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Subsignal, Alias Eye   08.04.2010   Mannheim, 7er
von gl

Der Kreis schließt sich: Vor 6 Jahren spielten Alias Eye als Vorgruppe von Saga, nun übernehmen Subsignal diese Rolle. Und beide Bands spielten bereits 2009 eine kleine Tour gemeinsam und wiederholen dies heute. Von der Papierform her betrachtet hätten Subsignal für Alias Eye, welche bereits drei Alben veröffentlichten und immerhin seit 1998 existieren, eröffnen müssen, doch es ist umgekehrt. Nicht nur ein schreibender Kollege, Marco "Lieblingswort: zwo" Magin, seufzt: "Was hätte aus der Band werden können ..." Die Mannheimer haben ihre Band eben in den letzten zwei Jahren nicht als Priorität gesehen, spielen seit langer Zeit endlich wieder in ihrer Heimatstadt und haben abermals einen Wechsel in ihren Reihen wegzustecken: Keyboarder Vytas Lemke hat die Band verlassen, was auch bedeutet, daß seine Akkordeon-Einsätze der Vergangenheit angehören, was die Konzerte m.E. stets aufwertete. Vor einer überschaubaren Zuschauermenge von ca. 50 Leuten (nein keine ausschweifenden Anmerkungen zu den Besucherzahlen im 7er, sonst wird das noch zum Running Gag hier ...) beginnt die neu aufgestellte Band mit "History Lesson" vom noch immer aktuellen "In Focus"-Album von 2007. Die betörende Stimme von Philip Griffiths hat nichts von ihrer Faszination verloren, warum konnten wir dieses Organ nicht öfter hören? Irgendwie verständlich, daß älteres Songmaterial, als der aktuelle Gitarrist Mathias Wurm noch nicht in der Band war, weniger gespielt wird, aber er lässt beim Solo zu "Fake The Right" vom leider unterrepräsentierten genialen "A Different Point Of You"-Album auch leider das Gefühl seines Vorgängers ein wenig vermissen. Und man macht den Fehler, zu viel neues (unveröffentlichtes) Songmaterial zu spielen, wovon ein Song zwar klasse ist, ein anderer z.Zt. mit dem Arbeitstitel "Lui's Knackidee" versehen aber auch regelrecht wirr und unfertig wirkt. Nicht nachzuvollziehen, wenn dies zu Lasten toller bestehender Songs geht.

Philip Griffiths (Alias Eye)  Frank Fischer (Alias Eye)



Subsignal konnten sicher einiges von Saga lernen, mitunter auch wie man es nicht machen sollte, nämlich deutlich angetrunken wie Jim Crichton auf die Bühne zu gehen. Das ist nicht einmal Backstagegerede, haben sich doch bei Konzerten in der Vorwoche Besucher wutschnaubend an den Abendkassen beschwert und wollten ihr Geld zurück! Man muß auch einmal Wahrheiten aussprechen! Die Band kennt den Club gut, spielten sie hier doch vor einem Dreivierteljahr ihr allererstes Konzert überhaupt, und heute haben sie komfortabel Zeit für einen längeren Set, dessen Liedreihenfolge sich nach einer veröffentlichten Platte im Grunde selbst schreibt.
Dr. Markus Steffen  'Nun zeig mal, was du so draufhast, Ralf!'

David, hast Du zuviel 'Marbles' von Marillion gehört ?!? ;-) :-)  Arno Menses
Doch das Album wird keineswegs nur komplett runtergespielt (um es exakt zu sagen: "I Go With The Wind" fehlt als einziger Song davon), sondern die Art und Weise, wie das deutsch-holländische Quintett heute unterhält, wirkt hochprofessionell und erheblich gut aufeinander eingespielt, eben nicht wie 5 (Hobby-)Musiker, die weit voneinander wohnen und nur ein paar Konzerte im Jahr zusammen spielen. Und hier sei besonders einmal auf die Rolle der stets im Hintergrund singenden Ralf Schwager (Bass) und David Bertok (Keyboards) verwiesen. Ohne deren Chöre würde der Sound der Band nämlich nicht so warm und dicht aus den Boxen kommen. An der Front natürlich Sänger Arno Menses, wie immer mit Schiebermütze, der es nach wie vor vorzieht, seine Ansagen auf Englisch zu machen. Links neben ihm (Dr.) Markus Steffen, der sich ob dieses Titels auch gleich einen Spruch bei der Vorstellung von seinem Sänger gefallen lassen muss. (Zur Info: Er erwarb jenen eben nicht wie heute kolportiert als Frauenarzt, sondern in Germanistik.) Markus verzückt heute einmal mehr mit traumhaftem Gitarrenspiel. Endlich bleibt im Gegensatz zu der Vorgruppenposition ausreichend Zeit, solch Mini-Epen wie "The Sea" oder das fast zehnminütige "Beautiful & Monstrous" aufzuführen und ich denke, der Unterzeichner ist nicht der Einzige, den diese Musik regelrecht glücklich macht und in Gedanken schweben lässt. Ergänzend werden heute noch drei Songs eingestreut von einer Band, in der zwei Bandmitglieder einmal gespielt haben. Deren Name braucht gar nicht erwähnt zu werden, die Anwesenden wissen zu 95% Bescheid, und bei wem dies nicht der Fall ist, der wird vor Ort direkt aufgeklärt (stimmt's, Bernd?). "Eyes Wide Open", "Unbreakable" und (für mich überraschend) als Zugabe "Lonely Views Of Condors" fügen sich elegant ohne Fremdkörperwirkung in den Fluß des Konzertes ein.
Von Sieges Even zu SUBSIGNAL: Markus und Arno  Ralf Schwager

Roel van Helden  David Bertok (Keyboards)
Ein hervorragender Auftritt, an dem kaum was zu kritisieren ist, außer vielleicht der Tatsache, daß der Soundmann bei den letzten drei Liedern meint, immer noch ein wenig lauter drehen zu müssen, was eine ärgerliche Unsitte geworden ist. Ansonsten war die Straße für Subsignal im März 2010 ziemlich lang und sie wird nächstes Jahr wohl noch länger, denn hinterher erfährt man von den Bandmitgliedern die frohe Kunde, daß die Produktion der zweiten Platte aufgrund des Erfolges der ersten bestätigt wurde.

Fotos: Georg Loegler






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