eben die Zeitverzögerungen aus dem vorher gelaufenen Programm.



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