www.Crossover-agm.de ALIAS EYE: In Focus
von gl

ALIAS EYE: In Focus   (QuiXote Music / Pängg Distribution)

Mit über drei Jahren haben sie eine (zu) lange Pause eingelegt, doch jetzt haben wir sie wieder: Die Mannheimer Band legte um den Jahreswechsel ihre 3. CD vor. Warum es so lange dauerte, wurde beim Konzert nicht nur mit Kinderkriegen und Häuslebauen begründet, sondern auch damit, dass Drummer Ludwig Benedek jeden musikalischen Vorschlag der anderen gleich abbügelte mit "Gibt's schon, hatten wa schon bei anderes Bands"! Schließlich ist es der Band doch gelungen, elf wiederum hervorragende anspruchsvolle Kompositionen abzuliefern, die einmal mehr ihren Status als Ausnahmeband belegen. Hier gibt's kein Mittelmaß, alles ist durchdacht, ausgeklügelt und natürlich erneut mit dem Wohlfühl-Flair ausgestattet, das auch die letzte Platte "A Different Point Of You" auszeichnete. Die Band, die jetzt einen neuen Gitarristen in ihren Reihen hat (Matthias Wurm ersetzt Matthias Richter) ist diesmal, wenn man es denn zusammenfassend so sagen darf, vielleicht etwas basischer, um nicht zu sagen rockiger, vorgegangen, was man ggf. schon daran sieht, dass es diesmal gar keine Songs über 5 Minuten gibt, was vor 3 Jahren eher die Regel war. "I'm Your Lie" fängt richtig kernig an, um dann zwischenzeitlich völlig sanfte Passagen zu bieten, dieses Wechselspiel ist sehr beeindruckend, die angenehme Stimme von Philip Griffiths beherrscht beides souverän. In dem Stück wirkt übrigens der alte Gitarrist noch nach, da er das Stück mitkomponiert hat. Der "neue" Matthias, der bei mir (man muss es wohl so sagen) einen schweren Stand hat, da für mich der "alte" Matthias der beste und vor allem verkannteste Gitarrist im Rhein-Neckar-Raum ist, trumpft gleich im zweiten Stück richtig fett auf an der Klampfe und überzeugt gleich mal einen Skeptiker wie mich. Ein Stück mit "Ringe-Ding-Dong"-Gesängen zu beginnen, ist schon äußerst außergewöhnlich, aber DAS VERGISST MAN NICHT! So etwas bleibt haften, so dass beim Konzert, in dem die Platte erstmals live vorgestellt wurde, gar ein "Ringe-Ding-Dong"-Zwischenruf erschallte. Der Song dazu, "The Call" ist ein heavy Kracher, an dem die Band mal richtig mit Metal-Riffs zulegt, aber natürlich wieder mit interessantem unerwartetem spartanisch instrumentiertem Zwischenteil und einem kleinen Flamenco-Flageolett-Ende, super! "Enlighten Them" mit dem etatmäßigen Keyboarder Vytas Lemke hier am Akkordeon bietet wieder diese andere Klangfarbe, die ALIAS EYE auszeichnet, dieses genreübergreifende Element, das sie völlig von anderen Bands abhebt. Auch das sehr bedächtige "Books" ist eine (diesmal alleinige) Lemke-Komposition, nur mit Piano und Gesang, und erzählt davon, dass all die Bücher, die er gelesen hat, ihn letztendlich "deaf and blind" machen und dieses Kleinod ist einfach hervorragend. ("The more I read, the less I know" - man bedenke, der Mann ist Lehrer!) Die ganze Band kehrt zurück zu dem mit einem leicht abgehackt klingenden Riffing versehenen "History Lesson", auch wieder ein gutes Stück, aber die Band kann eh keine schlechten schreiben! (Bzw. die wurden vorher aussortiert - s.o.!) Ebenso wie "Rhodesian Rhapsody", in dem Philip das Digderidoo erklingen lässt, und zwar eben nicht solo mit minutenlangem Gewaber, wie das sonst mit diesem Instrument geschieht, sondern im Song eingebaut und als Outro. "Hold On" ist ein weiteres Stück, das so wunderschön ist, dass man schon ein grober Klotz sein muss, um hier nicht zu attestieren, dass das ganz große Kunst ist, was die Band vorlegt. Wenn die Jungs nicht so verwurzelt in Mannheim wären mit ihren Berufen und Musik nach wie vor aus Freude und als zeitintensives Hobby machen würden und nicht auf Biegen und Brechen auf Erfolg angewiesen sind, wundert es mich schon lange, dass solch ein Ausnahme-Sänger wie Philip nicht längst von einer namhaften Kombo "abgeworben" wurde. Bei "To Be Or Not To Be... Revisited" sei einmal die kompositorische Klasse auch bei den Texten gelobt, es hilft schon, wenn man einen Native-Speaker in der Band hat. Die letzten beiden Stücke bieten neben einer kleinen Jam-Session-Einlage zwischen Gitarre und Keyboard und einem Gast-Auftritt von Sängerin Anna-Sabrina (zugegeben, ich war schon etwas abgelenkt, nicht nur von der Stimme - als sie die Bühne betrat, waren die 5 Herren für ein paar Augenblicke Nebensache ...!) noch einen weiteren versteckten lustigen Bonus-Song. Auf den stößt man erst, wenn man den letzten Song 6 Minuten weiterlaufen lässt, was auch mein einziger Kritikpunkt an der CD ist. Anfänglich stufte ich die CD nicht so hoch wie den Vorgänger ein, nach mindestens 10 Durchläufen ist auch "In Focus" ein kleines Meisterwerk geworden, anders aber nicht minder begeisternd. Gitarrist Matthias Wurm, der im übrigen maßgeblich an den Aufnahmen beteiligt war (kein Wunder, fanden die Aufnahmen doch in seinem Studio statt) fügt sich hervorragend in die Band ein und hat auch mich überzeugt: Danke, Jungs! - Ja, ich bin stolz, dass die weiterhin beste Band in und um Mannheim nach wie vor ALIAS EYE ist!
Kontakt: www.aliaseye.com, www.quixote-music.de

Tracklist:
I'm Your Lie
In Denial
The Call
Enlighten Them
Books
History Lesson
Rhodesian Rhapsody
Hold On
To Be Or Not To Be... Revisited
Falling
How We Perceive
 




www.Crossover-agm.de
© by CrossOver